Europäisches Übersetzer-Kollegium – Wikipedia
Das Europäische Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen in Straelen e. V. (EÜK) ist ein deutscher Verein in Straelen. Er dient der Förderung professioneller literarischer Übersetzungen und wurde am 10. Januar 1978 auf Initiative des in Straelen geborenen Beckett-Übersetzers Elmar Tophoven, und von Klaus Birkenhauer (1934–2001),[1] damals Vorsitzender im Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, gegründet. Vorbild dafür war die mittelalterliche Übersetzerschule von Toledo, in der Gruppen von Übersetzern die nur noch in Arabisch erhaltenen griechischen Klassiker ins Lateinische übersetzt hatten. Das EÜK verfügt über die weltweit erste und größte Spezialbibliothek für Literatur- und Sachbuchübersetzer mit einem Bestand von 125.000 Bänden, darunter 35.000 Lexika, Wörterbücher und Nachschlagewerke in 275 Sprachen und Dialekten.[2] Das EÜK ist das weltweit älteste und bis heute größte Arbeitszentrum für literarische Übersetzer, dessen Konzept in vielen Ländern Nachahmer gefunden hat.
Die Finanzierung erfolgt im Wesentlichen durch das Land Nordrhein-Westfalen, durch die Stadt Straelen und durch Projektmittel verschiedener Institutionen.
Der Verein kooperiert mit der Kunststiftung NRW bei der Vergabe ihres mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreises der Kunststiftung NRW sowie bei den Straelener Atriumsgesprächen, die seit 2007 regelmäßig im EÜK stattfinden und in denen ein bekannter deutscher Autor über mehrere Tage mit seinen ausländischen Übersetzern an seinem aktuellen Werk arbeitet, damit alle Probleme, die bei der Übersetzung entstehen, diskutiert und geklärt werden können.
Jährlich kommen circa 750 Gäste aus etwa 50 Ländern zu einem Arbeitsaufenthalt.
Gebäudekomplex
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das EÜK ist seit seiner Gründung in einem Gebäudekomplex aus zunächst fünf, heute sechs teils denkmalgeschützten Häusern im Stadtzentrum von Straelen untergebracht. Die direkt neben der Kirche St. Peter und Paul liegenden Häuser Kuhstraße 15, 17, 19 und Kirchplatz 2, 4, 6 umschließen ein mit Glas überdachtes Atrium, das für Vorträge, Lesungen, Pressekonferenzen, Preisverleihungen und Feierstunden genutzt wird.
Den pittoresken Altstadthäusern sieht man von außen nicht an, dass sie im Inneren miteinander verbunden und nicht voneinander zu unterscheiden sind. Der Komplex, der im Norden auch eine kleine Terrasse mit etwas Grün besitzt, wirkt auf Besucher wie ein einziges Gebäude, nämlich wie eine Spezialbibliothek. Die Gänge und Räume der fünf Altbauten sind stark verwinkelt und besitzen in weiten Bereichen knarzende Holzfußböden, die zum speziellen Charme des Gebäudeensembles beitragen. Bei dem Seminarhaus im Osten (Kuhstraße 19) handelt es sich um einen Neubau, der über eine Brücke im ersten Stock mit dem Altbau verbunden ist.
Ende 2023 schloss das EÜK Straelen für ein Jahr seine Tore, damit eine umfassende energetische Sanierung sowie eine Verbesserung des Brandschutzes vorgenommen werden konnte. Die Wiedereröffnung ist für das Frühjahr 2025 geplant.
Fotogalerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schild am Haupteingang des EÜK Straelen
- Das Gebäudeensemble des EÜK im Stadtzentrum von Straelen. Nur das Gebäude ganz rechts gehört nicht dazu.
- Die Rückseite des EÜK Straelen.
- Das EÜK Straelen verfügt über eine Terrasse, die bei schönem Wetter zum Verweilen einlädt.
- Das Atrium des Europäischen Übersetzer-Kollegiums Straelen wird für Vorträge, Lesungen, Preisverleihungen und sonstige Veranstaltungen genutzt.
- Das Atrium des EÜK Straelen erstreckt sich über zwei Etagen und ist mit einem Glasdach versehen.
- Das EÜK Straelen ist auch eine Spezialbibliothek für Übersetzer.
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2006 365 Orte im Land der Ideen im Rahmen des Projekts Deutschland – Land der Ideen
- 2013 Institutionenpreis Deutsche Sprache
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eike Schönfeld: Straelen, die Anfänge, in: Souveräne Brückenbauer. 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer. Hg. Helga Pfetsch. Sonderheft Sprache im technischen Zeitalter, SpritZ, Hg. Thomas Geiger u. a., Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22284-0 ISSN 0038-8475 S. 197–201
- Karin Heinz, Regina Peeters, Hgg.: Warum ich so oft nach Straelen fahre? Gedanken, Erinnerungen und Erkenntnisse zum fünfundzwanzigsten Jahr des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen. Sammelband. Europäisches Übersetzer-Kollegium, Straelen 2003, ohne ISBN
Institutionen in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zusammen mit dem EÜK sind weitere 14 derartige Zentren verbunden im Réseau européen des centres internationaux des traducteurs littéraires, RECIT, das seinen Sitz an der University of East Anglia in Norwich hat.[3]
- Belgien, Löwen, Vertalershuis, flämisch
- Belgien, Antwerpen, Seneffe, Centre européen de traduction littéraire, CETL, francophon
- Bulgarien, Sofia
- Deutschland, Literarisches Colloquium Berlin
- Estland, Tallinn
- Frankreich, Arles
- Italien, Rom
- Lettland, Ventspils
- Niederlande, Amsterdam, Vertalershuis
- Schweiz, Übersetzerhaus Looren
- Schweden, Visby
- Ungarn, Balatonfüred
- Vereinigtes Königreich, Norwich, BCLT British Center for literary translators
- Vereinigtes Königreich, Norwich, National Centre for Writing
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website des EÜK
- darin: Klaus Birkenhauer, Im Verborgenen. 1978. Über das literarische Übersetzen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ zu ihm Helmut Frielinghaus: "Ich betrachte mich als Kommunikations-Handwerker." Klaus Birkenhauer, in Karin Heinz, Regina Peeters Hgg.: Warum ich so oft nach Straelen fahre? Gedanken, Erinnerungen und Erkenntnisse zum 25. Jahr des Europäischen Übersetzer-Kollegiums Nordrhein-Westfalen in Straelen. Straelener Manuskripte-Verlag, Straelen 2003
- ↑ Bibliothek
- ↑ Website