Ecomobile – Wikipedia

Peraves Ecomobile (im Stand mit ausgefahrenen Stützrädern)
Peraves mit BMW-R-Motor (erste Modellreihe)
Peraves mit BMW-K-Motor

Das Ecomobile ist ein Kabinenmotorrad der Peraves AG in Winterthur, das ab 1984 gebaut wurde.

Der Schweizer Arnold Wagner erhielt 1983 ein Patent zur Einrichtung zum Betätigen einer Stützvorrichtung für ein Einspurfahrzeug,[1] die technische Voraussetzung für ein Kabinenmotorrad, für das er 1984 ebenfalls ein Patent erhielt.[2]

Die ersten Fahrzeuge, des von Wagner gegründeten Herstellers Peraves, wurden 1984 unter dem Namen „Oemil“ (OEkoMobIL) oder „Peraves Oemil“ mit dem Motor der BMW R 100 und ab Herstellungs-Nr. 5004 mit dem Motor der BMW K 100 angeboten. Da Peraves eine Verwechslung mit der Öko-Bewegung vermeiden wollte, wurde das „OEkoMobIL“ in „Ecomobile“ kurz „ECO“ (interne Bezeichnung W18 K5) umbenannt. Bis 2005 sind 91 ECOs, angetrieben von Motoren der BMW K-Typen, hergestellt worden.

2006 kam die Weiterentwicklung MonoTracer mit dem Motor der BMW K 1200 RS auf den Markt; einzelne Exemplare mit Turboaufladung und bis zu 190 PS sollen eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h erreicht haben. Vom MonoTracer wurden bei Peraves 58 Fahrzeuge gebaut, davon 12 mit Elektro-Antrieb, genannt MonoTracer-MTE-150.[3] 2010 gewannen die zwei Prototypen des MonoTracers-MTE (auch X-Tracer genannt), den X-Prize in den USA (2,5 Mio. $ (USD)) mit der weitaus besten Effizienz von > 200 mpg/e Verbrauch, entsprechend einem Benzinverbrauch von etwa 1,1 l100 km.

Seit 2009 wurde die Fahrzeugproduktion teilweise in das Gemeinschaftsunternehmen Bohema Mobil und Peraves CZ in Brno-Medlanky (Tschechien) ausgelagert. Im Oktober 2014 meldete die Peraves AG Konkurs an; das Konkursgericht Uster löste die Firma wegen Zahlungsunfähigkeit auf.[4]

Die Technik wird (Stand 2023) aus Tschechien heraus weiterhin angeboten. Aus markenrechtlichen Gründen wurde das Fahrzeug von MonoTracer in Monoracer umbenannt. Ende 2016 sollte die Fertigung des benzinbetriebenen Modells eingestellt und ab 2017 nur noch eine batterie-elektrische Variante angeboten werden, 2023 ist nur noch die elektrische Variante verfügbar, genauso wie Ersatzteile für alle ab 1987 gebauten Fahrzeuge.

Im 3,65 m langen, 1,52 m hohen und 1,25 m breiten MonoTracer mit einem Leergewicht von 485 kg sitzen Fahrer und Beifahrer durch Dreipunktgurte gesichert hintereinander in einem stromlinienförmig optimierten Fahrzeugkörper. Dieser besteht aus Aramidfaser-verstärktem Kunststoff mit einlaminierten Stahlrohr- oder Aluminiumguss-Verstärkungsteilen. Im Heck des Fahrzeugs befindet sich ein Gepäckraum. Der Luftwiderstand ist durch die windschnittige Form mit einem Luftwiderstandsbeiwert cw von 0,19 und der kleinen Stirnfläche von ≈ 1 m² niedrig. Mit der Motorisierung der BMW K 1200 RS (85 kW) wird eine Höchstgeschwindigkeit von über 240 km/h erreicht. Der Benzinverbrauch wird bei konstant 90 km/h mit 3,6 l100 km und bei 120 km/h mit 4,4 l100 km angegeben.[5]

Um das Konzept der geschlossenen Fahrerkabine möglich zu machen, sind auf beiden Seiten einklappbare Stützräder angebracht. Diese werden durch einen Schalter am Lenker abgesenkt oder angehoben. Damit keine Fehlbetätigungen wie Einziehen im Stand oder bei zu geringer Geschwindigkeit oder unabsichtliches Ausfahren bei hohen Geschwindigkeiten möglich sind, blockiert ein <Fail-passives> Computersystem in Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Querbeschleunigung solche Betätigungsfehler. Den Fahrer wird mit grünen Leuchtanzeigen auf mögliches Anheben oder Absenken hingewiesen. Werden die Stützen, welche zum Ausfahren etwa 0,5 Sekunden benötigen, bei Schrittgeschwindigkeit nicht ausgefahren, ertönt ein Warnton. Falls der Fahrer nicht mit Absenken reagiert, kippt das Fahrzeug im Stand auf die Seite. Dabei fangen die eingezogenen Stützräder den Sturz weich ab und das Fahrzeug nimmt keinen Schaden. In schnellen Kurven ist es bei einer Schräglage von 52 bis 55 Grad möglich, die eingefahrenen, kurveninneren Stützräder zusätzlich auf den Boden zu bringen und die Kurve auf drei Rädern zu durchfahren.

Der Antrieb wird von BMW zugekauft. Er entstammt der Vierzylinder-Motorrad-Baureihe BMW K 100 (Ecomobile) und BMW K 1200 RS (MonoTracer) und leistet zwischen 90 und 130 PS. Das Fünfgang-Motorradgetriebe ist so verändert, dass dem Fahrer vier Vorwärtsgänge und ein Rückwärtsgang zur Verfügung stehen. Die elektrischen MTE-Fahrzeuge werden von Brusa- oder AC-Propulsion-MTE-Motoren angetrieben.

Zulassungstechnisch wird das Ecomobile/MonoTracer wie ein Motorrad behandelt. Zum Führen des ECOs oder des MonoTracers ist der Führerschein der Klasse A Voraussetzung. Das Fahren eines solchen Kabinenmotorrads ist lernbedürftig. Insbesondere muss dem Fahrer klar sein, dass er aufgrund der kleinen Silhouette von anderen Verkehrsteilnehmern später wahrgenommen wird.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Patent EP0097623B1: Einrichtung zum Betätigen einer Stützvorrichtung für ein Einspurfahrzeug. Angemeldet am 22. Juni 1983, veröffentlicht am 25. März 1987, Anmelder: Peraves AG für Flug- und Fahrzeugentwicklungen, Erfinder: Arnold Wagner.
  2. Patentanmeldung EP0097622A1: Einspur-Kabinenfahrzeug. Angemeldet am 22. Juni 1983, veröffentlicht am 4. Januar 1984, Anmelder: Peraves AG, Erfinder: Arnold Wagner.
  3. spiegel.de Peraves Monotracer (abgerufen am 2. April 2015)
  4. gespann-news.de (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive) Kabinenmotorräder nun aus Tschechien (abgerufen am 2. April 2015)
  5. satw.ch (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 2. April 2015)