Eduard Künneke – Wikipedia

Eduard Künneke (* 27. Januar 1885 in Emmerich; † 27. Oktober 1953 in Berlin-Wannsee) war ein deutscher Operettenkomponist.

Signatur (1938)

Künneke, Sohn eines Kaufmanns, studierte von 1903 bis 1905 in Berlin Musikwissenschaft und Literaturgeschichte. 1905 bis 1906 besuchte er eine Meisterklasse bei Max Bruch. 1907 bis 1909 war er als Korrepetitor und als Chorleiter am Neuen Operettentheater am Schiffbauerdamm tätig. Von 1908 bis 1910 arbeitete er zugleich als Dirigent für das Plattenlabel Odeon, 1910 bis 1911 war er Kapellmeister am Deutschen Theater. Nachdem seine Oper Robins Ende (1909) nach der Uraufführung am Nationaltheater in Mannheim an 38 deutschen Bühnen nachgespielt wurde, gab er die Funktion des Chorleiters ab. Ab 1906 war er Dozent für Gesangsbegleitung am Stern'schen Konservatorium[1].

Während seiner Kapellmeisterzeit bei Max Reinhardt komponierte Künneke für die Inszenierung des Faust II die Bühnenmusik.

Gedenktafel für Künneke in der Berliner Giesebrechtstraße

Eduard Künnekes leichtbeschwingte Musik zeichnet sich durch Rhythmus und harmonische Stilbilder aus. Sein bekanntestes Werk wurde die Operette Der Vetter aus Dingsda (1921). Viele seiner Lieder sind noch heute Schlager. Sein Klavierkonzert und die Tänzerische Suite für Jazz-Band und großes Orchester sind Werke mit deutlich höherem Anspruch und können der gehobenen Unterhaltungsmusik zugerechnet werden.

Grab von Eduard Künneke auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat er zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.633.895),[2][3] wurde aber bereits 1934 wegen „nichtarischer Versippung“ ausgeschlossen, bestätigt 1936 vom Partei-Kreisgericht. Trotzdem durfte er mit einer Sondergenehmigung des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels wegen des Propagandawertes weiterhin kompositorisch tätig sein.[3] In der NS-Zeit schrieb Künneke weitere Operetten, Märsche und Filmmusiken. Künneke stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[4]

Der Komponist war lange Jahre (seit 1926 – Uraufführung seiner Operette Lady Hamilton in Breslau) eng befreundet mit dem Dirigenten Franz Marszalek, der sich während seiner Tätigkeit am WDR Köln nachdrücklich für Künneke eingesetzt und zahlreiche Aufnahmen (von denen viele nicht mehr vorhanden sind) seiner Musik mit dem Kölner Rundfunkorchester bzw. dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester eingespielt hat. Dazu gehört auch eine Aufführung, 1960, der Bearbeitung von Schuberts Klaviersonate D-Dur, D 850, für Klavier und Orchester, die in den letzten Kriegsjahren entstanden war.

Künneke heiratete 1908 in erster Ehe die Opernsängerin Grethe Polkowski (* 1880), von der er sich 1919 scheiden ließ,[5] und 1920 in zweiter Ehe die Sopranistin Katharina Müller[6] (1882–1967). Seine zweite Ehefrau war die Tochter des Schauspielers Hugo Müller (1847–1902) und trat unter dem Namen „Katharina Garden“ auf; aus dieser Ehe stammt die Schauspielerin und Sängerin Evelyn Künneke.

Eduard Künneke starb nach längerer Krankheit am 27. Oktober 1953 in der West-Berliner Klinik Heckeshorn an Herzschwäche.[7] Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: II-W7-71). Die sterblichen Überreste ruhen dort neben denjenigen von Gattin Katharina und in der Nähe von Tochter Evelyn.[8]

Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

  • 1909: Robins Ende
  • 1913: Coeur As
  • 1931: Nadja
  • 1935: Die große Sünderin

Schauspielmusiken

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  • 1911: Faust II
  • 1912: Circe
  • 1912: So ist das Leben

Instrumentalwerke

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  • Flegeljahre. Drei Orchesterstücke nach dem gleichnamigen Roman von Jean Paul Werk 9
  • Klavierkonzert As-Dur
  • 1929: Tänzerische Suite. Concerto Grosso in 5 Sätzen für Jazz-Band und großes Orchester Werk 26
  • Blumenwunder-Suite Nr. 1 und 2
  • Ouvertüren

Aufnahmen (Auswahl)

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  • Otto Schneidereit: Eduard Künneke, der Komponist aus Dingsda. Henschel, Berlin 1978.
  • Anton WürzKünneke, Eduard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 223 f. (Digitalisat).
  • Viola Karl: Eduard Künneke [1885–1953]. Komponistenportrait und Werkverzeichnis. Ries und Erler, Berlin 1995, ISBN 3-87676-000-3.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 512.
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 4315–4319. online
  • Sabine Müller: Eduard Künneke: Leben und Werk (Dissertation). Verlag Emmericher Geschichtsverein e. V. 2018.
  • Oswald Panagl: Zwischen den musikdramatischen Genres: Eduard Künnekes Die große Sünderin. In ders.: Im Zeichen der Moderne. Musiktheater zwischen Fin de Siècle und Avantgarde. Hollitzer Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-99012-902-9, S. 396–402.
Commons: Eduard Künneke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Liste der Lehrenden des Stern’schen Konservatoriums (1850–1936)
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/23921084
  3. a b Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 4316
  4. Künneke, Eduard. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 453
  5. Heiratsregister Standesamt Charlottenburg I, Nr. 224/1908
  6. Heiratsregister Standesamt Wilmersdorf, Nr. 80/1920
  7. Eduard Künneke gestorben. In: Hamburger Abendblatt. Mittwoch, 28. Oktober 1953. S. 10. Abgerufen am 20. Oktober 1953.
  8. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 490.
  9. Presto Classical: Künneke, Eduard: Die lockende Flamme. Auf Prestomusic.com, abgerufen am 12. November 2016.