Emil Herzig – Wikipedia

Emil Herzig (* 9. Oktober 1898 in Bad Harzburg; † 10. Dezember 1962 in Gifhorn) war ein deutscher Architekt.

Als Sohn eines Kaufmanns geboren, ging Herzig in Königslutter zur Schule und machte 1917/18 sein Kriegsabitur in Helmstedt. Im Ersten Weltkrieg diente er beim Niedersächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 46, mit dem er an den Stellungskämpfen in Artois, Kämpfen in der Siegfriedstellung und an der Tankschlacht bei Cambrai teilnahm; zuletzt als Gefreiter.

1918 wurde er Mitglied der Braunschweiger Burschenschaft Germania. In den Jahren 1919 und 1920 gehörte er dem Zeitfreiwilligen-Bataillon Braunschweig an. Von 1919 bis 1925 studierte er Architektur in Braunschweig, unter anderem bei Carl Mühlenpfordt und in München, unter anderem bei Theodor Fischer. Während seines Studiums machte er Praktika 1920 bei der Industrie- und Aktiengesellschaft Breslau, 1921 bei der Firma F. X. Sichler in Freiburg, 1922 bei der Firma Kiel/Oker und 1922 beim Hafenbau Wulsdorf-Geestemünde. Nach seinem Ersten Staatsexamen 1925 war er bis 1927 als Regierungsbauführer tätig. Nach seinem Zweiten Staatsexamen wurde er apl. Beamter im braunschweigischen Staatsbaudienst.

Das Haus der Wissenschaft auf dem Campus der TU Braunschweig

Zum 1. Dezember 1931 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 789.183),[1] war Mitglied des NSDStB, des NSD-Dozentenbundes, der NS-Volkswohlfahrt sowie des RDB. 1933 wurde er Regierungsbaurat und war von 1934 bis 1935 Oberregierungsbaurat und Leiter der Hochbau- und Siedlungsabteilung des Braunschweigischen Finanzministeriums. In den 1930er Jahren war er als Architekt tätig. 1935 wurde er auf Druck von Ministerpräsident Dietrich Klagges zum ordentlichen Professor berufen und übernahm den Lehrstuhl für Baukonstruktionslehre an der TH Braunschweig. Von November 1935 bis 1936 war er als Führer der Dozentenschaft der TH Braunschweig tätig. Er gehörte in Braunschweig dem Ausschuss für Denkmalpflege an, war Mitglied des Ausschusses für Volkskultur im Landesverkehrsverband Harz und des Reichsausschusses für baulichen Luftschutz. Er war Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung. 1937 war er Führer der deutschen Delegation auf dem internationalen Kongress für Wohnungswesen und Städtebau, die bei der Pariser Weltausstellung tagte. Von 1936 bis 1943 war er Rektor der TH Braunschweig. Auf Wunsch von Dietrich Klagges gründete er 1938 eine Forschungsstelle für Vorgeschichtliche Baukunde (Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe). Ab 1938 nahm er an Militärübungen teil, wodurch er bis 1939 zum Feldwebel der Reserve befördert wurde; er wurde zur Wehrmacht eingezogen, wurde dann aber ab Mai 1940 als unabkömmlich eingestuft. Von 1944 bis 1945 war er Dekan der Fakultät für Bauwesen.

1945 wurde Herzig schließlich aus politischen Gründen entlassen und kam bis 1946 in Internierungshaft. In den Jahren 1946 bis 1949 war er in Minden und Gifhorn als Architekt für Sozialen Wohnungsbau tätig. Im Spruchkammerverfahren wurde Herzig zunächst als „Mitläufer“ (Kategorie IV), später als „entlastet“ (Kategorie V) eingestuft. Als er daraufhin versuchte, seine Wiedereinstellung zu erreichen, erhob sich an der TH Braunschweig ein Sturm der Entrüstung. Ehemalige Kollegen wiesen darauf hin, dass seine Berufung 1935 aus politischen Gründen erfolgt war und lehnten seine Wiederaufnahme in den Lehrkörper ab. Nach längeren Rechtsstreitigkeiten erhielt er 1955 schließlich die Rechtsstellung eines emeritierten Professors.

Bauten (Auswahl)

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  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 323–324.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 74.
  • Bettina Gundler / Claudia Schüler (Mitarb.): Catalogus Professorum der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Teil 2: Lehrkräfte 1877–1945. (= Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina, Bd. 9), Braunschweig 1991, S. 105 f.
  • Bernhard Kiekenap: SS-Junkerschule. SA und SS in Braunschweig. Appelhans, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-937664-94-1.
  • Hergen Manns: Herzig, Emil August Robert, Prof. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 19. und 20. Jahrhundert. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 269–270.
  • Markus Mittmann: Nationalsozialistisches Bauen. Die „Bernhard-Rust-Hochschule“ in Braunschweig. (=Stadtarchiv und Öffentliche Bücherei Braunschweig. Kleine Schriften Nr. 25.) im Auftrag der Stadt Braunschweig herausgegeben von Wolf-Dieter Schuegraf, Braunschweig 1993.
  • Norman-Mathias Pingel: Herzig, Emil (August Robert). In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 67.
  • Bernhard Stubenvoll: Das Raumordnungsgeschehen im Großraum Braunschweig zwischen 1933 und 1945. Braunschweig 1987.
  • Michael Wettern: Emil Herzig. In: Reinhard Bein: Hitlers Braunschweiger Personal. döringDRUCK, Braunschweig 2017, ISBN 978-3-925268-56-4, S. 42–49.
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8.
  • Daniel Weßelhöft: Von fleißigen Mitmachern, Aktivisten und Tätern. Die Technische Hochschule Braunschweig im Nationalsozialismus. Olms, Hildesheim/Zürich/New York 2012. ISBN 978-3-487-14737-6.

Einzelnachweise

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  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/15311358