Enghagen am Tabor – Wikipedia

Enghagen am Tabor (Einzellage)
Ortschaft
Enghagen am Tabor (Österreich)
Enghagen am Tabor (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Linz-Land (LL), Oberösterreich
Gerichtsbezirk Steyr
Pol. Gemeinde Enns  (KG Enns)
Koordinaten 48° 14′ 17″ N, 14° 30′ 51″ OKoordinaten: 48° 14′ 17″ N, 14° 30′ 51″ O
Höhe 244 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 0 (1. Jän. 2024)
Gebäudestand 2 (2018f1)
Postleitzahl 4470 Enns
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 09815
Zählsprengel/ -bezirk Enns-Umgebung-Nord (41005 005)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
0

BW

Enghagen am Tabor ist eine Ortslage an der Donau in Oberösterreich wie auch Ortschaft der Stadtgemeinde Enns im Bezirk Linz-Land.

Der Taborteich mit dem Tabor-Häusl (2014)

Der Ort befindet sich knapp 4 Kilometer nordöstlich vom Stadtzentrum Enns. Er liegt an der Donau gegenüber von Mauthausen und direkt flussoberhalb der Mündung der Enns und nördlich vom Ennshafen, auf um die 245 m ü. A. Höhe.

Die Ortschaft umfasst nur zwei Häuser, die alte Überfuhr direkt an der Ennsmündung und das Tabor-Häusl gut 500 Meter Donauaufwärts, und ist heute nicht mehr dauerhaft bewohnt.[1]

Nachbarorte:
Brunngraben (Gem. Mauthausen, Bez. Perg)
Donau
Mauthausen (Gem. Mauthausen, Bez. Perg)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Ennshafen
Enns

Pyburg (Gem. St. Pantaleon-Erla, Bez. Amstetten, )

Der Tabor (beim Taborhäusl) ist eine kleine, nur etwa 5 Meter hohe Geländeerhebung, die aus Mauthausener Granit besteht, also geologisch zur Böhmischen Masse gehört.

Geschichte und Infrastruktur

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Der Enghagener Granit wurde schon für die römische Stadt Lauriacum (heute Lorch) abgebaut, der Taborteich düfte ein Rest davon sein.

Enghagen ist seit dem Mittelalter die Landmarke, die südlich der Donau Österreich ob der Enns (Oberösterreich) von Österreich unter der Enns (Niederösterreich) abgrenzt. Ursprünglich bildeten den Ort diejenigen Teile des Dorfes Enghagen, die – durch die Spitaler Au getrennt – auf einer Insel lagen. Noch im 18. Jahrhundert handelte es sich um eine Inselgruppe in der Donau,[2] später eine Insel in der Mündung der Enns:[2] Der westliche Ennsarm mündete oberhalb vom Taborhäusl, der östliche unterhalb des heute abgekommenen dritten Hauses der Ortschaft, etwas südöstlich von der alten Überfuhr.[3]

Enghagen war ein bedeutender Donauübergang, insbesondere für den Salzhandel nach Böhmen. Bis 1340 befand sich die Lände der Zillen, die mit dem Küfensalz von Gmunden im Salzkammergut kamen, in Reintal an der Enns, dann im Ort Enghagen selbst. Über die Donau bestanden Überfuhren. 1505 wurde die Donaubrücke Mauthausen–Enghagen errichtet (nachdem ein Rohbau 1501 vom Hochwasser vernichtet wurde), die vierte Donaubrücke des Herzogtums Österreich.[4] Der Tabor ist eine Schanze, die an der natürlichen Geländeerhöhung zur Befestigung des Brückenkopfes aufgeworfen wurde.[5] Diese Brücke verfiel aber schon im Laufe des 17. Jahrhunderts wieder, weil die Erhaltung zu aufwändig war. In Folge wurden wieder Überfuhren eingerichtet, mit Mutzen, kräftigen floßartigen Booten mit Platz für drei zweispännige Wagen, und kleineren Zillen, als Fähre.[4]

In den 1820ern wurde die östliche Ennsmündung etwas flussabwärts verlegt, um Mauthausen vor Hochwässern zu schützen. Zu der Zeit errichtet die Stadt Enns, zu deren Landgericht der Tabor gehörte,[6] eine Fliegende Brücke.[4] Das Seil war am Taborhügel befestigt. Dann wurde auch eine neue gerade Straße als Dammweg von Enns zum Tabor errichtet.[2] Für den Rückweg von Mauthausen setzte man aber nach Pyburg über,[7] von wo man über Ennsdorf wieder in die Stadt Enns gelangte.

Der westliche Ennsarm (Hamberger-Altarm) verlandete durch die Donauregulierungen, und eine Zeitlang gehörte Enghagen am Tabor in Folge zu Niederösterreich, und zwar zu Windpassing, mit der Landesgrenze in diesem verlandeten Flusslauf.[2] 1874 kaufte der Markt Mauthausen die fliegende Brücke samt Zubehör um 15.000 Gulden.[4] 1901 wurde eine Rollfähre hinüber nach Schloss Pragstein errichtet. Diese wurde noch 1951 mit einer Hebebrücke ausgestattet. 1962 wurde aber der Fährbetrieb eingestellt, weil die neue Brücke der Donauuferbahn flussabwärts auch eine Straßentrasse hatte (die alte Summeraubahnbrücke war 1947 nur für wechselweisen Bahn-/Autoverkehr ausgelegt worden).

Enghagen am Tabor wird seit 1900 als eigene Ortschaft geführt.[8]

1975–1994 wurde dann etappenweise der Ennshafen gebaut,[9][10] Dadurch wurde die Ortslage ganz von der Stadt abgeschnitten, heute erreicht man sie nur mehr über den Uferweg von Enghagen her.

Ab 1998 wurde das Areal zwischen Tabor und Ennshafen durch Renaturierungsmaßnahmen ökologisch aufgewertet. Zuerst wurde der Hamberger-Altarm bis zum Hafenareal hin wiedergeöffnet und der Taborteich eingebunden.[11] Bis 2003 wurde dann ein großes, reich strukturiertes Wasserbecken als Fischgewässer geschaffen.[11][10] 2009 wurde auch der Donau-Nebenarm Enghagen revitalisiert.

Einzelnachweise

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  1. Die Statistik Austria erfasst bei Orten nur ständige Wohnsitze, daher wird die Einwohnerzahl mit 0 angegeben.
  2. a b c d Die Josephinische Landesaufnahme (um 1780) zeigt noch die Donauinseln, mit zwei festen Brücken zur Überfuhr; der Franziszäische Kataster (um 1830) verzeichnet schon beide Ennsarme; die Franziszäische Landesaufnahme (etwa selbe Zeit) bildet eine Halbinsel Tabor zwischen einer Donauinsel und dem Ennslauf ab; die Franzisco-Josephinische (um 1880) zeigt die ausgebildete Landzunge vor Errichtung des Ennshafens, den verlandeten westlichen Ennsarm und die Landesgrenze dieser Zeit westlich vom Ort (alle Landesaufnahmen online auf Arcanum/Österreichisches Staatsarchiv: mapire.eu).
  3. Dieses Haus wird noch verortet (48°14′12,0″, 14°30′53,7″), das ist im heutigen Eingangsbereich des Ennshafens (DORIS: Adressuche: Enghagen am Tabor, Stand 2018).
  4. a b c d Franz Mohl: Zur Geschichte des Marktes Mauthausen. In: Mühlviertler Heimatblätter. Zeitschrift der Mühlviertler Künstlergilde im OÖ. Volksbildungswerk, Linz, Oktober 1966, S. 154 ff (ooegeschichte.at [PDF]); detaillierte Quellenangaben siehe im Artikel Mauthausner Donaubrücken.
  5. Karl Oberleitner: Die Stadt Enns im Mittelalter: Vom Jahre 900 bis 1493. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Städte, Verlag Gerold in Kommission, 1861, S. 65, Fußnote 5 (Digitalisat, Google, vollständige Ansicht).
  6. Grenz-Beschreibung von 1827; Angabe in Julius Strnadt: Das Gebiet zwischen der Traun und der Enns, IV. in Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Archiv für österreichische Geschichte. Band 94, 1907, Langericht der Stadt Ens, S. 621 f (ganzer Artikel S. 465 ff; eReader archive.org; dort S. 647).
  7. Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Zweiter Theil: Der Traunkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1828, S. 244 f. (Google eBook). 2. Auflage 1843 (Google Book)
  8. Statistische Central-Commission (Hrsg.): Gemeinde-Lexikon. 1900;
    Angabe in Wilhelm Rausch, Hermann Rafetseder (Hrsg.): Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 2 von Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung, Ludwig Boltzmann-Institut für Stadtgeschichtsforschung: Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, Linz 1989, ISBN 978-3-900387-22-8, S. 97.
  9. Geschichte & Entwicklung. (Memento des Originals vom 19. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ennshafen.at Webseite der EHG Ennshafen GmbH (ennshafen.at), abgerufen am 1. Juni 2018.
  10. a b Vergl. DORIS, Thema Adressen / Orthofotos, Layer Historische Orthofotos: 1975 mit ersten Rodungen; 2001 mit eröffnetem Hamberger-Altarm; 2006 mit zweiter Renaturierungetappe.
  11. a b Hamberger Altarm: fertiggestellt 2003. Webseite des Fischereivereins Enns (fvenns.at); weitere Fotos auch in Ferdinand Kargl (Bearb.): Fischereiverein Enns 1975 - 2011, Chronik, S. 55 ff (pdf, ebd., beide abgerufen am 1. Juni 2018).