Erdsterne – Wikipedia

Erdsterne

Halskrausen-Erdstern (Geastrum michelianum)

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Phallomycetidae
Ordnung: Erdsternartige (Geastrales)
Familie: Erdsternverwandte (Geastraceae)
Gattung: Erdsterne
Wissenschaftlicher Name
Geastrum
Pers.

Erdsterne (Geastrum) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Erdsternverwandten. Sie werden heute in die Ordnung der Erdsternartigen (Geastrales) eingeordnet. Die Einordnung bei den Bauchpilzen (Gastromycetes oder Gasteromycetes) ist veraltet. Dies gilt ebenfalls für die Einordnung zu den Stinkmorchelartigen (Phallales). Der Gattungsname leitet sich aus den altgriechischen Wörtern γῆ ge für Erde und ἀστήρ astér oder ἄστρον ástron für Stern ab.[1]

Die Farbtafel in Schaeffer (1763) gilt als früheste farbige Abbildung von Geastrum rufescens.

Makroskopische Merkmale

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Die Erdsterne wachsen zunächst unterirdisch heran und haben eine kugelige, geschlossene Form. Die dicke Außenhülle (Exoperidie) besteht aus 3 Schichten, die Myzelial-, Faser- und Pseudoparenchymschicht (von außen nach innen). Letztere ist für das Aufreißen der Peridie verantwortlich; sie quillt auf, so dass die Hülle des Fruchtkörpers vom Scheitel ausgehend sternförmig aufplatzt. Dabei biegen sich die entstehenden Lappen nach außen, so dass sich die innere kugelige Hülle (Endoperidie) mit den darin enthaltenen Sporen nach oben an die Erdoberfläche hebt. Bei den Nest-Erdsternen löst sich die äußere Myzelial- von der Faserschicht bis auf die Lappenspitzen und bleibt im Boden zurück, so dass sich nur die beiden inneren Schichten nach außen krümmen und der Fruchtkörper vom Myzel abgetrennt wird. Beim Riesen-Erdstern (G. melanocephalum) bleibt die sehr dünne Innen- mit der Außenhülle verbunden, so dass beim Öffnen der Fruchtteil (Gleba) freigelegt wird. Der Stiel des inneren Teils des Fruchtkörpers heißt Columella. Oben im Scheitel der Hülle befindet sich ein kleines Loch. Die Mündung der Öffnung wird als Peristom bezeichnet. Es kann glatt, faserig oder gefurcht ausgebildet sein. Fallen ein oder mehrere Regentropfen darauf, können die sich in der Hülle befindenden Sporen durch den entstehenden Druck – ähnlich wie bei den Stäublingen – daraus entweichen und sorgen so für die Verbreitung der Art. Einige Spezies sind hygroskopisch, sie öffnen sich also bei Feuchtigkeit und schließen sich bei Trockenheit.

Mikroskopische Merkmale

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Die kugeligen Sporen sind warzig und messen drei bis sieben Mikrometer.

Die meisten Erdsterne wachsen in Steppen oder auf sandigem Boden;[2] viele Arten mögen außerdem trockene und warme Bedingungen. Die Erdsterne leben von totem organischem Material.

Weltweit existieren etwa 60 Arten.[2] In Europa kommen rund zwei Dutzend Arten vor bzw. sind dort zu erwarten.[3]

Erdsterne (Geastrum) in Europa
Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Autorenzitat
Starkbehöfter Erdstern Geastrum berkeleyi
beschrieben als Geaster
Massee 1889
Feld-Erdstern Geastrum campestre
beschrieben als Geaster
Morgan 1887
Tschechischer Erdstern Geastrum campestre var. pouzarii (V. J. Staněk 1954) Calonge 1998
Brustwarzen-Erdstern Geastrum corollinum
beschrieben als Geaster
(Batsch 1783) Hollós 1903
Dunkler Erdstern Geastrum coronatum Persoon 1801 : Persoon 1801
Napf-Erdstern Geastrum elegans
beschrieben als Geaster
Vittadini 1842
Gewimperter Erdstern Geastrum fimbriatum
beschrieben als Geaster
Fries 1829
Blumen-Erdstern Geastrum floriforme
beschrieben als Geaster
Vittadini 1842
Großer Nest-Erdstern Geastrum fornicatum (Hudson 1762) Hooker 1821
Ungarischer Erdstern Geastrum hungaricum
beschrieben als Geaster
Hollós 1901
Kotlabas Erdstern Geastrum kotlabae V. J. Staněk in Pilát 1958
Flaschenförmiger Erdstern Geastrum lageniforme
beschrieben als Geaster
Vittadini 1842
Riesen-Erdstern Geastrum melanocephalum (Czernajew 1845) V. J. Staněk 1956
Halskrausen-Erdstern Geastrum michelianum
beschrieben als Geaster
(Sacc. 1862) W. G. Sm. 1873
Zwerg-Erdstern Geastrum minimum Schweinitz 1822
Geastrum morganii
beschrieben als Geaster
Lloyd 1901
Kamm-Erdstern Geastrum pectinatum Persoon 1801 : Persoon 1801
Schwachgehöfter Erdstern Geastrum pseudolimbatum
beschrieben als Geaster
Hollós 1901
Kleiner Nest-Erdstern Geastrum quadrifidum Persoon 1794 : Persoon 1801
Rötender Erdstern Geastrum rufescens Persoon 1794 : Persoon 1801
Eingesenkter Erdstern Geastrum saccatum
beschrieben als Geaster
Fries 1829
Heide-Erdstern Geastrum schmidelii
beschrieben als Geaster
Vittadini 1842
Schalen- und Breitstieliger Erdstern Geastrum smardae V. J. Staněk 1956
Kragen-Erdstern Geastrum striatum De Candolle 1805
Wurzelnder Erdstern Geastrum welwitschii Montagne 1856

Als Speisepilze sind die Erdsterne nicht zu verwenden, sie sind ungenießbar. Einige Autoren vermuten jedoch, dass die noch unter der Erde befindlichen jungen Fruchtkörper essbar sind.[2]

Die früheste nachgewiesene Erwähnung von Erdsternen erfolgte durch Christophoro Merrett in einer Aufzählung und Beschreibung von britischen Pflanzen im Jahr 1667.[4]

Im Dezember 1744 veröffentlichte der englische Apotheker, Arzt und Naturforscher Sir William Watson (1715–1787) eine Erstbeschreibung der Pilzgattung Erdsterne (Geastrum), die unter europäischen Botanikern auf großes Interesse stieß.

Einzelnachweise

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  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  2. a b c Andreas Gminder: Handbuch für Pilzsammler. 340 Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11472-8, S. 338.
  3. Eric Strittmatter: Die Gattung Geastrum. In: Fungiworld.com Pilz-Taxa-Datenbank. 13. Juni 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Januar 2013; abgerufen am 21. August 2012 (inkl. Update Nr. 49).
  4. Christophoro Merrett: Pinax rerum naturalium Britannicarum: continens vegetabilia, animalia,et... 1667, S. 42 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Erdsterne (Geastrum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien