Erich Kästner (Soldat) – Wikipedia

Erich Kästner (* 10. März 1900 in Leipzig-Schönefeld; † 1. Januar 2008[1] in Pulheim bei Köln) war ein deutscher Jurist und der wohl letzte überlebende deutsche Teilnehmer (Veteran) des Ersten Weltkrieges, der der Armee des Deutschen Kaiserreiches angehört hatte.

Im Juli 1918 wurde der gerade 18-jährige Kästner zum Militär eingezogen und unausgebildet eingesetzt. Seiner Aussage nach diente er im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit in einem „Sonderbataillon Hauck“, dessen Existenz aufgrund der Verluste des Reichsarchives zurzeit nicht belegt werden kann. Er berichtete ferner, dort ohne unmittelbaren Feindkontakt mit Pferden gearbeitet zu haben und bei einer Parade für Kaiser Wilhelm II. im November 1918 marschiert zu sein.[1] Kästner nahm auch am Zweiten Weltkrieg teil.

Während der Zeit der Weimarer Republik absolvierte er ein Jurastudium in Leipzig. Wahrscheinlich gehörte er zu den der Republik fernstehenden Studentenkreisen.[1] 1924 wurde er mit der Dissertation Das landwirtschaftliche Pachtwesen und die Pachtschutzordnung unter besonderer Beleuchtung der Verhältnisse des früheren Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach[2] von der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena promoviert. Später trat er in die Justiz Niedersachsens ein. Kästner stieg bis zum Oberlandesgerichtsrat auf, in den 1960er Jahren wurde er in den Ruhestand versetzt. Für seine Arbeiten wurde ihm das Niedersächsische Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

Nach dem Tode von Rudolf Christmann war Kästner der letzte bekannte noch lebende deutsche Veteran des Ersten Weltkrieges. Zudem war er zum Zeitpunkt seines Todes am 1. Januar 2008 der zweitälteste noch lebende deutsche Mann. Kästner war 75 Jahre lang mit Martha Kästner geb. Fischer (1901–2003) verheiratet. Das Paar hatte sechs Kinder – vier Söhne und zwei Töchter – sowie mehrere Enkelkinder. Er starb Anfang Januar 2008 im Kreise seiner Familie im Alter von 107 Jahren.

Ehrenmal zum Gedenken an die letzten zwei überlebenden Kämpfer des Ersten Weltkrieges, 2008 gestorben: den Franzosen Lazare Ponticelli (110 Jahre) und den Deutschen Erich Kästner (107 Jahre)
Gedenktafel, am Monument angebracht.

Zu den letzten Veteranen des Ersten Weltkriegs in anderen Ländern gehörten unter anderem:

  • Florence Green (1901–2012), letzte britische Veteranin des Ersten Weltkriegs
  • Frank Buckles (1901–2011), letzter US-amerikanischer Veteran des Ersten Weltkrieges
  • Claude Stanley Choules (1901–2011), britischer Veteran des Ersten und Zweiten Weltkriegs (ab 1926 australischer Staatsbürger)
  • Henry Allingham (1896–2009), letzter Veteran der Royal Navy des Ersten Weltkriegs
  • Harry Patch (1898–2009), letzter Veteran der British Army des Ersten Weltkriegs
  • Louis de Cazenave (1897–2008), letzter Veteran des Ersten Weltkrieges, der als französischer Staatsbürger an den Kämpfen beteiligt war
  • Lazare Ponticelli (1897–2008), letzter Veteran des Ersten Weltkriegs der französischen Fremdenlegion (ab 1939 französischer Staatsbürger)
  • Franz Künstler (1900–2008), letzter überlebender Veteran Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg (ab 1946 deutscher Staatsbürger)
  • Charles Kuentz (1897–2005), letzter überlebender deutscher Soldat des Ersten Weltkrieges aus dem Elsass (ab 1919 französischer Staatsbürger)

Zu den letzten Veteranen aus anderen Kriegen gehörten unter anderem:

Einzelnachweise

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  1. a b c Der leise Tod des letzten Veteranen. einestages, 24. Januar 2008
  2. Erich Kästner: Das landwirtschaftliche Pachtwesen und die Pachtschutzordnung unter besonderer Beleuchtung der Verhältnisse des früheren Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Dissertation, Universität Jena, Rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, 1924. DNB: [1]