Ernst Koref – Wikipedia

Ernst Koref (* 11. März 1891 in Linz[1]; † 15. November 1988 ebenda) war ein sozialdemokratischer Politiker und Bürgermeister von Linz von 1945 bis 1962.

Ernst Koref wurde als fünftes von neun Kindern eines Bahnbeamten in Linz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Linz und durfte dort dank seiner früh auffälligen Begabung 1908 eine Festrede zu Kaiser Franz Josefs 60-jährigem Regierungsjubiläum halten. Koref studierte anschließend in Wien Germanistik und Anglistik, war aber zur Erzielung seines Lebensunterhalts nebenbei als Hofmeister in adligen Häusern tätig. 1914 promovierte er zum Dr. phil.[2] und musste nach Studienabschluss als Offizier in den Ersten Weltkrieg einrücken. Er war an der russischen Front eingesetzt, geriet in Gefangenschaft, flüchtete und beendete seinen Wehrdienst als Dolmetscher an der italienischen Front. Nach Kriegsende schloss sich Koref der Sozialdemokratie an, wobei er eine gemäßigte Linie vertrat. Koref war als Lehrer und im Landesschulrat tätig, daneben auch im Bildungswesen der SDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Landesschulinspektor tätig. Von 1927 bis 1934 war Koref Mitglied des Linzer Gemeinderats und 1930 bis 1934 Abgeordneter zum Nationalrat (IV. Gesetzgebungsperiode). Unter den anschließenden Diktaturen verbüßte er 1934 und 1944 politische Freiheitsstrafen. Koref und seine Geschwister waren im Nationalsozialismus auch wegen ihrer teilweise jüdischen Herkunft nach den Nürnberger Gesetzen diskriminiert.

Nach der Absetzung des nationalsozialistischen Bürgermeisters Franz Langoth wurde Koref am 7. Mai 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht als Linzer Bürgermeister eingesetzt und durch folgende demokratische Wahlen im Amt bestätigt. Im Rahmen der ersten Länderkonferenz konnte Koref als Vermittler erfolgreich den Abbruch der Konferenz verhindern.[3]

Ernst Koref blieb bis zum 10. September 1962 Bürgermeister. Sein Nachfolger wurde Edmund Aigner. Bis 1958 war Koref auch als Nationalratsabgeordneter tätig (V., VI., VII. und VIII. Gesetzgebungsperiode). 1980 publizierte Koref seine Erinnerungen in Die Gezeiten meines Lebens,[4] 1981 die Rückschau auf Als ich 19 war[5].

Koref ist es zuzuschreiben, dass der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zügig verlief. Die Wohnungsnot wurde durch die Schaffung von Wohnbaugenossenschaften gelindert. Außerdem wurden zahlreiche Parkanlagen angelegt, darunter der Botanische Garten; zahlreiche Kindergärten, Tagesheimstätten und Schulen, wie etwa das Schulzentrum am Bindermichl, wurden errichtet oder wiederaufgebaut. Außerdem erfolgten in seiner Amtszeit, als deren wesentlichstes sichtbares Merkmal die Prägung von Linz als Industriestadt zu erachten ist,[6] der Baubeschluss für die Linzer Universität, die Gründung von Volkshochschule und Neuer Galerie (nun Lentos), die Kunstschule (nun Kunst-Uni) und die Modernisierung des Allgemeinen Krankenhauses. Auch die Gründung der Kepler-Uni war ihm ein Anliegen. Bildungspolitisch vertrat er – auch im Widerspruch zum Zeitgeist – das klassische humanistische Bildungsideal.

Urnenhain Urfahr, Grabstätte von Bürgermeister Ernst Koref. Rechts hinten das Grab von Bürgermeister Josef Dametz.

Ernst Koref gilt als bedeutendster Bürgermeister von Linz nach 1945. Von 1958 bis 1965 war er als Mitglied des Bundesrats tätig (VIII., IX. und X. Gesetzgebungsperiode). Seine Tochter Beatrix Eypeltauer, die ebenfalls in die Politik ging, war von 1979 bis 1987 Staatssekretärin im Bundesministerium für Bauten und Technik. Korefs Urenkel, Felix Eypeltauer ist seit 2019 Abgeordneter der NEOS.

Der Politiker wurde am Urnenhain Linz-Urfahr bestattet.

Ernst Koref war ab 1948 Mitglied der Sammelloge Humanitas renata, ab 1949 der Loge Gleichheit, 1950 Gründungsmitglied der reaktivierten Loge Zu den 7 Weisen und ab 1968 Ehrenmitglied der Großloge von Österreich.[7]

Koref war mit der Schauspielerin und Dramatikerin Elmire Koref verheiratet. Seine Tochter Beatrix Eypeltauer[8] war Nationalratsabgeordnete (SPÖ) und in den 1970er bzw. 1980er Jahren Staatssekretärin. Sein Urenkel Felix Eypeltauer[8] war Nationalratsabgeordneter, nun ist er Abgeordneter sowie Klubobmann im oberösterreichischen Landtag (NEOS).

Auszeichnungen und Ehrungen

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  • Josef Gruber, Ernst Koref (beide Herausgeber von 1. Juli 1933 bis 30. März 1934): Tagblatt (Linz). Organ für die Interessen des werktätigen Volkes. Gutenberg, Linz 1916–1975.[12]
  • Edmund Aigner (Hrsg.), Ernst Koref (Hrsg.): Ausseerland-Tagblatt. Zeitung des schaffenden Volkes in Stadt und Land. SPÖ, Landesorganisation Oberösterreich, Linz 1949–1955.[13]
  • Ernst Koref: Wir brauchen Wohnungen! Referat auf dem 5. Österreichischen Städtetag am 11. Dezember 1949. Verlag der Österreichischen Gemeindezeitung, Wien 1950.[14]
  • Ernst Koref: Festrede bei der Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshause Hermann Bahrs in Linz am 18. Juli 1953. S.n., s. l. 1953.[15]
  • Ernst Koref (Hrsg.): Die Gemeinden und [auch: in] Europa. Bericht an den Österreichischen Städtetag am 4. und 5. Dezember 1954. Kleine Reihe für den Gemeinderat. Verlag für Jugend und Volk, Wien 1955.[16]
  • Magistrat der Landeshauptstadt Linz (Hrsg.), Ernst Koref (Mitverf.): Linz – Aufbau und Leistung (1945–1954). Gutenberg, Linz 1955.[17]
  • Hanns Kreczi (Hrsg.), Ernst Koref: Documenta Lentiae. Doktor Ernst Koref zum 65. Geburtstag, 11. März 1956. Kulturamt der Stadt Linz, Linz 1956.[18]
  • Rudolf Altmüller (Hrsg.), Ernst Koref: Um die Freiheit der Kunst. Festschrift Dr. Ernst Koref, dem Ehrenpräsidenten gewidmet vom Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, Club der Begegnung, anläßlich des 80. Geburtstagsjubiläums am 11. März 1971. Schriftenreihe des Vereins zur Förderung zeitgenössischer Kunst, Band 1. Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, Linz 1971.[19]
  • Ernst Koref: Gedanken zur Dollfuß-Debatte im Nationalrat. In: Anton Benya: Vierzig Jahre danach. Der 4. März 1933 im Urteil von Zeitgenossen und Historikern. Doktor-Karl-Renner-Institut, Wien 1973, S. 27–.[20]
  • Ernst Koref: Zum 4. März 1933 – Vergeben, aber nicht vergessen. In: Anton Benya: Vierzig Jahre danach. Der 4. März 1933 im Urteil von Zeitgenossen und Historikern. Doktor-Karl-Renner-Institut, Wien 1973, S. 7–.[21]
  • Hermann Nußbaumer, Ernst Koref: Oberösterreichs Weg in die Freiheit. Eine Tondokumentation zum Geburtstag von Ernst Koref. Dokumentation unserer Zeit (Enthalten: Dokumente der „Linzer Woche 1975“, Archivaufnahmen und Interviews mit den führenden Männern der ersten Nachkriegsjahre), 2 Schallplatten (3313 min−1, 30 cm), 1 Beiheft. Dokumentation unserer Zeit, Linz/Salzburg 1976.[22]
  • Franz Schimanko (Hrsg., Red.), Ernst Koref: Gewidmet dem Ehrenobmann der Landesbildungsorganisation der SPÖ Oberösterreich Genossen Dr. Ernst Koref zum 90. Geburtstag. In: Bildungskurier. Band 32.1981,1. SPÖ-Landesorganisation OÖ, Landesbildungsausschuss, Linz 1981.[23]
  • Franz Dobusch (Hrsg.), Ernst Koref: Kommunalpolitische Perspektiven. Sozialdemokratische Überlegungen einer zukunftsorientierten Gemeindepolitik. Festschrift zum Gedenken an den Linzer Altbürgermeister Hofrat Dr. Ernst Koref anläßlich dessen 100. Geburtstages. Orac, Wien 1991, ISBN 3-7007-0160-8.

Einzelnachweise

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  1. Matricula Online – Linz – Heilige Familie (ehemalig St. Josef), Taufen – Duplikate 1891, Eintrag Nr. 85, 1. Zeile
  2. Ernst Koref: Die Technik der neuen Shakespeare-Übersetzung von Friedrich Gundolf. Dissertation. Universität Wien, Wien 1913, Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  3. Alfred Payrleitner: Am Anfang war … Wie neun Bundesländer wieder eins geworden sind (Memento vom 18. Juli 2012 im Webarchiv archive.today). In: oesterreich.orf.at. 24. September 2005, abgerufen am 1. November 2010.
  4. Ernst Koref (mit einem Vorwort von Bruno Kreisky): Die Gezeiten meines Lebens. Jugend & Volk, Wien/München 1980, ISBN 3-7141-6540-1.
  5. Ernst Koref: Als ich 19 war. Jugend & Volk, Wien/München 1981, ISBN 3-224-10415-5.
  6. „Linz-Bilder“ (…) Prägung von Linz als Industriestadt. In: ooe.orf.at. 27. November 2007, abgerufen am 1. November 2010.
  7. Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 123–124.
  8. a b Alexander Zens: "Ich sagte zu Kreisky: Das hast du alles mir zu verdanken". In: Oberösterreichische Nachrichten. 1. April 2021, abgerufen am 13. April 2021.
  9. Für schnelles Salem-Verfahren. (…) Koref warnt vor Gewalt und Anarchie. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Februar 1969, S. 2, unten Mitte.
  10. Dankesschuld an Widerstandskämpfer. In: Der Neue Mahnruf. 30. Jahrgang, Nr. 6. Juni 1977 (Online bei ANNO).
  11. Staatsbürgerschaftsgesetz (…) Multiple Choice Test. In: ooe.orf.at. 25. März 2006, abgerufen am 1. November 2010.
  12. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  13. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek sowie Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  14. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  15. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  16. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  17. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  18. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  19. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  20. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  21. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  22. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  23. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
VorgängerAmtNachfolger
Franz LangothBürgermeister von Linz
1945–1962
Edmund Aigner