Feirefiz – Wikipedia
Feirefiz (Varianten Feirafiz, Ferafiz, Firafiz[1]) ist eine Figur aus dem Parzival-Roman Wolframs von Eschenbach. Er ist Parzivals Halbbruder, der aus der ersten Ehe von Parzivals Vater Gahmuret mit der Mohrenkönigin Belakane hervorgegangen ist. Seine Geburt wird im ersten Buch, das die Vorgeschichte des Protagonisten enthält, erzählt.
Zum Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Feirefiz lässt sich aus dem Französischen herleiten und heißt so viel wie „bunter Sohn“: veir oder vair bedeutete im Altfranzösischen bunt oder grauweiß gemustert, ursprünglich von Pelz, später auch heraldisch. Der Erzähler hatte hier den Einfall, dass eine Verbindung von Eltern dunkler und weißer Hautfarbe zu einem gescheckten Kind führe. Wolfram greift diese Idee auch in seinem Willehalm auf, wo er (Vers 386, 14–21) einen Zweifarbigen namens Josweiz auftreten lässt, dem er einen weißen Vater und eine mœrinne als Mutter zuschreibt.
Zur Bedeutung der Figur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erst am Ende der Parzival-Erzählung erscheint Feirefiz wieder, nunmehr als erwachsener Mann und Held. Parzival erkennt ihn nicht als seinen Bruder und es kommt zu einem Kampf, den der Erzähler abbrechen lässt, als sich die Halbbrüder gegenseitig erkennen. Danach wird Feirefiz Parzivals Gefährte und ist an dessen Seite, als dieser Gralskönig wird. Der Heide Feirefiz lässt sich taufen, um die Gralshüterin Repanse de Schoye zu heiraten. Das Paar zieht nach Indien und bekommt einen Sohn, Jôhan, der als Ahnherr des sagenhaften Priesterkönigs Johannes ausgewiesen wird, der – so die Überlieferung – der christliche Herrscher über die „drei Indien“ gewesen sei. Damit erhebe Wolfram den Anspruch, „die Herkunft des Priesters Johannes zu erklären und damit diese geheimnisvolle Gestalt, über die niemand Genaues wußte, faßbar zu machen“.[2]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Werner Schröder, Die Namen Im 'Parzival' Und Im 'Titurel' Wolframs Von Eschenbach, de Gruyter, 1982, S. 32.
- ↑ so Joachim Bumke: Parzival und Feirefiz - Priester Johannes - Lohengrin. Der offene Schluß des „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 65/1991, 236–264, auf S. 247f.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicole Müller: Feirefiz – Das Schriftstück Gottes. Bayreuther Beiträge zur Literaturwissenschaft, Bd. 30. Herausgegeben von Walter Gebhard, Michael Steppat und Gerhard Wolf. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien 2008, ISBN 978-3-631-58164-3
- Ulrich Müller: "Feirefiz Anschevin – Überlegungen zur Funktion einer Romangestalt Wolframs von Eschenbach", in: Ulrich Müller – Gesammelte Schriften zur Literaturwissenschaft. Göppingen 2010, S. 163–174.
- Joachim Bumke: Parzival und Feirefiz – Priester Johannes – Lohengrin. Der offene Schluß des „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 65/1991, S. 236–264
- Cynthia B. Caples: Faces of the Hero: Feirefiz in Wolframs von Eschenbach „Parzival“, in: Texas Studies in Literature and Language 17/1975, S. 543–549
- Clayton Gray Jr.: The Symbolic Role of Wolfram's Feirefiz, in: Journal of English and Germanic Philology 73/1974, S. 363–374
- Georg Keferstein: Feirefiz Anschewin, in: Deutsches Volkstum 19/1937, S. 699–708
- Hilda Swinburne: Gahmuret and Feirefiz in Wolfram's „Parzival“, in: Modern Language Review 51/1956, S. 195–202
- Wolfram von Eschenbach. Parzival. Nach der Ausgabe Karl Lachmanns revidiert und kommentiert von Eberhard Nellmann, übertragen von Dieter Kühn, 2 Bände, Band 2: Kommenta. Frankfurt am Main, 1994, S. 487, 725f.