Flugplatz Baden-Oos – Wikipedia
Baden-Oos | ||
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Luftaufnahme 2021 mit Gewerbegebiet auf ehemaligen Flugplatzflächen | ||
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Kenndaten | ||
ICAO-Code | EDTB | |
Flugplatztyp | Sonderlandeplatz | |
Koordinaten | 48° 47′ 31″ N, 8° 11′ 12″ O | |
Höhe über MSL | 123 m (405 ft) | |
Verkehrsanbindung | ||
Entfernung vom Stadtzentrum | 4 km nordwestlich von Baden-Baden | |
Straße | ||
Bahn | siehe Bahnhof Baden-Baden | |
Nahverkehr | Diverse Buslinien am Bahnhof | |
Basisdaten | ||
Betreiber | Flugplatz Baden-Baden e. V. | |
Start- und Landebahn | ||
03/21 | 790 m × 30 m Gras |
Der Flugplatz Baden-Oos (ICAO-Code: EDTB) ist ein Sonderlandeplatz in der baden-württembergischen Stadt Baden-Baden. Er liegt beim Bahnhof Baden-Baden im Stadtteil Oos. Der ehemalige Verkehrslandeplatz verfügt seit dem Umzug des Flugbetriebs zum Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden im Jahr 1999 noch über eine 790 Meter lange und 30 Meter breite Graspiste. Er ist für Segelflugzeuge, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und Motorflugzeuge mit einem Höchstabfluggewicht von bis zu zwei Tonnen zugelassen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor dem Ersten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Flugplatz wurde hier im Frühjahr 1910 eingerichtet. Neben einem Luftschiffhangar mit einer Grundfläche von 160 × 30 Metern und einer Höhe von 30 Metern, verfügte der Platz über ein Wasserstofflager mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Kubikmetern und einen Gleisanschluss zur Wasserstoffgasversorgung. Am 21. August 1910 wurde er mit der Ankunft des Luftschiffs LZ 6 eingeweiht und war damit der erste deutsche Zeppelin-Landeplatz außerhalb von Friedrichshafen.[2] Zwei Tage später führte LZ 6 die erste kommerzielle Passagierfahrt in Deutschland durch. An Bord waren zwölf Passagiere, die jeweils 200 Mark für eine zweistündige Rundfahrt bezahlten. Ab diesem Tag wurden täglich weitere Fahrten durchgeführt. Am 14. September fing die Hülle von LZ 6 Feuer und das Luftschiff wurde irreparabel beschädigt. Später richtete die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft mit dem Luftschiff LZ 7 eine regelmäßige Verbindung zwischen Frankfurt am Main und Baden-Baden ein. Die letzte Luftschifffahrt wurde mit dem Luftschiff LZ 11 am 12. Juli 1914 durchgeführt.[3]
Im Oktober 1910 machte Anthony Fokker seine ersten Flugversuche mit seinem Flugzeug Spin auf dem Platz.[3]
Erster Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam der zivile Luftschiffverkehr zum Erliegen, da das Kriegsministerium die Luftschiffe für das Militär einzog. Der Luftschiffhangar wurde ebenfalls konfisziert. Der Platz wurde als militärischer Flugplatz genutzt. Ab 1917 wurden auf dem Flugplatz alte Flugzeuge abgewrackt und verwertbare Teile gelagert. Insgesamt wurden rund 3300 Flugzeuge von 280 Arbeitern verwertet.[3]
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Krieg wurde die Luftschiffhalle an die Stadt Baden-Baden als Besitzer des Flugplatzgeländes verkauft. Aufgrund des Versailler Vertrags musste sie jedoch demontiert und weiterverkauft werden. In Auggen wurde sie 1923 in verkleinerter Form als Sägehalle wiederaufgebaut. Auf dem Ooser Platz stellte die Segelflugwerke GmbH, die 1922 in Weltensegler-Werke umbenannt wurde, Segelflugzeuge her. Die Flugzeuge starteten jedoch nicht vom Platz aus, sondern von Bergkuppen im nahegelegenen Schwarzwald.[3] Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Flugplatz von Sommer 1940 bis Dezember 1944 zur Segelflugausbildung zukünftiger Militärpiloten genutzt.[4][5]
Nachkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz zunächst von der französischen Armee besetzt. Nachdem 1960 die Beschränkungen des Potsdamer Abkommens gelockert wurden, wurde der Platz auch wieder für den zivilen Luftverkehr zugänglich. Die ersten Flugvereine zogen 1962 auf das Gelände. Ab 1965 wurde jährlich die Internationale Gebrauchtflugzeug-Messe (IGM) veranstaltet.[6] 1970 wurde eine 1200 Meter lange Asphaltpiste und 1974 ein neuer Hangar gebaut. Die Zahl der jährlichen Flugbewegungen erreichte 1975 mit 60.244 ihren Höchststand.[7] Ende der 1990er Jahre verließ das französische Militär den Standort und der zivile Luftverkehr wurde ab 1997 zum Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden verlegt. Der Flugplatz wurde 1999 zu einem Sonderlandeplatz klassifiziert.[3] Seitdem steht dem Flugplatz nur noch eine verkürzte Graspiste zur Verfügung. Die Asphaltpiste wurde zurückgebaut und an ihrer Stelle das Gewerbegebiet Oos-West angelegt.
Zwischenfälle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Am 7. April 1969 wurde eine Douglas DC-3/C-47D der United States Air Force (USAF) (Luftfahrzeugkennzeichen 43-49540) bei einem Unfall am Flugplatz Baden-Oos irreparabel beschädigt. Über Personenschäden ist nichts bekannt.[8]
- Am 23. Juni 1998 startete ein Segelflugzeug vom Typ Glaser Dirks DG-100 vom Flugplatz. Nach rund einer Stunde Flug prallte ein Panavia 200 Tornado von hinten auf das Segelflugzeug, wobei zunächst dessen Leitwerk und dann die linke Tragfläche zerstört wurden. Der Pilot verlor die Kontrolle über die Maschine. Das Flugzeug prallte circa fünfzehn Kilometer vom Flugplatz entfernt fast senkrecht auf den Boden, wobei der Pilot getötet wurde. Der Tornado wurde schwer beschädigt, konnte aber sicher in Ramstein landen. Die Besatzung des Kampfflugzeugs blieb unverletzt.[9]
- Am 10. Juni 2003 startete ein Segelflugzeug vom Typ Rolladen Schneider LS3-A im Windenstart. Der Start verlief zunächst normal. In einer Höhe von 50 bis 80 Metern klinkte der Pilot das Windenseil selbstständig aus und drehte anschließend nach rechts ein. Dabei wurde die Querlage immer steiler und das Flugzeug berührte schließlich mit der rechten Tragfläche einen Baum in etwa fünf bis sieben Metern Höhe. Das Flugzeug prallte daraufhin mit dem Bug seitlich voran auf den Boden. Der Pilot erlitt dabei schwere Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule. Er wurde per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, erlag jedoch seinen Verletzungen.[10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Antje Gillich: Gigantische Hallen für die „Riesen der Lüfte“ (Teil II). Das bewegte Schicksal der Zeppelinhalle von Baden-Oos. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 43, Nr. 1, 2014, S. 22–25, doi:10.11588/nbdpfbw.2014.1.12989.
- Reiner Haehling von Lanzenauer: Der Flugplatz von Baden-Oos. In: Manfred Koch, Jürgen Morlok (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden-Airport. Luftfahrt in Mittelbaden. G. Braun, Karlsruhe 1999, ISBN 3-7650-8231-7, S. 13–62.
- Reiner Haehling von Lanzenauer: Vor hundert Jahren: Flugplatz Baden-Baden. In: Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden (Hrsg.): Aquae 2010. Ausgabe 43, Baden-Baden 2010, ISSN 0175-4858, S. 13–37.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website des Aero-Club Baden-Baden e. V.
- Website des Flugplatz Baden-Baden e. V.
- Vom Zeppelin bis zum Segelflug. In: Badische Neueste Nachrichten. 29. November 2016, archiviert vom am 2. April 2018; abgerufen am 29. November 2016.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ AIP VFR, Deutsche Flugsicherung, 2018
- ↑ Rainer Haehling von Lanzenauer: Vor hundert Jahren: Flugplatz Baden-Baden. (2010), S. 16.
- ↑ a b c d e Abandoned, Forgotten & Little Known Airfields in Europe. forgottenairfields.com, 13. September 2015, abgerufen am 1. April 2018.
- ↑ Rainer Haehling von Lanzenauer: Vor hundert Jahren: Flugplatz Baden-Baden. (2010), S. 27 f.
- ↑ Reiner Haehling von Lanzenauer: Der Flugplatz von Baden-Oos. (1999), S. 47 f.
- ↑ Rainer Haehling von Lanzenauer: Vor hundert Jahren: Flugplatz Baden-Baden. (2010), S. 31.
- ↑ Reiner Haehling von Lanzenauer: Der Flugplatz von Baden-Oos. (1999), S. 56 f.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht DC-3 43-49540 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Januar 2023.
- ↑ Untersuchungsbericht 3X191-1/2/98. (PDF) Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Juli 1999, abgerufen am 1. April 2018.
- ↑ Untersuchungsbericht 3X104-0/03. (PDF) Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Oktober 2008, abgerufen am 1. April 2018.