Françoise Madeleine d’Orléans – Wikipedia

Françoise Madeleine d’Orléans, Herzogin von Savoyen

Françoise Madeleine d’Orléans (* 13. Oktober 1648 im Schloss Saint-Germain-en-Laye, Frankreich; † 14. Januar 1664 im Königlichen Palast, Turin) war eine französische Prinzessin und durch Heirat Herzogin von Savoyen.

Françoise Madeleine d’Orléans wurde 1648 im Schloss Saint-Germain-en-Laye, westlich von Paris, geboren. Sie war die jüngste überlebende Tochter von Gaston de Bourbon, duc d’Orléans, dem jüngeren Bruder König Ludwigs XIII., und dessen Ehefrau Margarete von Lothringen. Sie war somit die Cousine von König Ludwig XIV., von dessen Ehefrau Maria Teresa von Spanien, von Karl II. von England, sowie von Karl-Emanuel II. von Savoyen.

Von Geburt an wurde sie als Mademoiselle de Valois angesprochen, eine Anrede, die sich von einem der Titel ihres Vaters ableitete. Da sie in männlicher Linie von König Heinrich IV. von Frankreich, ihrem Großvater, abstammte, stand ihr zudem der Titel petite-fille de France (Enkeltochter Frankreichs) zu.

Françoise Madeleine wuchs gemeinsam mit ihren Schwestern und Louise de La Vallière, der späteren Mätresse Ludwigs XIV. im Schloss von Blois auf. Ihr Vater starb 1660, woraufhin ihre Mutter unverheiratet blieb. Françoise Madeleine war zudem die Lieblingsschwester ihrer älteren Halbschwester Anne Marie Louise, duchesse de Montpensier, auch bekannt als La Grande Mademoiselle, für die sie die Tochter darstellte, die sie nie hatte.[1] Ihr Charakter wurde als sanft und ausgeglichen bezeichnet.

Wappen von Françoise Madeleine d’Orléans als Herzogin von Savoyen

Da ihr Vater während der Fronde gegen die Königinmutter Anna von Österreich intrigiert hatte, wurde die Familie des Prinzen dazu verurteilt, sich auf ihre Anwesen in Blois zurückzuziehen, wo Françoise Madeleine mit ihren Schwestern aufwuchs. Als Spielkameradinnen hatten die Prinzessinnen die Töchter des lokalen Adels, unter anderem Louise de La Vallière.

Ende der 1650er Jahre erwartete ganz Frankreich die Heirat des jungen Königs Ludwig XIV. Der Herzog und die Herzogin von Orléans hofften, dass ihre älteste Tochter Marguerite Louise d’Orléans die Auserwählte sein würde. Die Ehe hätte die Versöhnung des Hofes mit den Orléans bedeutet. Auf der anderen Seite der Alpen war Christina von Frankreich, Regentin von Savoyen und Schwester von Gaston d’Orléans, darauf aus, eine ihrer Töchter mit Ludwig XIV. zu verheiraten, um ihren Einfluss in Savoyen und die Allianz Savoyens mit Frankreich zu sichern. Tatsächlich waren die Heiratsverhandlungen jedoch nur eine Taktik Kardinal Mazarins und der Königinmutter Anna von Österreich: Als Braut Ludwigs XIV. war bereits Maria Teresa von Spanien auserwählt worden, durch die mutmaßlichen Verhandlungen mit Savoyen versuchte man lediglich, bestmögliche Konditionen mit Spanien auszuhandeln. Durch den Pyrenäenfrieden 1659 wurde die Heirat Ludwigs XIV. und Maria Teresas beschlossen, zur großen Enttäuschung in Blois und Turin.

Im darauffolgenden Jahr starb der Herzog von Orléans, woraufhin Herzogin Margarete mit ihren Tochter ins Palais du Luxembourg nach Paris zog.

Die Heiratspolitik nahm keine Rücksicht auf die persönlichen Interessen der Protagonisten. 1661 wurde Marguerite Louise d’Orléans, die ältere Schwester Françoise Madeleines, mit Großherzog Cosimo III. der Toskana verheiratet, um den französischen Einfluss in Italien zu stärken, obwohl sie sich in ihren Cousin Karl von Lothringen verliebt hatte. Karl verlobte sich daraufhin mit Maria Johanna, genannt Mademoiselle de Nemours, einer weiteren Cousine des Königs – Enkelin von César de Vendôme, einem unehelichen Sohn von Heinrich IV – einer Französin, die jedoch einem jüngeren Zweig des Hauses Savoyen angehörte. Da sein Onkel, Karl IV. von Lothringen, jedoch sein Bündnis mit Ludwig XIV. brach, musste Karl Frankreich verlassen und seine Verlobung auflösen. Daraufhin reagierte die Herzoginwitwe von Savoyen schnell und schlug ihren Sohn als Bräutigam Maria Johannas vor. Der mächtige Kardinal Mazarin fand Maria Johanna jedoch nicht gefügig genug und bevorzugte Françoise Madeleine, die sanfter, jünger und, seiner Ansicht nach, formbarer, war.[2][3] Der Kardinal starb 1661, nachdem er die Bedingungen des Ehevertrags abgeschlossen hatte.

Herzogin von Savoyen

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Die Trauung per Stellvertreter fand am 4. März 1663 im Palais du Louvre in Paris statt, einen Monat später traf Françoise Madeleine d’Orléans in Annecy zum ersten Mal auf ihren Ehemann Karl Emanuel. In Annecy fand am 3. April 1663 die eigentliche Trauung statt.[1] Im Anschluss brach das Paar nach Turin, der Hauptstadt Savoyens, auf. Im Oktober feierte die neue Herzogin ihren 15. Geburtstag, im Dezember des gleichen Jahres starb Christina von Frankreich, ehemalige Regentin Savoyens und Begründerin der französisch-savoyardischen Allianz.

Nur zwei Wochen nach ihrer Schwiegermutter starb auch Françoise Madeleine am 14. Januar 1664, ohne ein Kind zur Welt gebracht zu haben.[2] Damit war sie die Herzogin von Savoyen, die die kürzeste Zeit diesen Titel als Gemahlin eines regierenden Herzogs von Savoyen innehatte. Sie wurde imTuriner Dom beigesetzt. Ihr Ehemann, untröstlich über ihren Tod, befahl eine prunkvolle Beisetzung. Nach ihrem Tod versuchte Ludwig XIV., Karl Emanuel zu einer Ehe mit der älteren Halbschwester Françoise Madeleines, La Grande Mademoiselle, zu überreden. Dieser lehnte jedoch ab.[4] 1665 heiratete er in zweiter Ehe Maria Johanna von Savoyen, mit der er einen Sohn hatte, Viktor Amadeus II., der wiederum eine Mademoiselle de Valois heiratete, nämlich Anne Marie d’Orléans.[2]

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Antoine de Bourbon (1518–1562)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich IV. von Frankreich (1553–1610)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jeanne d’Albret (1528–1572)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gaston de Bourbon, duc d’Orléans (1608–1660)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Francesco I. de’ Medici (1541–1587)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maria de’ Medici (1575–1642)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johanna von Österreich (1547–1578)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Françoise Madeleine d’Orléans (1648–1664)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl III. von Lothringen (1543–1608)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Franz II. von Lothringen (1572–1632)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Claudia von Valois (1547–1575)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Margarete von Lothringen (1615–1672)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Paul von Salm-Badenweiler (um 1535–1584)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christine von Salm (1575–1627)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maria Le Veneur de Tillières (1553–1600)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Einzelnachweise

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  1. a b Vita Sackville-West: Daughter of France: The life of Anne Marie Louise d’Orléans, duchesse de Montpensier 1627–1693. London 1959, S. 354–355.
  2. a b c Robert Oresko: Maria Giovanna Battista of Savoy-Nemours (1644–1724): daughter, consort, and Regent of Savoy. In: Clarissa Campbell Orr (Hrsg.): Queenship in Europe 1660–1815: The Role of the Consort. Cambridge 2004, S. 16–55.
  3. H. Noel Williams: A Rose of Savoy, Marie Adelaide of Savoy, duchesse de Bourgogne, Mother of Louis XV. New York 1909, S. 7.
  4. Antonia Fraser: Love and Louis XIV; The Women in the Life of the Sun King. London 2006, S. 58.