Franz Klautzer – Wikipedia

Franz Klautzer, unzutreffendes Pseudonym: Manfred Jasser (* 5. Oktober 1910 in Gradenberg, Gemeinde Köflach; † 6. Juli 1971 in Graz) war ein österreichischer Politiker (VdU) und Verleger. Er war von 1949 bis 1953 Abgeordneter zum Nationalrat.

Klautzer besuchte nach der Volks- und Bürgerschule die Handelsschule und das Realgymnasium.

Er trat 1929 in den Dienst des Österreichischen Bundesheers und wurde Berufssoldat. Zum 16. Juli 1932 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.207.281).[1][2] Zwischen 1938 und 1945 diente er in der deutschen Wehrmacht, zuletzt als Major.

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft machte sich Klautzer als Verleger selbständig und gründete 1947 die Oststeirische Wochenpost[3], die 1947 an den Verleger Leopold Stocker (1886–1950) verkauft wurde.

Im Oktober 1948 wurde Klautzer im Rahmen einer gerichtlich angeordneten Beschlagnahme der neonazistischen Wochenzeitung Alpenländischer Heimatruf[4] als Eigentümer, Herausgeber und Verleger verhaftet. Zur selben Zeit schwebte bereits ein Verfahren gegen den ehemaligen österreichischen Vizekanzler Karl Hartleb (1886–1965) wegen eines in diesem Periodikum veröffentlichten Artikels.[5] Noch im Oktober 1948 wurde über Verfügung des Hochkommissars die Herstellung und Verbreitung des Alpenländischen Heimatrufs in der britischen Besatzungszone verboten.[6]

Ab 5. Februar 1949 gab er den Alpenruf[7] heraus, nach behördlich verfügter Einstellung des Alpenländischen Heimatrufs nunmehr Parteiorgan des VdU Steiermark.[8] Klautzer war zudem Landesobmann-Stellvertreter des VdU Steiermark und Bundesvorstandsmitglied des VdU. Er vertrat seine Partei vom 8. November 1949 bis zum 18. März 1953 im Nationalrat.

Klautzer war in den Krauland-Skandal verstrickt, da er Geld und zwei Waggons Rotationsdruck-Papier von Peter Krauland (1903–1985) annahm und im Gegenzug versprach, dass seine Fraktion von einem Wirbel im Parlament Abstand nehmen würde.[9]

Während der Jahre als Herausgeber und Verleger bestand die Vermutung, dass Klautzers wirklicher Name Manfred Jasser sei. Grund für diese häufig wiederkehrende Vermutung dürfte das von Manfred Jasser (1909–1992) verwandte, Klautzer lautlich ähnelnde Pseudonym Klausner gewesen sein,[10] unter dem der einstige NS-Journalist[11] in der Zeit des ihm auferlegten Berufsverbots seine raffinierten Leitartikel verfasste.[12]

  • Julia Kopetzky: Die „Affäre Krauland“. Ursachen und Hintergründe des ersten großen Korruptionsskandals der Zweiten Republik. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1998.

Einzelnachweise

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  1. Bundesarchiv R 9361-II/523005
  2. Margit Reiter: Die Ehemaligen - Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ. Göttingen 2019. S. 120
  3. Oststeirische Wochenpost. Überparteiliches Heimatblatt für die Bezirke Feldbach, Fürstenfeld, Hartberg und Weiz, sowie für das benachbarte Burgenland. Erscheinungsverlauf: 29. Mai 1947 bis 25. September 1948. Verlagsort: Graz.
  4. Alpenländischer Heimatruf. Unabhängiges Wochenblatt für verfassungstreue Heimatpolitik und fortschrittliche Wirtschaft. Erscheinungsverlauf: 1.1947,14 – 2.1948,40 nachgewiesen. Alpenländischer Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, Graz.
  5. Neonaziverleger in Graz verhaftet. In: Burgenländische Freiheit. XVIII. Jahrgang, Nr. 41/1948, S. 3, unten rechts.
  6. Der „Alpenländische Heimatruf“ verboten. In: Burgenländische Freiheit. XVIII. Jahrgang, Nr. 42/1948, S. 1, Spalte 3, unten.
  7. Alpenruf. Unabhängiges Wochenblatt für Heimatpolitik, Kultur und fortschrittliche Wirtschaft. Josefa Weber-Ostwalden, Graz 1949–, ZDB-ID 2362464-4.
  8. Siegfried Beer (Hrsg.), Felix Schneider et al. (Mitarb.); Die „britische“ Steiermark. 1945–1955. Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, Band 38, ZDB-ID 501108-5. Selbstverlag der Historischen Landeskommission für Steiermark, Graz 1995, ISBN 3-901251-09-X, S. 71.
  9. Erster Sündenfall des „3. Lagers“. In: diepresse.com, 27. April 2012, abgerufen am 5. Oktober 2012.
  10. Medien & Zeit. Kommunikation in Geschichte und Gegenwart. Band 8.1993, ISSN 0259-7446. Verein Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung Wien (Hrsg.), Wien 1993, S. 36.
  11. Alexander Haas: Die vergessene Bauernpartei. Der Steirische Landbund und sein Einfluß auf die österreichische Politik 1918–1934. Stocker, Graz 2000, ISBN 3-7020-0885-3, S. 323. (Zugleich: Dissertation. Universität Graz, Graz 1999, unter dem Titel: Alexander Haas: Der Steirische Landbund).
  12. Lothar Höbelt: Von der vierten Partei zur dritten Kraft. Die Geschichte des VdU. Stocker, Graz (u. a.) 1999, ISBN 3-7020-0866-7, S. 20.