Pfette – Wikipedia
Pfetten sind in einer Dachkonstruktion parallel zum First verlaufende Hölzer, die beim Pfettendach auf Querwänden aufruhen und die Dachhaut tragen. Sie ruhen beim Pfettendach als Firstpfette, Fußpfette und Mittelpfette auf Stuhlsäulen, Zangen oder Binderbalken auf und unterstützen die Sparren,[2] die in einigen Gebieten auch Rofen genannt werden. Die Sparren müssen direkt auf den Pfetten aufsitzen (aufgesattelt bzw. aufgekervt sein), um die Traglast zu übertragen.
Im Fachwerkbau wird auch das Rähm als Pfette bezeichnet.
Wortherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Pfette ist seit dem 14. Jahrhundert überliefert[3] und aus dem mittellateinischen patena (= Firstbaum) entlehnt.[4]
Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Firstpfette und Mittelpfette bilden den oberen Abschluss des Dachstuhls im engeren Sinne, während die Fußpfette auf der Außenwand aufliegt.
Firstpfette
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Firstpfette befindet sich unter dem Dachfirst und trägt ihre Lasten über Stützen, Wände oder Dachbinder eines liegenden oder stehenden Dachstuhls ab.
Mittelpfette
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelpfetten, auch Zwischenpfetten,[5][6] werden bei Pfettendächern als Vollholz-Konstruktion traditionell eingesetzt, wenn ihre größte Spannweite (z. B. Zweifeldträger) nicht mehr als 4,5 Meter beträgt.
Fußpfette
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fußpfette oder Wandpfette[6] liegt in der Regel im Traufbereich eines Dachs auf einer Geschossdecke oder einem Drempel. Wenn sie vollflächig auf der Außenwand aufliegt, wird sie auch als Fußschwelle oder Mauerlatte bezeichnet und kann schwächer dimensioniert werden als die anderen Pfetten.
Statisches System im Holzbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Vollholz-Konstruktionen kommen wegen der üblichen Schnittholzlängen (6 m bis 7 m, maximal 9 m) häufig Zweifeldträger zur Ausführung.[7] Bei größerer Dachlänge werden Zweifeldträger aneinandergekoppelt oder Gelenkträger (Gerberträger) ausgeführt.[7]
Mit üblichen Schnittholz-Abmessungen werden traditionell Stützweiten von 4,5 m bis 5,5 m vorgesehen. Bei längerer Stützweite (oder hoher Schneelast) können auch Brettschichtholz-, Wellsteg- oder Fachwerkträger sowie Stahlprofile oder durch Stahlprofile verstärkte Holzquerschnitte als Einfeld- oder Durchlaufträger wirtschaftlich eingesetzt werden.[7]
Gestaltete Pfettenköpfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonders im 19. Jahrhundert (u. a. im Schweizerstil) wurden die Balkenköpfe der außen am Giebel sichtbar auskragenden Pfetten mit verzierenden Profilen versehen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. Mai 2024), S. 363: Pfette.
- Thomas Eißing, Benno Furrer, Christian Kayser, Stefan King, Ulrich Klein, Ulrich Knapp, Burghard Lohrum, Tilmann Marstaller, Claudia Mohn, Heinz Pantli, Hans-Hermann Reck, Daniel Reicke: Vorindustrieller Holzbau Terminologie und Systematik für Südwestdeutschland und die deutschsprachige Schweiz (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Sonderband). 2., überarbeitete Auflage. Universität Heidelberg / Universitätsbibliothek, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96929-223-5 (Digitalisat auf journals.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 10. Mai 2024), S. 79, 109.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pfettendach, auf baubeaver.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas Eißing, Benno Furrer, Christian Kayser, Stefan King, Ulrich Klein, Ulrich Knapp, Burghard Lohrum, Tilmann Marstaller, Claudia Mohn, Heinz Pantli, Hans-Hermann Reck, Daniel Reicke: Vorindustrieller Holzbau. Terminologie und Systematik für Südwestdeutschland und die deutschsprachige Schweiz (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Sonderband.) 2., überarbeitete Auflage. Universität Heidelberg / Universitätsbibliothek, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96929-223-5 (Digitalisat), S. 40, Kapitel 2.4 Versatzung, Aufklauung, Aufkervung.
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. Mai 2024), S. 363: Pfette.
- ↑ pfette. In: dwds.de (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm). 1889, abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Pfette, die. In: dwds.de (Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute). Abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Zwischenpfette nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst. Berlin, 1929–1932 (4 Bände), Lemma Dachpfette
- ↑ a b Isabell Hermann: Die Bauernhäuser beider Appenzell. Appenzeller Verlag, Herisau 2004, ISBN 978-3-85882-387-8, S. 104.
- ↑ a b c Hagen Prehl: Hölzerne Dachkonstruktionen. 2. Auflage. Werner Verlag, Düsseldorf 2001, S. 35–37.