Funkwerk Köpenick – Wikipedia
VEB Funkwerk Köpenick Funkwerk Köpenick GmbH DeTeWe Funkwerk Köpenick GmbH | |
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Rechtsform |
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Gründung | 15. Dezember 1949 |
Sitz |
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Branche | Elektronik, Rundfunktechnik |
Website | www.detewe.de |
Der VEB Funkwerk Köpenick mit Sitz in Ost-Berlin ging als Nachfolger aus dem 1934 gegründeten Radarpionierunternehmen GEMA hervor. Er war eine der bedeutendsten Einrichtungen für Nachrichtenelektronik in der DDR. Sein Nachfolgerunternehmen ist ab 1992 die DeTeWe Funkwerk Köpenick GmbH bzw. die ebenfalls zur DeTeWe gehörende Funkwerk Köpenick GmbH.
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1934 wurde die Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate mbH (GEMA) gegründet, die während des Zweiten Weltkriegs einer der führenden Betriebe der Radar-Entwicklung war. Zusätzlich war die GEMA auf dem Gebiet der Sonaranlagen und Schiffssteuerungen tätig.[1][2] Im September 1937 verlegte das Unternehmen Sitz und Produktion in die Wendenschloßstraße 154.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das GEMA-Werk enteignet und unter sowjetische Militärverwaltung gestellt. Die noch verbliebenen technischen Anlagen wurden teilweise demontiert. Das Know-how wurde nun durch die neuen Machthaber genutzt. Die Produktionsanlagen blieben erhalten und die Entwicklung und Herstellung von Schiffsführungsanlagen und elektrischen Messgeräten wurde wieder aufgenommen. Das Unternehmen firmierte nun als Wissenschaftlich-technisches Büro des Ministeriums des Schiffindustriebaus der UdSSR (MSP).
Am 15. Dezember 1949 wurde das MSP an die kurz zuvor gegründete DDR übergeben und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. 1949 bestanden daraufhin zwei Nachfolgebetrieb: der VEB Zentrallaboratorium für Signal- und Sonderanlagen und der VEB Funkwerk Köpenick. Beide Betriebe wurden 1951 unter dem Namen VEB Funkwerk Köpenick vereinigt.
Zu den Schwerpunkten von Entwicklung und Fertigung gehörten zunächst Messgeräte, Sicherungstechnik für Bahnen und Bergbau, Regelungstechnik und industrielle Hochfrequenzerwärmung. Im Auftrag des DDR-Ministeriums für Maschinenbau wurde 1951 die Fertigung von Rundfunksendern und Empfangsanlagen aufgenommen. Im Juni 1952 wurde der erste hier hergestellte Hochleistungs-Mittelwellensender mit 250 kW Sendeleistung in Betrieb genommen. Mit dem Auftrag zur Modernisierung des ehemaligen »Deutschlandsenders« in Königs Wusterhausen erweiterte man sich auf das Gebiet der Langwellentechnik, woraus ein 750 kW-Langwellensenders entstand, Ein Prototyp ging 1960 in Zehlendorf in Betrieb. Als weitere Großsender wurde ein 100 kW-Kurzwellensenders mit dreh- und schwenkbarer Richtantenne in Nauen für den Übersee-Rundfunkdienst errichtet.
Seit 1953 befasste man sich auch mit UKW-Rundfunk- und -Fernsehsendern, zunächst für das VHF-Band, seit 1960 auch für den UHF-Bereich. Der VEB Funkwerk Köpenick lieferte die komplette UHF-Funk-Ausstattung des neuen Fernsehturms am Alexanderplatz, die dann die Ausstrahlung des 2. Fernsehprogramms der DDR ermöglichte. Auch die Entwicklung einfacher und hochwertiger Fernseh-Empfangsgeräte war Aufgabe des Funkwerks.[3] Zeitweise waren bis zu 3.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Im Juli 1970 konnte der erste eigene Großrechner in Betrieb genommen werden, eine Robotron-300-Anlage. Diese wurde im Dezember 1982 durch eine EC-1035 abgelöst.
Am 22. September 1978 besuchten Kosmonaut Sigmund Jähn und Politbüromitglied Harry Tisch das Funkwerk aus Anlass der Verleihung des Ehrennamens Sigmund Jähn an eine Brigade im Bereich Betriebsfunk.
Zum 1. Juli 1986 wurde der VEB Funkwerk Köpenick Stammbetrieb des Kombinats VEB Kombinat Nachrichtenelektronik, dessen Verwaltung in Leipzig angesiedelt war. Seit dieser Zeit bis Oktober 1990 war der Betrieb zugleich dem Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik zugeordnet.
Nach der Wende wurde der VEB in die Rechtsform einer GmbH überführt und firmierte als Funkwerk Köpenick GmbH. Die Betriebsleitung modernisierte das Produktionssortiment. 1992 erwarb die DeTeWe Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie AG das Unternehmen und benannte es in DeTeWe Funkwerk Köpenick GmbH um. Im Zuge der Neustrukturierung der DeTeWe wurde der Standort 2004 aufgegeben. Die letzten, weniger als 100 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.[4]
Am neuen Standort Ratingen entwickelte und vertrieb die DeTeWe-Tochtergesellschaft digitale Bündelfunktechnik und exportierte analoge Technikausrüstungen.[5]
Einen Teilbereich übernahm Rohde & Schwarz und führt ihn seit September 1992 als FTK Funktechnik Köpenick GmbH firmieren.[6]
Standorte des VEB
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berlin, Wendenschloßstraße: KN-1E
- Zossen/OT Dabendorf, Ernst Thälmann Straße: EKV 12/13
- Calbe, An der Saale 5-6: SEG 15-D[7]
Produkte des VEB
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mikrofone, Kopfhörer, Oszilloskope
- Fernsteuerungen für Fernsehempfänger
- Funkgeräte für Polizei, Feuerwehr, Nationale Volksarmee und auch für Funkamateure[8], darunter
- Antennen[13]
- Großsender
- 1952 Nauen, 100 KW Rundfunk
- 1957 Budapest, TV-Sender
- 1965 Jakarta
- 1970 Berliner Fernsehturm, UKW Radio und TV
- 1988 Antarktis, KFC1300, Georg-Forster-Station
Personen, die mit der Geschichte des VEB verbunden sind
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siegfried Berger, Streikführer im VEB Funkwerk Köpenick beim Arbeiteraufstand des 17. Juni 1953
- Peter Vielhauer, ab 1956 Entwickler von Sendeantennen und Filtern, später Leiter des Mathematischen Büros und ab 1965 Leiter der Betriebsorganisation und Rechentechnik
- Felix Meier von 1967 bis 1978 Werkdirektor, späterer Minister für Elektrotechnik und Elektronik der DDR.
Zukünftige Geländenutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezirksverordnetenversammlung beschloss 2016 einen Bebauungsplan. Das gesamte Areal sollte in ein Wohnquartier mit ca. 750 bis 800 Wohneinheiten und gewerblichen Nutzungen umgestaltet werden. Der Senat von Berlin zog das Planungsverfahren an sich[14] und führte 2017 einen Wettbewerb für die Bebauung des Geländes durch, an dem Architekten, Landschafts- und Stadtplaner teilnahmen.[15][16] 2022 wurden die letzten Gebäude abgerissen, und es sind der Neubau von 285 Wohnungen und eines Hotels, eine neue Straße, eine öffentliche Parkanlage, ein öffentlicher Spielplatz sowie ein öffentlich zugänglicher Uferweg an der Dahme vorgesehen (Stand 8.2023). Der Verbleib des Terrakotta-Reliefs „Tugenden und Laster des Sozialismus“ der Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger aus dem Jahr 1966 im Treppenhaus des Gebäudes an der Wendenschloßstraße 142 war im Bebauungsplan nicht geregelt, da es nicht unter Denkmalschutz stand.[17]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland 2: Funkstationen und Messplätze rund um Berlin. 2002, ISBN 3-89685-511-5, Seite 120
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bestände des VEB beim Landesarchiv Berlin
- Mitarbeiterzeitschrift 'Funkjournal' zum 40. Jahrestag der DDR; Online-Teile sind nicht vollständig.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Patent DE729831C: Lotungs- und Entfernungsmessverfahren mittels reflektierbarer Wellen. Angemeldet am 15. Dezember 1933, veröffentlicht am 23. Dezember 1942, Anmelder: Gema Ges. für elektroakustische u. mech. Apparate m.b.H.
- ↑ Patent DE757912C: Nach dem Leitstrahlprinzip arbeitende Navigationsanlage. Angemeldet am 13. Juni 1937, veröffentlicht am 8. Februar 1954, Anmelder: Gema Ges. für elektroakustische und mechanische Apparate m.b.H, Erfinder: Paul-Günther Erbslöh.
- ↑ https://www.vde.com/de/geschichte/karte/berlin/veb-funkwerk
- ↑ Detewe macht Produktion dicht auf www.tagesspiegel.de, 3. März 2004, abgerufen am 29. August 2016.
- ↑ Pressemitteilung der DeTeWe vom 2. März 2004, abgerufen am 11. März 2012 ( vom 28. April 2012 im Internet Archive)
- ↑ Rohde & Schwarz-Tochter FTK fünf Jahre alt (PDF; 335 kB), Neues von Rohde & Schwarz, Heft 157, 1998
- ↑ gemäß Rahmenvereinbarung über Durchführung von industriellen Instandsetzungen an Bewaffnung und Ausrüstung, Berlin 1982.
- ↑ Betriebsempfänger des VEB FWK im Detail
- ↑ Montagevorschrift für UKW 600; auf e-bay angeboten, abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Kurzinformation zum System U700 bei der Transportpolizei mit Montage- und Bedienungsanleitung, abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Kai Posmik: Wie die DDR zu ihrem ersten Handy kam. Mithilfe des sächsischen Ingenieurs Gottfried Schuppang gelang es einst dem VEB Funkwerk Köpenick, westliche Weltkonzerne auszustechen. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Sächsische Zeitung, 14. April 2010.
- ↑ Verkauf eines KN1-E bei e-bay für 351 Euro, abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Erzeugnisbeispiele auf radiomuseum.org, abgerufen am 10. Dezember 2012
- ↑ Pressemitteilung zum Bebauungsplan in Köpenick: Senatsverwaltung übernimmt Bebauungsplanverfahren 9-50 „Funkwerk Köpenick" in Berlin-Köpenick, OT Wendenschloß, abgerufen am 7. Januar 2017/ergänzt am 10. April 2020.
- ↑ Ergebnisse aus einem Planungswettbewerb auf competititononline.de, abgerufen am 10. April 2020
- ↑ Wohnungsbau in Berlin - Treptow-Köpenick baut auf auf www.nd-aktuell.de; abgerufen am 10. April 2020.
- ↑ https://www.berliner-woche.de/koepenick/c-bauen/auf-dem-gelaende-des-funkwerks-koepenick-wird-bald-gebaut_a389254