Furka-Basistunnel – Wikipedia
Furka-Basistunnel | ||
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Nordöstliches Portal in Realp; rechts der Bahnhof der Bergstrecke | ||
Nutzung | Eisenbahntunnel mit Meterspur | |
Verkehrsverbindung | Matterhorn-Gotthard-Bahn (seit 2003) Furka-Oberalp-Bahn (bis 2002) | |
Ort | Furkapass | |
Länge | 15,381 km | |
Anzahl der Röhren | 1 | |
Gleise | 1 | |
Bau | ||
Baukosten | CHF 318,5 Mio. | |
Baubeginn | Juni 1973 | |
Betrieb | ||
Freigabe | 25. Juni 1982 | |
Lagekarte | ||
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Koordinaten | ||
Westportal bei Oberwald | 670700 / 154243 | |
Ostportal bei Realp | 681437 / 160813 |
Der Furka-Basistunnel ist ein 1982 eröffneter 15,38 km langer Schweizer Eisenbahntunnel, der Oberwald (1368 m ü. M.) im Kanton Wallis und Realp (1538 m ü. M.) im Kanton Uri miteinander verbindet. Der Basistunnel ersetzt die alte Furka-Bergstrecke mit dem Furka-Scheiteltunnel, deren höchster Punkt auf einer Höhe von 2160 m ü. M. (Haltestelle Furka) liegt.
Der Basistunnel ermöglicht der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) den ganzjährigen Betrieb auf ihrem gesamten Streckennetz. Dies war auf der Bergstrecke nicht möglich, da hier im Winter der Betrieb eingestellt und ein Teil der Bahnanlagen (Oberleitung, Steffenbachbrücke) demontiert bzw. nach der Winterpause wiederhergestellt werden musste.
Planung und Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem schweren Unfall bei Schneeräumarbeiten im Juni 1963 verlangte man im Wallis eine wintersichere Verkehrsverbindung in den Kanton Uri. Der Voranschlag 1970 für den Bau des Furka-Basistunnels betrug 74 Mio. Franken und bildete die Basis für den Bundesbeschluss vom 24. Juni 1971. Darin sicherte der Bund einen Kostenanteil von 70 Mio. Franken zu, die restlichen 4 Mio. Franken mussten durch die Kantone Uri, Graubünden und Wallis getragen werden.[1] Das Projekt war im Parlament heftig umstritten. Bundesrat Roger Bonvin[2], der selber aus dem Wallis stammte, setzte sich für die Vorlage ein.[3] Seine Person wurde später im Zusammenhang mit den enormen Kostenüberschreitungen in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.[4]
Der Bau erlitt viele Rückschläge wegen problematischer geologischer Verhältnisse, welche die Arbeiten verzögerten und auf der Urner Seite eine Verlegung des Portals und damit eine Verlängerung des Tunnels erforderten. In der Parlamentsdebatte 1976 über einen Zusatzkredit von 80 Mio. Franken wurden aber auch die Projektplanung und die Arbeit der Bauleitung kritisiert.[5][6]
Die Gesamtkosten für den Basistunnel beliefen sich schliesslich auf 318,5 Mio. Franken,[7] gut vier Mal so viel wie geplant. Roger Bonvin konnte die Eröffnung nicht mehr erleben. Er starb am 5. Juni, knapp drei Wochen vor der Tunneleinweihung am 25. Juni 1982.
Der Tunnel ist eingleisig und verfügt über zwei automatische Kreuzungsstationen. Er unterquert in einem weit nach Süden ausholenden Bogen den Pizzo Rotondo, nach dem auch eine der Ausweichstellen benannt ist.
Auf der Westseite bei Oberwald liegt das Portal des Basistunnels gut einen Kilometer östlich des Bahnhofs. Die Anbindung an die bestehende Strecke erfolgt mit einer Brücke über das Goneri-Flussbett, danach über die Rhone, gefolgt von einem Umgehungstunnel (Länge 673 m),[8] der unmittelbar beim Bahnhof Oberwald endet.
Eine Kuriosität war die Absicht, später im Bereich der Tunnelmitte eine Abzweigung in Richtung Tessin zu realisieren, das so genannte Bedretto-Fenster. Politisch ebenso heftig umstritten wie das gesamte Projekt, wurde der vorhandene 5,2 km lange Baustollen vor allem aus finanziellen Gründen nie für den Zugbetrieb ausgebaut.
Betrieb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Umgehungstunnel Oberwald | |
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Sicht auf Bahnhof Oberwald (2012) | |
Nutzung | Eisenbahntunnel |
Ort | Oberwald |
Länge | 673 m |
Anzahl der Röhren | 1 |
Koordinaten | |
Portal beim Bahnhof Oberwald | 669472 / 153901 |
Portal 2 | 669941 / 154291 |
Dank der Eröffnung konnte der Glacier-Express nun ganzjährig Zermatt und St. Moritz verbinden. Aus einem Zugpaar wurden in der Sommersaison fünf Glacier-Expresszüge pro Tag und Richtung. Im Weiteren verkehren tagsüber stündlich in beiden Richtungen je ein Regionalzug und ein Autozug. Von Freitag bis Montag verkehrt alle 30 Minuten ein Autozug. Schon im ersten Betriebsjahr wurden über 75'000 Personenwagen, Lastwagen und Busse transportiert. In der Winterhochsaison stösst der Furkatunnel an seine Kapazitätsgrenzen.
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn betreibt an beiden Tunnelenden einen ständig besetzten Rettungsdienst / Feuerwehr. Dazu gehören 24 Mitarbeitende pro Stützpunkt. Offiziell nennt sich diese Feuerwehr Rettungsdienst Furkatunnel (RFT) und gehört zur Betriebsfeuerwehr der Matterhorn-Gotthard-Bahn.[9]
Seit dem 1. Januar 2003 ist der Tunnel Teil des Streckennetzes der Matterhorn-Gotthard-Bahn, die aus der Fusion von Brig-Visp-Zermatt-Bahn und Furka-Oberalp-Bahn entstanden ist.
Geothermische Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Westportal in Oberwald fliessen pro Minute 5400 Liter Wasser mit einer Temperatur von 16 °Celsius aus dem Tunnel, das über ein sog. kaltes Nahwärmenetz genutzt wird. Das Wasser wird nach Oberwald geführt und heizt mit Hilfe von Wärmepumpen 177 Wohnungen und eine Sporthalle. Die installierte Gesamtleistung beträgt 960 kW.[10]
Betrieb der Bergstrecke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die frühere Furka-Bergstrecke wurde im Herbst 1981, als die Eröffnung des Basistunnels absehbar war, stillgelegt und erst nach 1992 etappenweise durch Freiwillige restauriert. Seit 2010 dient während der Sommermonate wieder die ganze Pass-Strecke einer Museumsbahn an Zahnstangen mit Dampfbetrieb.[11]
Sanierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 2025 soll der Furka-Basistunnel für 190 Millionen Franken saniert werden. Die Gleise werden als Feste Fahrbahn neu verlegt, die Fahrleitung erneuert, eine neue Lüftungsanlage eingebaut und die Möglichkeiten zur Selbst- und Fremdrettung verbessert.[12]
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Portal des Umgehungstunnels (Länge 673 m) beim Bahnhof Oberwald; das Portal des Furka-Basistunnels liegt etwa 1 km weiter östlich. Rechts im Bild der Beginn der Furka-Bergstrecke.
- Gedenktafel für Albert Imsand[13], Initiant des Tunnels, am Bahnhof in Oberwald
- Station der Rettung Furka-Tunnel in Realp mit Lokomotive des Rettungszug
- Autoverlad in Realp Richtung Wallis durch den Furka-Basistunnel
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Urs Obrecht: Das Furka-Loch. Die Geschichte eines Tunnels. Hallwag-Verlag, Bern/Stuttgart 1979, ISBN 3444102674.
- Paul Caminada: Der Glacier-Express. Desertina-Verlag, Disentis 1985, S. 133ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matterhorn-Gotthard-Bahn: Autoverlad Furka
- AlpenTunnel.de: Infos, Fotos und Video
- Die turbulente Geschichte des Furka-Basistunnels In: Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 23. Juni 2012 (Audio)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesbeschluss über die Finanzierung eines Eisenbahntunnels von Realp nach Oberwald vom 24. Juni 1971, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ «In der Schweiz ist ein Jahrhundertbauwerk zum Ärgernis des Jahrhunderts geworden»: Monsieur Bonvin und das Furka-Fiasko In: Neue Zürcher Zeitung vom 27. Juni 2022
- ↑ Nationalratsdebatte vom 24. Juni 1971, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ Georges Andrey: Roger Bonvin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Dezember 2009, abgerufen am 25. Juni 2012.
- ↑ Botschaft Zusatzkredit vom 26. Mai 1976, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ Nationalratsdebatte vom 7. Dezember 1976, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ NZZ vom 25. Juni 2012: Ein Tunnel als Entwicklungshilfe, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ Botschaft Zusatzkredit, Bau des Umgehungstunnels Oberwald, Seiten 1099 und 1100, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ Feuerwehrverband URI Betriebsfeuerwehr der Matterhorn Gotthard Bahn
- ↑ GEOTHERMIE.CH Eisenbahntunnel Furka, Wallis, abgerufen am 25. Juni 2012
- ↑ Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB)
- ↑ Der Furka-Basistunnel wird saniert. In: SRF.ch. 23. August 2018, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- ↑ Weite Wege ins Unwegsame In: Neue Zürcher Zeitung vom 2. April 2015