Gamarthe – Wikipedia
Gamarthe Gamarte | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Pyrénées-Atlantiques (64) | |
Arrondissement | Bayonne | |
Kanton | Montagne Basque | |
Gemeindeverband | Pays Basque | |
Koordinaten | 43° 12′ N, 1° 9′ W | |
Höhe | 196–642 m | |
Fläche | 9,91 km² | |
Einwohner | 128 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 13 Einw./km² | |
Postleitzahl | 64220 | |
INSEE-Code | 64229 | |
Blick auf Gamarthe |
Gamarthe (baskisch Gamarte)[1] ist eine französische Gemeinde mit 128 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Bayonne und zum Kanton Montagne Basque (bis 2015: Kanton Saint-Jean-Pied-de-Port).
Die Einwohner werden Gamartear genannt.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gamarthe liegt ca. 55 km südwestlich von Bayonne im französischen Teil des Baskenlands. Der Ort ist Teil des Pays de Cize, eines historischen Landstrichs im Nieder-Navarra.
Umgeben wird Gamarthe von den Nachbargemeinden:
Ainhice-Mongelos | Larceveau-Arros-Cibits | |
Lacarre | Ibarrolle | |
Bussunarits-Sarrasquette |
Gamarthe liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Ein Nebenfluss des Laurhibar, der Ruisseau Arzuby, hier auch Bassaburuko Erréka genannt, entspringt ebenso wie sein Nebenfluss Ruisseau Tosca und der Fluss Erreka Handia auf dem Gemeindegebiet. Der Ruisseau de Laminosine, ein Nebenfluss der Bidouze, durchquert das Gebiet der Gemeinde im südöstlichen Teil.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der Geschichte Gamarthes ist nicht viel überliefert. Die Gemeinde wurde eine Zeit lang mit Mineral- oder Heilquellen in Verbindung gebracht, was die Herkunft des Namens erklären würde. Er stammt wahrscheinlich aus dem baskischen gamo-arte, deutsch „zwischen zwei Heilwasser“. Im Mittelalter war die Gemeinde eine Nebenstelle der Pfarrgemeinde von Lacarre.
Toponyme und Erwähnungen von Gamarthe waren:
- Amoart (1292),
- Gamoart (1304, 1309, 1350, 1366),
- Gamoart (1513, Urkunden aus Pamplona),
- Gamarte (1750, Karte von Cassini) und
- Sanctus Laurentius de Gamarte (1767, Manuskripte des 17. und 18. Jahrhunderts des Bistums Bayonne).[3][4][5]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Höchstständen der Einwohnerzahl mit über 300 Einwohnern in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts reduzierte sich die Zahl bei kurzen Erholungsphasen bis zu den 1990er Jahren um insgesamt über zwei Drittel auf rund 100 Einwohner. Dieser insgesamt negative Trend setzte sich seitdem nicht mehr fort, aber ein anhaltendes Wachstum ist nicht zu erkennen.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2009 | 2021 |
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Einwohner | 137 | 132 | 113 | 113 | 105 | 105 | 113 | 122 | 128 |
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pfarrkirche von Gamarthe, gewidmet Laurentius von Rom. Sie wurde zwar 1767 erstmals erwähnt, aber an ihrer einfachen Struktur mit einem Kirchenschiff lässt sich ein Ursprung aus dem Mittelalter datieren. Die Tür an der Westseite stammt aus dem beginnenden 17. Jahrhundert. Gegen Ende desselben Jahrhunderts kam es zu größeren Restaurierungen und Umbauten, wie sechs Jahreszahlen zeigen: 1780 auf dem Sturz der heute zugemauerten Tür des Vorbaus im Westen und 1783 auf einem ehemaligen Fenster der Sakristei, auf einem Ringanker an der Apsis sowie auf drei Maueröffnungen auf der Südseite. Dies weist auf den Bau der Sakristei, des Vorbaus und der Durchbrüche von neuen Fenstern im Langhaus hin. Das Rathaus ist vermutlich am Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem Stockwerk oberhalb des Vorbaus der Kirche eingerichtet worden. Im Laufe des 19. und des 20. Jahrhunderts ist das gesamte Gebäude erneut restauriert worden. Die heutige Kirche ist mit einem Schieferdach gedeckt, auf deren Spitze der viereckige Glockenturm mit seinem ebenfalls schiefergedeckten Zeltdach aufragt. Eine Außentreppe führt zum Rathaus als auch in das Kircheninnere auf die Empore, welche traditionell den Männern vorbehalten ist, die während einer Messe der Tradition nach von den Frauen getrennt sitzen. Die Eingangstür im Westen ist in einem Rundbogen mit großen Keilsteinen und mit runden Stäben verziert versehen. Unter dem Vorbau sind scheibenförmige Grabstelen, genannt Hilarri, aufbewahrt und eine Gedenktafel an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Gemeinde angebracht.[9][10]
- Bauernhof Bordaburua. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Bauernhaus in einer traditionellen Weise gebaut mit einem Wohnbereich und einem Schafstall rund um einen eskaratz, einer Diele, von der alle anderen Räume zugänglich sind. Oberhalb des Schafstalls befand sich im Dachgeschoss des hinteren Teils des Gebäudes der Heuboden. Ein Ofen zum Backen von Broten war in einem kleinen Anbau untergebracht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts fanden umfangreiche Umbauten statt, bei denen der Wohnbereich vom landwirtschaftlichen Arbeitsbereich räumlich getrennt wurde. Das Gebäude wurde links von der Eingangstür erweitert und in einem ersten Schritt mit einem neuen Schafstall mit Heuboden versehen. Der Zugang zum ehemaligen Schafstall rechts vom Eingang wurde im gleichen Zug zugemauert. Eine zweite Erweiterung nach links mit einem erneuten Bau eines Schafstalls mit Heuboden fand in der Folge statt. Der heutige Wohntrakt stammt aus dem Jahr 1897, wie die Inschrift „BATIR PAR JEANNE ETCHECOIN ET ARNAUD ELICAGARAY L’AN 1897“ (deutsch Gebaut von Jeanne Etchecoin und Arnad Elicagaray im Jahr 1897) belegt.[11][12]
- Bauernhof Bidegainea. Das ursprüngliche Gebäude wurde vermutlich im 17. Jahrhundert in der gleichen traditionellen Aufteilung der Räume rund um einen eskaratz errichtet wie das Bauernhaus Bordaburua. Das Besondere an dem zentralen Gebäudeteil ist das Fachwerk aus Holz. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden zwei Seitenteile angefügt, im 19. Jahrhundert wurde das Bauernhaus umgestaltet einschließlich einer Erneuerung der Tür des eskaratz. Einige architekturale Elemente, wie z. B. ein offener Kamin, stammen aus der Zeit der Ersterrichtung.[13][14]
- Wegekreuz von Galcetaburu. Die Route départementale 933 (ehemalige Route nationale 133) folgt einer alten Römerstraße, im Mittelalter Teil eines Jakobswegs nach Santiago de Compostela. An seinem höchsten Punkt auf dem Abschnitt zwischen dem Tal der Bidouze und dem Tal der Nive, an der Einmündung der Straße, die zum Ortszentrum führt, ist im Jahre 1714 ein Wegekreuz aus Stein errichtet worden. Das auf einem Kapitell einer Säule angebrachte Kreuz hat die Form eines lateinischen Kreuzes, wobei die Arme in Halbkugeln enden. Ein gekreuzigter Christus wird darauf dargestellt, den Kopf genau in der Mitte, die übergroßen Hände mit gleich großen Fingern ausgebreitet, die Arme nach oben gerichtet. Die Jahreszahl 1714 ist an seinen Füßen in den Stein gemeißelt. Zwei Köpfe ragen unterhalb des Querbalkens hervor. Auf der Rückseite sind die ersten Verse der Vexilla regis als Inschrift eingraviert.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sind wichtige Wirtschaftsfaktoren der Gemeinde. Einer der größten Fleischverarbeitungsbetriebe des Départements hat einen seiner Standorte in der Gemeinde. Gamarthe liegt in den Zonen AOC des Ossau-Iraty, eines traditionell hergestellten Schnittkäses aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[16]
Sport und Freizeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fernwanderweg GR 65 von Genf nach Roncesvalles führt mitten durch die Gemeinde. Er folgt der Via Podiensis, einem der vier historischen Jakobswege.[18]
Der Fernwanderweg GR 78 von Carcassonne nach Saint-Jean-Pied-de-Port streift ebenfalls das Gemeindegebiet.[19]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gamarthe wird durchquert von den Routes départementales 120, 522 und 933, der ehemalige Route nationale 133.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gamarthe auf der Website des Gemeindeverbands (französisch)
- Website des regionalen Tourismusbüros (französisch)
- Gamarthe auf der Website des Tourismusbüros Montagne Basque (französisch)
- Website des Interessenverbands AOP Ossau-Iraty (französisch)
- Website der Filière Porc Basque (französisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lieux - toponymie Gamarte (Garazi). Königliche Akademie der Baskischen Sprache, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Ma commune : Gamarthe. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Jean-Baptiste Orpustan: Nouvelle toponymie basque. Universität Bordeaux, 2006, S. 130, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 66, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ David Rumsey Historical Map Collection France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 29. Mai 2017 (englisch).
- ↑ Notice Communale Gamarthe. EHESS, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Populations légales 2006 Commune de Gamarthe (64229). INSEE, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Populations légales 2014 Commune de Gamarthe (64229). INSEE, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ église paroissiale Saint-Laurent. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Eglise Saint-Laurent. Visites en Aquitaine, ehemals im ; abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ ferme Bordaburua. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Ferme Bordaburua. Visites en Aquitaine, ehemals im ; abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ ferme Bidegainea. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Ferme Bidegainea. Visites en Aquitaine, ehemals im ; abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Croix de Galcetaburu. Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Institut national de l’origine et de la qualité. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Gamarthe (64229). INSEE, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Mai 2017 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ GR® 65, le chemin de Compostelle via le Puy. Fédération française de la randonnée pédestre, abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch).
- ↑ GR®78 : le chemin du piémont pyrénéen. Comité Régional de la Randonnée Pédestre Midi-Pyrénées, archiviert vom am 8. November 2017; abgerufen am 29. Mai 2017 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.