Gasthof Hirschen (Eglisau) – Wikipedia
Gasthof Hirschen | |
---|---|
Der Gasthof Hirschen von Osten | |
Daten | |
Ort | Eglisau |
Baustil | Spätgotik |
Baujahr | 1523 erstmals erwähnt |
Koordinaten | 681752 / 269963 |
Der Gasthof Hirschen ist eine historische Gaststätte in Eglisau im Kanton Zürich in der Schweiz. Das 1523 erstmals erwähnte denkmalgeschützte Gebäude ist der „grösste profane Altbau des Städtchens“ und ein Kulturgut von nationaler Bedeutung.[1][2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obschon das genaue Alter des Gasthofs nicht dokumentiert ist, wird in der Forschung davon ausgegangen, dass das Tavernenrecht dem Hirschen bereits bei der Stadtgründung verliehen wurde. Der Gasthof existiert somit möglicherweise seit dem 13. Jahrhundert.[3][4] Eine schriftliche Erwähnung kann zurzeit jedoch erst ab dem Jahr 1523 nachgewiesen werden.[5] Der heutige Gasthof Hirschen wurde im Verlauf seiner Geschichte zeitweise auch Taverne Zum Goldenen Hirschen oder Gasthaus Zum Hirschen genannt. Er besteht heute aus einem sechsstöckigen spätgotischen Kernbau, an den sich im Westen zwei Häuser ungefähr gleichen Alters und gleicher Höhe sowie im Osten ein etwas niedrigerer Fachwerkbau anschliessen.[6][7]
Am Kernbau des Gasthofs wurden in den Jahren 1573 und 1662 grössere Umbauten vorgenommen. Darauf weisen u. a. entsprechende Jahreszahlen hin, die im oberen Giebelfenstersturz eingemeisselt worden sind. Aus dem 16. Jahrhundert dürften insbesondere die Fenstersäulen stammen. Beim Umbau im 17. Jahrhundert wurden verschiedene barocke Türen, Täfer, Treppengeländer etc. eingebaut, von denen jedoch nur wenige erhalten geblieben sind. Ausserdem dürfte damals die im Jahr 1974 anlässlich einer Aussenrenovation entdeckte seltene Fassadenmalerei entstanden sein, die als „eine der wichtigsten kunsthistorischen Entdeckungen der letzten Jahre im Zürichbiet“ bewertet wurde.[8] Im 19. Jahrhundert wurde schliesslich noch ein Biedermeiertrakt angebaut, der u. a. einen Tanzsaal enthielt.[9]
Ursprünglich lag der Hirschen direkt neben der 1919 wegen der Stauung des Rheins abgebrochenen alten Rheinbrücke und somit an einer wichtigen Verkehrsachse. Als Blütezeit des Gasthofs können das 17. und 18. Jahrhundert bezeichnet werden, als er als „erstes Haus am Platz“ von zahlreichen bekannten und „vornehmen“ Persönlichkeiten besucht wurde.[10] So beispielsweise auch von Johann Wolfgang von Goethe, der das Haus am 26. Oktober 1797 besuchte und in seinem Tagebuch vermerkte: „Um 12 Uhr in Eglisau. Gasthof zum Hirsch. Aussicht auf den Rhein, ab um halb zwei.“[11]
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2000 erwarb der Zürcher Textilunternehmer und Sammler Werner Dubno den Gasthof und restaurierte ihn während vier Jahren umfassend, wobei ihn die Zürcher Denkmalpflege finanziell unterstützte. Im Jahr 2007 wurden der Gastronomie- und der Hotelbetrieb wieder aufgenommen.[12] Rund ein Jahr nach der Neueröffnung zeichnete ICOMOS Suisse den Gasthof als „Historisches Hotel des Jahres 2009“ aus.[13] Das gastronomische Angebot verteilt sich auf das Bistro im Erdgeschoss und das Restaurant im ersten Obergeschoss. Für Bankette und Tagungen verfügt das Haus weiterhin über den historischen Tanzsaal aus dem 19. Jahrhundert, der neu Belle Epoque Saal genannt wird, und das sogenannte Goethe-Zimmer. Übernachtungen sind in insgesamt sieben historischen Zimmern und Suiten möglich.[14][15]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Roland Böhmer: Eglisau. Städtli, Untergass 28. Gasthof „Zum Hirschen“. In: Baudirektion Kanton Zürich (Hrsg.): Zürcher Denkmalpflege. 18. Bericht, 2005–2006. FO Print & Media AG, Zürich und Egg 2010, ISBN 978-3-905681-56-7, S. 22–33.
- Walter Drack: Gasthaus „Zum Hirschen“. Restaurierung der Fassadenmalerei des 17. Jhs. In: Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Denkmalpflege. 7. Bericht, 1970–1974 (Stadt Zürich, 1968–1973) – 1. Teil. Genossenschaftsdruckerei Zürich, Zürich 1975, S. 59–60.
- Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Birkhäuser Verlag, Basel 1943.
- Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1.
- Christian Renfer: Eglisau ZH. (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 389). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2002, ISBN 3-85782-389-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton ZH. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, (PDF; 397 kB, 21 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
- ↑ Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1, S. 324.
- ↑ Walter Drack: Gasthaus „Zum Hirschen“. Restaurierung der Fassadenmalerei des 17. Jhs. In: Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Denkmalpflege. 7. Bericht, 1970–1974 (Stadt Zürich, 1968–1973) – 1. Teil. Genossenschaftsdruckerei Zürich, Zürich 1975, S. 59.
- ↑ Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1, S. 325.
- ↑ Christian Renfer: Eglisau ZH. (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 389). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2002, ISBN 3-85782-389-6, S. 20.
- ↑ Walter Drack: Gasthaus „Zum Hirschen“. Restaurierung der Fassadenmalerei des 17. Jhs. In: Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Denkmalpflege. 7. Bericht, 1970–1974 (Stadt Zürich, 1968–1973) – 1. Teil. Genossenschaftsdruckerei Zürich, Zürich 1975, S. 59.
- ↑ Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1, S. 324–325.
- ↑ Walter Drack: Gasthaus „Zum Hirschen“. Restaurierung der Fassadenmalerei des 17. Jhs. In: Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Denkmalpflege. 7. Bericht, 1970–1974 (Stadt Zürich, 1968–1973) – 1. Teil. Genossenschaftsdruckerei Zürich, Zürich 1975, S. 59.
- ↑ Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1, S. 325.
- ↑ Franz Lamprecht, Mario König: Eglisau. Geschichte der Brückenstadt am Rhein. Chronos Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905311-01-1, S. 324–325.
- ↑ Sophie von Sachsen (Hrsg.): Goethes Tagebücher. 2. Band, 1790–1800 (= Goethes Werke. III. Abteilung, 2. Band). Hermann Böhlau, Weimar 1888, S. 189.
- ↑ Heinz Zürcher: Der neue Hirschen zeigt sich farbig und nobel. In: Tages-Anzeiger, 30. Juni 2007, S. 62.
- ↑ Adis Merdzanovic: Fachjury belohnt Eglisauer Traditionshaus. In: Tages-Anzeiger, 25. September 2008, S. 55.
- ↑ Zimmer. Webseite des Gasthofs Hirschen in Eglisau. Abgerufen am 27. April 2016.
- ↑ Schweizer Heimatschutz (Hrsg.): Die schönsten Hotels der Schweiz. Schweizer Heimatschutz, Zürich 2014, ISBN 978-3-9523994-5-3, S. 38.