Gelbbrust-Kapuziner – Wikipedia
Gelbbrust-Kapuziner | ||||||||||||
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Gelbbrust-Kapuziner (Sapajus xanthosternos) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sapajus xanthosternos | ||||||||||||
(Wied, 1826) |
Der Gelbbrust-Kapuziner (Sapajus xanthosternos, Syn.: Cebus xanthosternos) ist eine Primatenart aus der Unterfamilie der Kapuzineraffen innerhalb der Neuweltaffen.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gelbbrust-Kapuziner sind mittelgroße Primaten, sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 36 bis 42 Zentimetern. Der Schwanz misst rund 38 bis 49 Zentimeter, er ist greiffähig, aber kein vollausgebildeter Greifschwanz wie bei den Klammerschwanzaffen. Mit rund 3,5 bis 4 Kilogramm sind Männchen deutlich schwerer als Weibchen, die 2,5 bis 3 Kilogramm erreichen. Ihr Fell ist überwiegend rötlich-braun, stark kontrastierend dazu sind die Oberarme, der Brust und der Bauch gelb gefärbt. Das Gesicht ist blassbraun, die Haare an den Wangen und an der Oberseite des Kopfes sind schwarz, ebenso die Hände und Füße.
Verbreitung und Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gelbbrust-Kapuziner kommen nur in den Küstenwäldern im östlichen Brasilien vor, ihr Verbreitungsgebiet umfasst Teile des Südens des Bundesstaates Bahia und eventuell angrenzende Gebiete von Minas Gerais. In früherer Zeit hat sich ihr Verbreitungsgebiet vermutlich nördlich bis zum Rio São Francisco erstreckt, heute ist es durch menschliche Einflussnahme stark verkleinert und zersplittert. Ihr Lebensraum sind die Küstenregenwälder der Mata Atlântica.[1]
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gelbbrust-Kapuziner sind wie alle Kapuzineraffen tagaktive Baumbewohner, wo sie sich eher in der mittleren und unteren Kronenregion aufhalten. Sie leben in Gruppen von 10 bis 30 Tieren, die sich aus mehreren Männchen und Weibchen und dem gemeinsamen Nachwuchs zusammensetzen. Beide Geschlechter etablieren eine Rangordnung.
Sie sind Allesfresser, die sich vor allem von Früchten und Insekten ernähren. Daneben nehmen sie auch andere Pflanzenteile wie Nüsse Blüten und Knospen, aber auch Vogeleier, Spinnen und andere Kleintiere zu sich.
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das dominante Männchen der Gruppe genießt den Vorrang bei der Begattung und zeugt die meisten Jungtiere. Das Weibchen bringt nach 150- bis 170-tägigen Tragzeit ein Jungtier zur Welt. Das Neugeborene wiegt bei der Geburt rund 250 bis 290 Gramm. Nach einigen Monaten werden sie entwöhnt. Weibchen werden mit 4 bis 5 Jahren und Männchen mit 6 bis 8 Jahren geschlechtsreif.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelbbrust-Kapuzineraffe wurde 1826 den deutschen Forschungsreisenden und Naturforscher Maximilian zu Wied-Neuwied unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Cebus xanthosternos erstmals beschrieben.[2] Die Terra typica liegt am Rio Belmonte im Bundesstaat Bahia.[1]
Mit der Teilung der Kapuzineraffen in zwei Gattungen wurde der Gelbbrust-Kapuzineraffe in die Gattung der Gehaubten Kapuziner (Sapajus) gestellt,[3] deren innere Systematik immer noch nicht vollständig geklärt ist. Der Gelbbrust-Kapuziner gehört jedoch zu den drei Arten, die sich nicht nur äußerlich von den anderen Gehaubten Kapuzineraffen unterscheiden, sondern die auch molekulargenetisch eindeutig von anderen Gehaubten Kapuzinern getrennt sind.[4]
Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gelbbrust-Kapuziner zählen zu den am stärksten bedrohten Primatenarten. Der Hauptgrund dafür liegt in der großflächigen Zerstörung ihres Lebensraums, die atlantischen Küstenwälder wurden zu einem Großteil gerodet und existieren nur mehr in Form kleiner Überreste. Eine weitere Gefahr stellt die Bejagung dar. Die IUCN schätzt, dass innerhalb der letzten drei Generationen (48 Jahre) die Gesamtpopulation um mehr als 80 Prozent zurückgegangen ist. Es gibt einige Gruppen in Schutzgebieten, aber viele dieser Vorkommen sind zu klein, um sich auf Dauer selbst erhalten zu können. Es gibt Nachzuchtprojekte in Zoos, die den Fortbestand der Art sichern sollen.
Die Art wird in der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) geführt.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
- Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Anthony B. Rylands, Russell A. Mittermeier, Bruna M. Bezerra, Fernanda P. Paim & Helder L. Queiroz: Family Cebidae (Squirrel Monkeys and Capuchins). Seite 401 in Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: - Volume 3. Primates. Lynx Editions, 2013 ISBN 978-849655-389-7
- ↑ Maximilian zu Wied-Neuwied: Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens, 1824–1833, 4 Bände in 5 Teilen
- ↑ Lynch Alfaro, J.W.; Silva, J.S. & Rylands, A.B. (2012). How Different Are Robust and Gracile Capuchin Monkeys? An Argument for the Use of Sapajus and Cebus. American Journal of Primatology, Volume 74, Issue 4, S. 273–286, April 2012, doi:10.1002/ajp.22007
- ↑ Marcela G.M. Lima, José de Sousa e Silva-Júnior, David Černý, Janet C. Buckner, Alexandre Aleixo, Jonathan Chang, Jimmy Zheng, Michael E. Alfaro, Amely Martins, Anthony Di Fiore: A phylogenomic perspective on the robust capuchin monkey (Sapajus) radiation: first evidence for extensive population admixture across South America. Molecular Phylogenetics and Evolution, März 2018, doi:10.1016/j.ympev.2018.02.023, Link
- ↑ Canale, G.R., Alonso, A.C., Martins, W.P., Jerusalinsky, L., de Melo, F.R., Kierulff, M.C.M., Mittermeier, R.A. & Lynch Alfaro, J.W. 2021. Sapajus xanthosternos (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T4074A192592138. doi: 10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T4074A192592138.en. Abgerufen am 8. August 2022.