George Bentham – Wikipedia

George Bentham (1800–1884).

George Bentham (* 22. September 1800 in Stoke, Devon, England; † 10. September 1884 in London)[1] war ein britischer Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Benth.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

George Bentham war das dritte von fünf Kindern und der zweite Sohn des Flotteningenieurs und Erfinders Samuel Bentham (1757–1831) und Maria Sophia Fordyce (1765–1858), Tochter eines schottischen Arztes. Seine Mutter war sehr an Botanik interessiert und sammelte auf den Reisen ihres Gatten Pflanzen.[2]

Bentham kam 1805–1807 mit seinen Eltern nach Sankt Petersburg, wo er Russisch, Französisch, Latein sowie etwas Deutsch und Schwedisch lernte.[3] Als die Napoleonischen Kriege ausbrachen, kehrte die Familie nach England zurück, wo sie erst in Hall Oak Farm in Frognal, West Hampstead, später zwischen Gosport and Alverstoke bei Portsmouth lebte. Nachdem sein Vater 1814 pensioniert worden war, siedelte die Familie nach Frankreich über. Er lebte von 1814 bis 1826 bei Montpellier. 1818 studierte Bentham an der theologischen Fakultät in Montauban[4] Mathematik, vergleichende Sprachwissenschaften und Hebräisch.[5] 1820 wurde er Verwalter eines Gutes von über 300 ha in Restinclières bei Montpellier, das sein Vater erworben hatte. Der Tod seines Bruders Samuel 1816 machte ihn zum Erben, und es wurde beschlossen, dass er Jura studieren solle, obwohl seine Interessen mehr und mehr der Botanik und der Systematik galten. Er übersetzte und ergänzte einen Appendix zu Jeremy Benthams Chrestomathia,[6] der 1823 als Essai sur la nomenclature et la classification erschien. Er erforschte 1825 mit George Walker Arnott und Urbain Audibert die Flora der Pyrenäen, 1825 erfolgte die Publikation von Catalogue des plantes indigènes des Pyrénées et du Bas Languedoc.

1826 zog die Familie wieder nach England, und George Bentham wurde der Sekretär seines Onkels Jeremy Bentham und studierte gleichzeitig heimlich in Lincoln’s Inn Jura. Er nahm 1832 ein Richteramt an, aber gab dieses schon nach einem Jahr wieder auf. Er widmete sich in der Folgezeit ausschließlich der Botanik, wobei er für Feldforschungen fast ganz Europa durchreiste. 1830 wurde er Sekretär der Gartenbaugesellschaft,[7] 1828 Mitglied und später Präsident der Linnéschen Gesellschaft in London.

1833 heiratete er Sarah Laura Brydges in Kentchurch bei Hereford. Das Paar unternahm fast jeden Sommer ausgedehnte Reisen nach Europa.

Sein Herbarium mit mehr als 100.000 Belegen wurde 1854 in den Royal Botanic Gardens in Kew gebracht, da Bentham es in Pontrilas House (bei Kentchurch Place, Herefordshire) nicht mehr unterbringen konnte.[8] William Jackson Hooker und ab 1863 dessen Sohn Joseph Dalton Hooker Direktor des Gartens und des Herbars in Kew, mit denen er eng zusammenarbeitete.

Bentham verstarb nach längerer Krankheit in Wilton Place in London, drei Jahre nach seiner Frau und wurde in Brompton begraben.

Im Zusammenhang mit dem Aufbau einer effizienten wissenschaftlichen Klassifizierung von Pflanzen befasste sich Bentham mit logischen Problemen. Das Ergebnis seiner Bemühungen war eine 1827 erschienene Arbeit mit dem Titel Entwurf eines neuen Systems der Logik,[9] in der er die Arten von Identität zwischen Gegenständen untersuchte. Er entwickelte dabei eine eigene Klassifikation einfacher logischer Schlussarten.[10] Da der Verlag Hunt & Clarke bankrottging, wurde die Auflage weitgehend eingestampft, sodass Benthams Arbeit wenig Beachtung fand.[11]

Die Royal Society verlieh ihm 1859 die Royal Medal. 1866 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1879 wurde ihm die Clarke-Medaille der Royal Society of New South Wales zuerkannt. Im Jahr 1834 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina[12] und 1855 zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[13] Seit 1865 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[14] Er war korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences.[15] 1872 wurde er korrespondierendes und später Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[16]

Ihm zu Ehren wurden die Pflanzengattungen Benthamia A.Rich. und Neobenthamia Rolfe aus der Familie der Orchideen benannt.[17], sowie Santolina benthamiana Jord. & Fourr.

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: George Bentham – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jean-Jacques Amigo: Bentham (George). In: Nouveau Dictionnaire de biographies roussillonnaises. Band 3: Sciences de la Vie et de la Terre. Publications de l’olivier, Perpignan 2017, ISBN 978-2-908866-50-6.
  2. P. F. Stevens Bentham, George (1800–1884). Oxford Dictionary of National Biography 2004. doi:10.1093/ref:odnb/2151
  3. P. F. Stevens, Bentham, George (1800–1884): Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, Oxford 2004. doi:10.1093/ref:odnb/2151
  4. P. F. Stevens, Bentham, George (1800–1884): Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. doi:10.1093/ref:odnb/2151
  5. Anon, Nachruf George Bentham. Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences Band 20, 1885, S. 529. Stable URL: https://www.jstor.org/stable/25138794 Zugriff 29-12-2021
  6. Betham Werke Band 8, https://oll.libertyfund.org/title/bowring-the-works-of-jeremy-bentham-vol-8#lf0872-08_label_462
  7. Horticultural Society
  8. P. F. Stevens, Bentham, George (1800–1884): Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. doi:10.1093/ref:odnb/2151
  9. George Bentham, Outline of a New System of Logic, With a Critical Examination of Dr. Whately's Elements of Logic. London, Hunt & Clarke
  10. N. I. Kondakow: Wörterbuch der Logik. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1978.
  11. P. F. Stevens, Bentham, George (1800–1884): Oxford Dictionary of National Biography. Oxford, Oxford University Press 2004. doi:10.1093/ref:odnb/2151
  12. Mitgliedseintrag von George Bentham bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 14. Juni 2022.
  13. Mitglieder der Vorgängerakademien. George Bentham. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 20. Februar 2015.
  14. Mitgliedseintrag von George Bentham (mit Link zu einem Nachruf) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 4. Januar 2017.
  15. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 17. September 2019 (französisch).
  16. Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Бентам, Джордж (Bentham, George). Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 5. Februar 2021 (russisch).
  17. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. bgbm.org