Giannis Boutaris – Wikipedia

Giannis Boutaris (2011)

Giannis Boutaris (griechisch Γιάννης Μπουτάρης, * 13. Juni 1942 in Thessaloniki) ist ein griechischer Politiker und war von 2011 bis 2019 Bürgermeister von Thessaloniki.

Giannis Boutaris wuchs als Sohn von Stelios Boutaris auf, der das familiäre Weinunternehmen Boutari leitete, und studierte dann Chemie an der Universität Thessaloniki. Nach einem Berufsleben als Geschäftsmann und Winzer übergab er sein Weingut 2002 an seine Kinder und engagierte sich seitdem ehrenamtlich in der Politik. Er ist Gründungsmitglied der Initiative für Thessaloniki und der Kleinpartei Drasi. Im November 2010 gewann er die Bürgermeisterwahlen im zweiten Wahlgang mit 50,2 %, wobei er von der damals größten Oppositionspartei PASOK, deren Mitglied er nicht ist, unterstützt wurde.[1][2] Im Januar 2011 trat er sein Amt an.

Als Bürgermeister von Thessaloniki bemühte sich Boutaris, die multikulturelle Vergangenheit der Stadt aufzuzeigen. So äußerte Boutaris die Absicht, eine islamische Moschee und ein Mahnmal zu Ehren der Juden Thessalonikis und der Jungtürken zu errichten, auch um eine Attraktion für Touristen aus Israel und der Türkei zu schaffen.

Er verärgerte wiederholt Konservative und Rechtsextreme mit Stellungnahmen zum Namensstreit mit Mazedonien, zu den griechisch-türkischen Beziehungen und zum Holocaust an den Juden Thessalonikis.[3]

Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete im Februar 2012 von großen Erfolgen bei der Sanierung der Kommunalverwaltung und bezeichnete ihn als „den außergewöhnlichsten Politiker Griechenlands“.[4]

In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung wurde Boutaris als (Ex-)Alkoholiker und Kritiker der Orthodoxen Kirche vorgestellt, der erhebliche Probleme damit hat, die korrupten Strukturen und die Patronage-Wirtschaft in der Stadtverwaltung von Thessaloniki zu reformieren.[5]

Am 19. Mai 2018 wurde Boutaris bei einer öffentlichen Kundgebung von Rechtsextremen angegriffen und verletzt.[6]

Boutaris erhielt am 19. März 2019 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das ihm der deutsche Botschafter Jens Plötner überreichte. Mit der Auszeichnung würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Boutaris' Engagement für das Zusammenwachsen Europas und die Verstärkung der deutsch-griechischen Zusammenarbeit, welche sich in den Städtepartnerschaften Thessalonikis mit Köln und Leipzig, dem Aufbau eines deutsch-griechischen Jugendwerks sowie insbesondere des Holocaust-Museums von Griechenland ausdrückte.[7]

Commons: Yannis Boutaris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Dimitris Athiridis: Einen Schritt voraus – Zehn Wochen mit Yannis Boutaris. (Originaltitel: Ένα βήμα μπροστά. Ena vima brosta.), Dokumentarfilm. 125 Min.

Einzelnachweise

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  1. Athens News: Local elections ’10: Vintage Boutaris for Thessaloniki (Memento vom 20. November 2010 im Internet Archive) (englisch)
  2. Athens News: Pasok candidates win mayoral races in Athens, Thessaloniki (Memento vom 18. November 2010 im Internet Archive) (englisch)
  3. Bekanntestes Beispiel ist Boutaris' Rede zum Nationalen Holocaust-Gedenktag am 18. Januar 2018
  4. Julia Amalia Heyer: Griechenland: Der Winzer, der Müll und die Stadt. In: Der Spiegel. Nr. 7, 13. Februar 2012
  5. Christiane Schlötzer: Die letzte Hoffnung einer Stadt. In: Süddeutsche Zeitung, 2. Februar 2013, S. 10.
  6. Spiegel online vom 20. Mai 2018: "Rechtsextreme attackieren Bürgermeister von Thessaloniki" [1], siehe auch The Journal vom 20. Mai 2018 (englisch) "Greek mayor (75) kicked and punched by 'far-right thugs' at WWI event."
  7. Ehrung für den Bürgermeister von Thessaloniki, Yiannis Boutaris. In: griechenland.diplo.de. 19. März 2019. Abgerufen am 1. März 2022.