Goé – Wikipedia

Goé
Goé (Lüttich)
Goé (Lüttich)
Goé
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Lüttich
Bezirk: Verviers
Koordinaten: 50° 36′ N, 5° 58′ OKoordinaten: 50° 36′ N, 5° 58′ O
Postleitzahl: 4834
Vorwahl: 087
Église Saint-Lambert
Schloss Goé

Goé (dt. veraltet: Gulke, Gülken, Göllicke[1]; ndl.: Gulke, Geuleken; wallonisch: Goyé) ist ein Dorf in der belgischen Gemeinde Limbourg in der Provinz Lüttich innerhalb der Wallonischen Region. Das Dorf liegt zwischen dem Hauptort Limbourg und der Gileppe-Talsperre im Tal der Weser. Weitere Weiler des Ortes sind Béthane und Pieresse.

Der Ort erscheint in den Annales Rodenses im Jahr 1145 als Villula Goleche. Das Dorf mitsamt Kirche gehörte damals einem Feudalherrn namens Heinricus. Zu der Kirche in Goleche gehörte ebenfalls eine Kapelle, die Bilstein genannt wurde.[2] Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten trat dieser Heinricus, zusammen mit seinem Bruder Fridericus, der zwei Hufen in Bulsbach besaß, in die Gemeinschaft der Augustinerchorherren von Klosterrath ein. Die verpfändeten Güter in Goleche und Bulsbach wurden vom Kloster eingelöst und anschließend bewirtschaftet.[3]

Bis 1460 mussten die Einwohner von Limburg für den Kirchgang zur St. Lambertkirche nach Guylke/Goé, da die Georgskirche in Limburg ursprünglich den Herzögen als private Kapelle, später Kirche, vorbehalten war und darüber hinaus Filialkirche von St. Lambert gewesen war. Die Georgskirche in Limburg wurde danach zur Mutterkirche und Propstei erhoben.[4]

Der Grundbesitz im Ort verblieb bis zur Aufhebung des Augustinerklosters im Jahr 1796 dessen Eigentum.[5][6]

Bis 1795 gehörte das Dorf zur Hochbank Baelen, einem der fünf Gerichtsbezirke im Herzogtum Limburg.

Das Dorf war bis 1977 eigenständig. Seit der Gemeindezusammenlegung von 1977 bildet es einen Ortsteil der Gemeinde Limbourg.

Die Häuser des Kerndorfes sind zumeist aus örtlichem gehauenen Kalkstein erbaut, wie auch die dem Heiligen Lambertus geweihte Pfarrkirche, mit einem Altarretabel aus der Zeit um 1500, auch stammen weitere Teile der Innenausstattung aus dem 16. Jahrhundert, darunter ein Apostelbalken und ein romanisches Taufbecken, die Kirchenfenster wurden 1910 in der Werkstatt Joseph Osterrath in Tillf gefertigt[7][8][9].

Der Kirchturm besitzt eine geflammte (gewundene bzw. verwundene) Form, die in Europa nur etwa 100 Mal vorkommt. Die Ortskirche in Baelen, dem Sitz des ehemaligen Gerichtsbank, weist ebenfalls eine gewundene Form auf.

Das Schloss Goé wurde um 1700 erbaut. Der damalige Besitzer Eugène Poswick beherbergte im November 1847 während drei Tagen den belgischen König Leopold I., der zu einem Jagdausflug in den Hertogenwald angereist war.

Im 15. Jahrhundert existierte mindestens ein Reitwerk im Ort, betrieben von Johann Servatius Punztgen, auch „Pontzeler von Göllicke“ genannt, der als Stammvater der Familie Poensgen gilt, die später in der Eifel und im Ruhrgebiet in der Eisen- und Stahlindustrie tätig war.[10] Ebenso stammte der Großvater von Paul Dechamps, Leonhard Dechamps (1803–1857), aus Goé, der später in Aachen eine über mehrere Generationen hinweg erfolgreiche Tuchfabrik gründete. Darüber hinaus waren bis in die 1960er Jahre hinein entlang der Weser zahlreiche textilverarbeitende Betriebe angesiedelt. Goé lag an der 1896 erbauten „Oebahn“, einer Eisenbahnlinie, welche die in der Unterstadt von Eupen und im Wesertal gelegenen Industrien mit Dolhain und dem dort verlaufenden internationalen Eisenbahnnetz verband. Der Personenverkehr wurde bereits 1926 auf Busse umgestellt. Der Güterverkehr Eupen-Goé wurde 1959 und der Verkehr auf der Strecke Goé-Limbourg wurde 1963 eingestellt.

Heute findet man neben einem Betrieb der Holzwirtschaft mehrere mittelständische Unternehmen, wie den regionalen Pralinenhersteller „Pralines Mireille“, der sich im Ortszentrum befindet, sowie einen Betonelementehersteller. Von internationaler Bedeutung ist der Butterveredler „Beurres Corman“ im Ortsteil Béthane, der seit 1970 mehrere Produktionseinheiten in verschiedenen Ländern Europas betreibt. Corman wurde 1992 Teil französischen Milchkonzerns Savencia Fromage & Dairy (bis 2015 Groupe Bongrain) und stellt mehrere bekannte Markenprodukte her.[11]

  • Ein jährlich (Ende März oder Anfang April) stattfindender Karnevalsumzug, im Stil des Rheinischen Karnevals.
Commons: Goé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Poensgen, deutsche-biographie.de
  2. "Villula vero Goleche dicta erat Heinrici cum familia absque parte modica et ȩcclesia ibidem sita erat etiam eius propria cum cappella, quȩ Bilstein est dicta, cum Golensis ȩcclesiȩ sit filia." Quelle: AD 1145, Annales Rodenses
  3. "Et cum hȩc in vadimonium fuissent deposita, redempta sunt ab ȩcclesia et in utroque loco exstructa est agricultura." Quelle: AD 1145, Annales Rodenses
  4. "Comme elle ne fut dans le principe que la chapelle des ducs et que les habitans de Limbourg dépendaient de la paroisse de Goleke, Guylke ou Goé, Louis de Bourbon, évéque élu de Liége, à la demande des échevins, des bourgmestres, des consuls ou régens et des bourgeois de Limbourg, l'érigea en prèvóté, l'an 1460, avec le consentement de l'abbé de Rolduc comme curé primitif de Goé. Quelle: Seite 35, in S. P. Ernst: Histoire du Limbourg suivie de celle des comtés de Daelhem et de Fauquemont, des annales de l'abbaye de Rolduc, Lüttich 1837
  5. Goé - Village, limbourg-tourisme.com
  6. "In 1796 werd de abdij door de Fransen opgeheven en verlieten de koorheren Rolduc." Quelle: De geschiedenis van Abdij Rolduc door de eeuwen heen, bcrolduc.nl
  7. Église paroissiale St-Lambert auf der Website Wallonie patrimoine immoblilier culturel
  8. Église St. Lambert auf der Website Limbourg Tourisme
  9. Historisches in und um den Bereich der Kirche
  10. Horst Wessel: Die Unternehmer der Familie Poensgen in der Eifel und in Düsseldorf. In: Bewegen-Verbinden-Gestalten, Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 44. Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Köln, 2003
  11. Firmengeschichte Corman und Produkte