Goldlack – Wikipedia

Goldlack

Goldlack (Erysimum cheiri)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung: Schöteriche (Erysimum)
Art: Goldlack
Wissenschaftlicher Name
Erysimum cheiri
(L.) Crantz

Der Goldlack (Erysimum cheiri) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schöteriche (Erysimum) innerhalb der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Sorten dieser Art werden in den gemäßigten Gebieten weltweit als Zierpflanze verwendet; sie wurde früher unter dem Namen Cheiranthus cheiri (von cheirus[1][2]) geführt. Der Name Goldlack bezieht sich auf die ursprüngliche Blütenfarbe. In der Blumensprache steht Goldlack für Sehnsucht bzw. „Ich sehne mich nach dir“.

Beschreibung und Ökologie

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Illustration aus Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1885
Goldlack (Erysimum cheiri)

Vegetative Merkmale

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Der Goldlack ist eine zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern. Die aufrechte bis aufsteigende Sprossachse kann im unteren Bereich verholzen (Chamaephyt). Die unteren Laubblätter stehen in einer Rosette und sind kurz gestielt. Ihre Blattspreite ist bis zu 10 Zentimeter lang, lanzettlich und besitzt zweistrahlige Haare. Die Blätter entlang der Sprossachse stehen gedrängt, sind deutlich kleiner und fast sitzend.

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Mai bis Juni. Der traubige Blütenstand enthält 10 bis 30 stark duftende, nektarführende Stieltellerblumen, deren Krone durch das Zusammenwirken des roten Anthocyans Cyanidin mit verschiedenen Karotinoiden gelb bis braun oder rötlich, bei der Wildform goldgelb gefärbt ist. Die Blüten sind mit einem Durchmesser von 20, selten bis 25 Millimetern recht groß. Die Narbe ist zweilappig, die Lappen sind später zurückgekrümmt. Zwei Nektarien am Grunde der kurzen Staubfäden scheiden den Nektar in die als Safthalter dienenden Kelchblattaussackungen ab. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Hummeln.

Die aufrecht stehende, vierkantige Schote mit bleibendem Griffel ist eine behaarte, 2,5 bis 6 Zentimeter lang, bis zu 3,5 Millimeter breit und vom Rücken her zusammengedrückt. Die Schotenfrüchte des Goldlacks sind Windstreuer.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 12 oder 14[3].

Aufgrund von herzwirksamen Cardenoliden (Cheiranthin) ist die Pflanze giftig.

Der Goldlack ist ein Gartenflüchtling und ursprünglich in Südosteuropa, insbesondere im Mittelmeergebiet heimisch, wo er in freier Natur in Felsfluren wächst.[4] In Mitteleuropa ist Goldlack ein inzwischen stellenweise verwilderter und eingebürgerter Archäophyt, der dabei vor allem in wärmeren Lagen vorkommt, einstweilen aber nur zerstreut. Gleichwohl befindet sich der Goldlack auch hier in Ausbreitung. Er gedeiht in Mitteleuropa als eine Charakterart der Cheiranthus cheiri-Gesellschaft, die zum Verband Centrantho-Parietarion gehört[3]. Er wächst in Westeuropa an alten Stadtmauern oder Burgmauern in nährstoffreichen, kalkhaltigen und oft stickstoffbeeinflußten Mauerfugen.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2w (mäßig trocken aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]

Goldlack in der Kunst

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Im Oberdeutschen wurde der Goldlack als Gelbveiglein („Gelbveilchen“) bezeichnet und war seit dem Minnesang in der deutschen Dichtung präsent. Heinrich Heine benutzte ihn später in seinem Schwabenspiegel (1838) und im Atta Troll (1847) als Metapher für die geistige und sprachliche Enge der schwäbischen Dichter.[7]

Um 1410 wurde der Goldlack in dem Gemälde „Paradiesgärtlein“ abgebildet. Im 16. Jahrhundert war die Art bereits weit verbreitet. Erste gefüllte Formen sind von 1570 aus dem Garten von Matthias Lobelius bekannt, und seit dem 18. Jahrhundert gibt es auch bräunliche Formen. In der Folge entwickelte sich eine Vielzahl weiterer Sorten, die sich in zwei Gruppen gliederten: den niedrigen und verästelten Buschlack sowie den hohen, unverzweigten Stangenlack.

Die Sorte 'Chelsea Jacket'

Stangenlack war im 19. und 20. Jahrhundert eine zeitweise häufig verwendete Schnittblume; an der Wende zum 21. Jahrhundert verlor er seine Bedeutung als Schnittblume. Auch seine Bedeutung als Gartenpflanze hat in Deutschland inzwischen beträchtlich abgenommen, und so wird er heute nur mehr als Zierpflanze genutzt. Früher dagegen verwendete man die Blüten, den Samen und das Kraut des Goldlacks auch als Heilpflanze[8], u. a. gegen Hautjucken, Geschwüre, bei Milzerkrankungen sowie zur Förderung von Menstruation und Geburt. Aus Goldlack-Blüten wurde ein Gesichtswasser hergestellt.[9]

Für den Goldlack bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bauernveigel (Augsburg), Bohnafeiele (Appenzell), Gelb Feyel, Fijnelken (Unterweser), Giel Foaltcher (Siebenbürgen), Gelfyoln (niederdeutsch), Goldenlack, Kirche (Halle), Kirchen, Gelber Lack, Gemeiner Lack, Gülden Lack (Thüringen), Lak (Graubünden), Lackstock, Lackviole, Lamberter Foultcher (Siebenbürgen), Gelbe Levkoje, Majanegelli (Appenzell), Mariastengel (Appenzell), Gelbe Mauerblume, Mayennägeli (Schaffhausen), Gäle Nägeln, Negelviole, Nelke (Hessen), Nelkenviole, Poperli (St. Gallen bei Werdenberg), Stammanägeli (Aargau, Appenzell, St. Gallen), Stockviole (Eifel), Strössburger (Appenzell), Strösserli (Appenzell), Veiali (St. Gallen), Geel Veiel, Gelbe Veigel (Augsburg, Brixen), Vieltjes (Helgoland), Vigeli (Appenzell), Gäl Vilken (Altmark), Gelbe Viole, Viöndli (Graubünden), Viönli (Bern) und Geel Violaten.[10]

Im 1. Jahrhundert beschrieb Dioskurides ein leukoion (Λευκόϊον), das er nach der Blütenfarbe (weiß, gelb, blau oder purpurfarben) in vier Unterarten aufteilte. Nur das gelbe leukoion, das von den Vätern der Botanik als Goldlack gedeutet wurde, diente ihm zur medizinischen Anwendung. Äußerlich als Sitzbad bei Unterleibsbeschwerden und zur Beförderung der Menstruation, in Wachssalbe zur Behandlung von Rhagaden, als Umschlag gegen Milzbeschwerden und Gicht. Eine Abkochung der Früchte sollte die Menstruationsblutung anregen und die Nachgeburt treiben. Die gleichen Anwendungen beschrieb Plinius für die viola lutea. Diese Indikationen wurden von späteren Autoren übernommen.

Historische Abbildungen

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Einzelnachweise

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  1. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 139 („Cheirus: Cheiranthus Cheiri L., Goldlack“).
  2. Vgl. auch Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 32 (Cheiri „gelbi feyell“).
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 473. ISBN 3-8001-3131-5.
  4. Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot… Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007. ISBN 978-3-423-34412-8, S. 100.
  5. Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 157–159. Verlag Carl Hanser, München 1958.
  6. Erysimum cheiri (L.) Crantz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 25. August 2022.
  7. Renate Francke: Gedichte 1845–1856. Kommentar. Walter de Gruyter, 2008. ISBN 978-3-05-005303-5 (S. 343)
  8. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  9. Vgl. Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot… Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007. ISBN 978-3-423-34412-8, S. 100–102.
  10. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 89 f. (online).
  11. Julius Berendes: Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, Buch III, Cap. 128 (Digitalisat)
  12. Plinius der Ältere, 1. Jh. Naturalis historia Buch XXI, Kapitel XIV (§ 27): Viola lutea (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat)
  13. Galen. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus. (Ausgabe Kühn Band XII, S. 58) Leucoji (Digitalisat)
  14. Pseudo-Dioscorides de herbis feminis. (5. Jahrhundert) Nach H. F. Kästner in Hermes Bd. 31 (1896), S. 578–636, hier S. 631: Viola aurosa (Digitalisat)
  15. Cpg 545, Nürnberg 1474, Blatt 115v–116r: Gelb veÿel wasser wer zu sere vnkewscht hat Item gelb feyel wasser ist gut den die zu sere mit frawen vnkewscht haben getruncken so kreftiget es den man zu der lebern Vnd kreftigt die lebern vnd niren fruchtper Vnd macht auch die frawen fruchper vnd reinigt sie auch nach der gepurd zu dem herczen Vnd ist auch gut wem das hercz sich ist von kelt wegen die sÿnnen Vnd getruncken so scherft es die synne vnd macht gut gedechtnŭs frolich vnd zu dem plut Vnd erfrewet das gemŭet vnd lewtter vnd kreftigt das verdorben plut zu dem marck in pain Vnd wermbt das marck in peynen fur das parlis und tropffen Vnd ist gut den die das parlis gerurt hat oder der tropff geschlagen das ym die zung lam ist das er nicht reden mag der sol sein ein weil ÿm mund haben Vnd denn das ausspirtzen vnd ein trunck thon vnd hat es ym die glieder oder seitten troffen der sol des wassers trincken vnd sich da mit schmiren fur hennd zittern Vnd wem die hend zittern der sol sich do mit schmiren vnd nit trincken vonn hercz Vnd er kult das hercz das zu vil hicz hatte gepluet Vnd es erfrewt das gepluedt fur flek vndtter den augen Vnd ist auch gut fur alle fleck vntter den augen sie sein von hicz oder kelte vnd macht das antlucz clar fur wetag vnnd alle schuß des haubtz Item vnd ein tuch dar ein getŭnckt vnd vmb das haubt gepunden das legt allen vetagen des haubtz vnd auch die schus vnd macht wol schlaffen (Digitalisat)
  16. Cpg 558, Nordbayern, um 1470–1485, Blatt 22v: Geel veÿel wasser ist gut den dÿ zu sere gehelset haben die stercket es vnd krefftiget dÿ lebern vnd dÿ niren : Vnd macht dÿ frawen fruchtpar vnd raÿnniget sÿe nach der gepurt Vnd ist auch gütt wem das hirn erkalt ist das wermet es vnd stercket dÿ sÿnne / vnd krefftiget das gedechtnüsse / vnd machet gutt sÿnne vnd erfreüet dÿe sele vnd das gemüte : vnd loset vnd krefftiget das verdarben geplute : vnd wermet das marck jn den paÿnnen / vnd treÿbt alle kalte sucht auß : Es ist gutt den : den das barleÿ : ader der schlack getroffen hat : das ÿm die zunge lame ist . vnd nit gereden kan das getruncken : vnd es die seÿtten getroffen hat getruncken benÿmet das zittern : vnd es kulet ein wenickg das hercz : vnd erfreuet das geplute : vnd ist auch gut für alle flecke die vnter dem antlicz sind sÿe sind von hitz oder von kelte : vnd macht weÿße vnd klare antlücz : vnd ist gut ein tuch dar ein geneczet vnd vmb das haubpt gepunden das leget alle wetage vnd schusse dez haubptz vnd macht wol schlaffen (Digitalisat)
  17. Michael Puff: Büchlein von den ausgebrannten Wässern. Druck Augsburg (Johannes Blaubirer) 1481, Cap. 9: Gelb Veyel (Digitalisat)
  18. Gart der Gesundheit. Mainz 1485. Ausgabe Augsburg (Schönsperger) 1485, Kapitel 105: Cheiri gel fioln (Digitalisat)
  19. Hortus sanitatis, Mainz 1491, Kapitel 111: Cheiri (Digitalisat)
  20. Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Blatt 53v-54r: Gel violen (Digitalisat)
  21. Otto Brunfels: Contrafeyt Kreüterbuch. Straßburg 1532, S. 95: Violanten (Digitalisat)
  22. Hieronymus Bock: New Kreütter Buch. Straßburg 1539, Buch I, Cap. 191: Violanten (Digitalisat)
  23. Leonhart Fuchs: New Kreütterbuch. Straßburg 1543, Cap. 174 Veiel (Digitalisat)
  24. Pietro Andrea Mattioli. Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 301v – 302r: Gelb Negelveieln (Digitalisat)
  25. Nicolas Lémery. Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 397: Keiri (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, […]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 592: Keiri (Digitalisat)
  26. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1188–1189: Cheiranthus cheiri (Digitalisat)
  27. Husemann: Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin 2. Aufl. 1883, S. 418 (Digitalisat)
  28. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 274–275: Cheiranthus (Digitalisat)
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