Große Konjunktion – Wikipedia
Als Große Konjunktion bezeichnet man in der Astronomie die Konjunktion (Annäherung oder Berührung am Sternenhimmel, von der Erde aus gesehen) zwischen den Planeten Jupiter und Saturn. Dieses Phänomen findet ungefähr alle 20 Jahre statt, so geschehen zuletzt im Jahr 2000 und am 21. Dezember 2020.
Diese Periodizität wurde seit der Antike beobachtet und hat seit dem Hochmittelalter Astrologen inspiriert.
Viele Astronomen und Historiker vermuten, dass der Stern von Betlehem zur Zeit von Jesu Geburt eine Große Konjunktion in den Jahren 7 bis 6 v. Chr. gewesen sei.[1][2]
Astronomische Zustände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Periodizität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Umlaufzeiten der beiden Riesenplaneten betragen rund 12 Jahre für Jupiter und 30 Jahre für Saturn (genauere Daten sind 11,86 und 29,46 Jahre). Deshalb kommen die zwei Planeten etwa 20 Jahre nach einer Konjunktion wieder am Himmel zusammen. Das Sternbild, in dem diese scheinbare Begegnung stattfindet, verschiebt sich jedes Mal über etwa ein Drittel des Sternenhimmels – also über rund vier Tierkreiszeichen. Genauere Berechnungen ergeben eine durchschnittliche Periode von 19,86 Jahren und einen Winkel von 117° zwischen zwei aufeinander folgenden Großen Konjunktionen. Da die zwei Umlaufzeiten fast genau im Verhältnis 2:5 stehen, tritt die Große Konjunktion im Rhythmus von etwa 60 Jahren an fast ähnlicher Stelle des Sternenhimmels ein: Jupiter hat dann 5 Umläufe gemacht, Saturn hingegen 2.
Größte Konjunktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn die Begegnung von Jupiter und Saturn zugleich nahe der Oppositionsstellung gegenüber der Sonne stattfindet, überlagern sich deren jährliche Planetenschleifen. Dann wandern sie von der Erde aus gesehen scheinbar zurück auf der Himmelskarte, bevor sie sich wieder vorwärts bewegen. Dabei bewegt sich Jupiter scheinbar rascher als Saturn. So kann es vorkommen, dass sich innerhalb eines knappen Jahres drei Begegnungen in Folge ereignen, was als Größte Konjunktion bezeichnet wird.[3] Ihr Auftreten ist sehr selten und besitzt keine Periodizität. Das letzte Mal trat die Größte Konjunktion in den Jahren 1940–1941 und 1981 auf. Die nächste Größte Konjunktion wird erst wieder 2238–2239 stattfinden.
Liste der Großen Konjunktionen zwischen 1800 und 2100
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da es zwei Himmelskoordinatensysteme gibt, können die Daten von Konjunktionen auf zwei verschiedene Arten definiert werden, je nachdem ob man die äquatorialen oder ekliptikalen Koordinaten betrachtet. Die oberen Planeten Jupiter und Saturn bewegen sich langsam auf der Himmelskarte in der Nähe der Ekliptik und die Richtung dieser Bewegungen bleibt fast völlig parallel zu dieser Linie. So ist der Winkelabstand der zwei Planeten minimal bei ekliptikaler Konjunktion.[3] Die folgende Tafel zeigt die Daten in ekliptikaler Länge aller Konjunktionen der Planeten Jupiter und Saturn von 1800 bis 2100:[4]
Datum | Zeit in WZ | Winkelabstand von Jupiter ab Saturn | Elongation von Saturn ab Sonne | Tierkreiszeichen |
---|---|---|---|---|
17. Juli 1802 | 22:57:00 | 39′ Südlich | 40.6° Östlich | Jungfrau |
19. Juni 1821 | 16:56:57 | 1°10′ Nördlich | 63.3° Westlich | Widder |
26. Januar 1842 | 06:16:53 | 32′ Südlich | 27.1° Westlich | Steinbock |
21. Oktober 1861 | 12:27:02 | 48′ Südlich | 39.7° Westlich | Jungfrau |
18. April 1881 | 13:35:59 | 1°13′ Nördlich | 3.1° Östlich | Stier |
28. November 1901 | 16:37:33 | 26′ Südlich | 38.2° Östlich | Steinbock |
10. September 1921 | 04:13:03 | 57′ Südlich | 9.7° Östlich | Jungfrau |
8. August 1940 | 01:13:20 | 1°11′ Nördlich | 90.9° Westlich | Stier |
20. Oktober 1940 | 04:42:14 | 1°14′ Nördlich | 164.0° Westlich | Stier |
15. Februar 1941 | 06:36:25 | 1°17′ Nördlich | 72.9° Östlich | Stier |
19. Februar 1961 | 00:07:18 | 14′ Südlich | 34.9° Westlich | Steinbock |
31. Dezember 1980 | 21:17:24 | 1°03′ Südlich | 90.9° Westlich | Waage |
4. März 1981 | 19:14:36 | 1°03′ Südlich | 155.9° Westlich | Waage |
24. Juli 1981 | 04:13:35 | 1°06′ Südlich | 63.8° Östlich | Waage |
28. Mai 2000 | 15:56:27 | 1°09′ Nördlich | 14.9° Westlich | Stier |
21. Dezember 2020 | 18:37:31 | 6′ Südlich | 30.1° Östlich | Wassermann |
31. Oktober 2040 | 12:02:47 | 1°08′ Südlich | 20.8° Westlich | Waage |
7. April 2060 | 22:36:24 | 1°07′ Nördlich | 41.9° Östlich | Zwillinge |
15. März 2080 | 01:49:55 | 6′ Nördlich | 43.5° Westlich | Steinbock |
18. September 2100 | 22:50:40 | 1°13′ Südlich | 29.4° Östlich | Waage |
Große Konjunktion am 21. Dezember 2020
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Konjunktion fand am frühen Abendhimmel statt und war mit einem Winkelabstand von nur 0,1° die engste bis zum Jahr 2080. Damit waren die beiden Gasriesen 3 Tage vor und nach der Konjunktion gleichzeitig im Gesichtsfeld von Fernrohren zu sehen, gemeinsam mit 4 hellen Jupitermonden und 2–5 Saturnmonden.
Beobachtungen: In Mitteleuropa war der Himmel fast überall bedeckt. Bilder dieser seltenen Konstellation sind daher in den Webseiten der Astrovereine kaum zu sehen, Ausnahmen sind der Astroverein Wien[5] und Gahberg (Oberösterreich).[6]
Astrologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die astrologische Lehre von der zweifachen Periodizität der Großen Konjunktionen wurde durch die Bücher des persischen Astronomen Albumasar in Europa verbreitet, besonders nachdem sie gedruckt worden waren.[7] Seine fatalistische Philosophie war jedoch in der christlichen Kirche umstritten.[8]
In der Astrologie sind die zwölf Zeichen des Tierkreises mit der Vier-Elemente-Lehre verbunden; so entspricht jedes Element drei Zeichen: Feuer mit Widder, Löwe und Schütze, Erde mit Stier, Jungfrau und Steinbock, Luft mit Zwillinge, Waage und Wassermann, Wasser mit Krebs, Skorpion und Fische. So bildet jedes Element ein Dreieck oder Trigon auf dem Tierkreis. Während circa 200 Jahren finden alle Großen Konjunktionen nach und nach in den drei Zeichen desselben Elementes statt. Da aber ein langsamer Rückstand entsteht, kommen sie nach 10 Begegnungen auf das Trigon des nächsten Elementes, und erst nach circa 800 Jahren fängt der Zyklus wieder an.
Astrologen sind von einem Zusammenhang zwischen himmlischen Phänomenen und irdischen Ereignissen überzeugt. Die Vollendung eines ganzen Zyklus von Trigonen wurde als Fälligkeit für wichtige Ereignisse angesehen, wie die Schaffung von Imperien oder das Kommen eines Messias. So teilte zum Beispiel Johannes Kepler die Menschheitsgeschichte in Perioden von 800 Jahren ein.[9] Mit seiner heliozentrischen Ansicht reduzierte er die Dauer eines Zyklus auf 805 Jahre, während die vorherigen Astronomen 960 Jahre befürworteten. Erwähnungen der Trigone und Großen Konjunktionen finden sich auch in den Werken von Tycho Brahe, Dante[10] oder Shakespeare.[11]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur und Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rüdiger Plantiko: Konjunktionen der äusseren Planeten von −1500 bis 2500. Astrologische Materialien, Dezember 2007.
- Jean Meeus: Les conjonctions triples Jupiter-Saturne. In: Astronomie. Band 94, S. 27–36 (französisch; online).
- Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606 (lateinisch; Volltext in der Google-Buchsuche).
- Johannes Kepler: Discurs von der Grossen Conjunction oder Zusammenkunfft Saturni und Jovis im fewrigen Zeichen des Löwen. Nürnberg 1623.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Burkard Steinrücken: Der Stern von Bethlehem – Wie weit kann seriöse astronomische Deutung gehen? Westfälische Volkssternwarte und Planetarium Recklinghausen, 26. März 2003, abgerufen am 23. Dezember 2017 (PDF; 1,8 MB).
- ↑ Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606.
- ↑ a b Jean Meeus: Les conjonctions triples Jupiter-Saturne. In: Astronomie. Band 94, S. 27–36 (online).
- ↑ Eine Tafel der Daten der Großen Konjunktionen in Rektaszension ist auch auf Wikipedia vorhanden.
- ↑ Große Konjunktion von Jupiter und Saturn am 21.12., auf astroverein.at
- ↑ Der Stern von Bethlehem Jupiter-Saturn Konjunktion, auf astronomie.at
- ↑ Albumasar: De magnis conjunctionibus et annorum revolutionibus ac eorum profectionibus. Gedruckt in Augsburg 1489 und in Venedig 1515. Ed. K. Yamamoto, Ch. Burnett, Leiden 2000, 2 Bände (Text arabisch und lateinisch).
- ↑ Heinrich von Langenstein: Tractatus contra astrologos conjunctionistas de eventibus futurorum (1373). Studien zu den astrologischen Schriften des Heinrich von Langenstein, Leipzig/Berlin 1933, S. 139–206.
- ↑ Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606.
- ↑ Kennerly M. Woody: Dante and the Doctrine of the Great Conjunctions. In: Dante Studies, with the Annual Report of the Dante Society. Nr. 95, 1977, S. 119–134, JSTOR:40166243 (englisch).
- ↑ Margaret Aston: The Fiery Trigon Conjunction: An Elizabethan Astrological Prediction. In: Isis. Band 61, Nr. 2, 1970, S. 158–187, JSTOR:229973 (englisch).