Guntschnaberg – Wikipedia
Der Guntschnaberg (auch Guntscha oder Guntschnaer Berg; italienisch Guncina) ist ein breiter, felsiger Berghang, der den Talkessel von Bozen nördlich oberhalb des Ortsteils Gries-Quirein auf einer Höhe von 300 m bis 550 m abschließt und seinerseits vom Alten (Altenberg) überragt wird. Mit Glaning grenzt der Guntschnaberg an die weiten Flächen der Gemeinde Jenesien, der Einschnitt der Fagenbachschlucht trennt ihn von St. Georgen.
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geologisch bildet der Fels als Guntschna-Formation einen Teil der Etschtaler Vulkanit-Gruppe des Unterperm (früher auch Bozener Quarzporphyr genannt).[1] Er beschließt den bogenförmig verlaufenden Westkamm der Sarntaler Alpen südlich und ist letzter Ausläufer des Tschögglbergs. Nordöstlich geht der Guntschnaberg in das Viertel St. Georgen über.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die vor den Überschwemmungen der Talniederung geschützten Höhen des Guntschnabergs sind Altsiedelgebiet. Am Bühlerhof sind bronzezeitliche Funde nachgewiesen.[2]
Ersturkundlich ist der Berghang in einer Traditionsnotiz des Hochstifts Brixen von ca. 1157–1164 als apud Bauzanum mons qui dicitur Campsnage bezeugt, als hier ein Weinbau an die Brixner bischöfliche Kirche gestiftet wurde.[3] Die Ortslage ist auch 1288 im Urbar Graf Meinhards II. als ze Ganzener genannt.[4] In den Kirchpropstrechnungen der Grieser Marienpfarrkirche von 1420–1440 erscheinen die jüngeren Bezeichnungen Gontschnaw, Gonschnaw und Ganschnaw.[5] Laut Christian Schneller liegt dem Namen campus signatus ‚mit Signalzeichen versehenes Feld‘ zugrunde.[6]
Die Weinwirtschaft bildete auch später das ökonomische Rückgrat der zahlreichen Hofstätten an der Berglehne. Zu diesen rechnen die Höfe Bühler, Föhrner, Forstner, Fronhofer (Kui, Koy), Kristplon (auch Kristplun; Chrispianes hof im Urbar Meinhards II. von 1288[7]), Maggner, Nußbaumer, Plattner, Rainer, Riegler (am Ort), Schacher, Schaler, Schuster, Steinwendter (ze Steinwende im Urbar Meinhards II. von 1288[8]), Strecker, Trattner, Unterrainer und Winter (Winterle). Zu den wichtigsten hoch- und spätmittelalterlichen Grundherrschaften am Guntschnaberg zählten das Hochstift Freising und das Kloster Schäftlarn, die hier seit dem 12. Jahrhundert über ausgedehnte Besitzungen und entsprechende Einkünfte verfügten.[9] Auch der Deutsche Orden besaß Weingärten am Guntschnaberg (auf Gantschnää), die etwa der Bozner Landkomtur Heinrich von Knöringen 1517 an Bauleute verlieh.[10]
In der Landgerichtsordnung von Gries-Bozen aus dem Jahr 1487 erscheint mit Niclas Unterrainer ein eigener Viertelhauptmann „auf Contschná“, der zugleich als landesfürstlicher Steuereinnehmer fungiert.[11]
Erschließung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Ansitz Berndorf nimmt ein alter Plattenweg (Ochsenweg) seinen Ausgang, der auf den Guntschnaberg (über den Hof Föhrner) und weiter zum Weiler Glaning führt.
Die Berglehne wird in ihrem unteren, von der Alten Pfarrkirche Gries ausgehenden Bereich durch die in den Jahren 1890/91 angelegte Guntschnapromenade (Erzherzog-Heinrich-Promenade) erschlossen, die über das ehemalige Hotel Germania zum Reichrieglerhof führt.
Von 1912 bis 1966 war die Anhöhe von Gries aus auch mit der Guntschnabahn, einer Standseilbahn, erreichbar.
Nach der Einrichtung der Operationszone Alpenvorland im September 1943 wurden im Guntschnaberg auf Veranlassung der nationalsozialistischen Behörden und mittels Zwangsarbeit von Inhaftierten des NS-Lagers Bozen Schutzräume für die in Bozen massierten Spitzen von Wehrmacht und SS angelegt, der sogenannte Bunker H (benannt nach Gauleiter Franz Hofer).
Seit den 1980er Jahren quert eine lange Kehre der Landesstraße nach Jenesien den Guntschnaberg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Pfaff: Führer durch die Parkanlagen und Promenaden von Bozen und Gries. Innsbruck 1912, S. 63–88 OCLC 255770749. (online)
- Josef Tarneller: Die Burg-, Hof- und Flurnamen in der Marktgemeinde Gries bei Bozen. (Schlern-Schriften 6). Innsbruck: Wagner 1924, S. 23–26 (Viertel Guntschna). (online)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Urs Klötzli, Volkmar Mair, Giuseppe Maria Bargossi: The „Bozener Quarzporphyr“ (Southern Alps, Italy): Single zircon U/Pb age evidence for 10 million years of magmatic activity in the Lower Permian. In: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 148, 2003, S. 187–188.
- ↑ Günther Kaufmann: Die Siedlung vom Guntschnabühel (Bühlerhof): Rückschlüsse auf die bronzezeitliche Siedlungsentwicklung im Bozner Talkessel. In: Der Schlern 76, 2002, S. 15–48.
- ↑ Oswald Redlich: Die Traditionsbücher des Hochstiftes Brixen vom zehnten bis in das vierzehnte Jahrhundert (Acta Tirolensia 1). Wagner: Innsbruck 1886, S. 114–115, Nr. 254.
- ↑ Oswald Zingerle (Bearb): Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (Fontes rerum Austriacarum. 2. Abt., Band 45/1). Wien: Tempsky 1890, XIX, 160.
- ↑ Volker Stamm, Hannes Obermair: Zur Ökonomie einer ländlichen Pfarrgemeinde im Spätmittelalter. Das Rechnungsbuch der Marienpfarrkirche Gries (Bozen) von 1422 bis 1440. (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. 33). Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011. ISBN 978-88-8266-381-0, passim.
- ↑ Christian Schneller: Beiträge zur Ortsnamenkunde Tirols. Herausgegeben vom Zweigverein der Leo-Gesellschaft für Tirol und Vorarlberg. 3 Bände. Verlag der Vereinsbuchhandlung, Innsbruck 1893–1896. Band 1, S. 13–14.
- ↑ Oswald Zingerle: Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (Fontes rerum Austriacarum II/45). Wien: F. Tempsky 1890, XIX, 152.
- ↑ Oswald Zingerle: Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (Fontes rerum Austriacarum II/45). Wien: F. Tempsky 1890, XIX, 197.
- ↑ Andreas Otto Weber: Studien zum Weinbau der altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern – österreichischer Donauraum – Südtirol. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-515-07290-8, S. 307ff.
- ↑ Monasterium: Urkunde 4738; dazu Udo Arnold, Marian Tumler: Die Urkunden des Deutschordenszentralarchivs in Wien. Regesten I–III (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 60/I–III), Marburg 2006–2009, Nr. 4738.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 191 ff., Nr. 1230.
Koordinaten: 46° 30′ 34,2″ N, 11° 20′ 4,7″ O