Gurness-Messer – Wikipedia
Das Gurness-Messer ist ein archäologischer Fund, der 1931 bei Ausgrabungen des Broch von Gurness, auf der Orkneyinsel Mainland, in Schottland entdeckt wurde.[1] Es handelt sich um ein Messer, in dessen Griff Ogham-Zeichen eingeritzt sind. Der Griff wurde aus dem Knochen eines Wals gefertigt.[2] Das Gurness-Messer wird im Schottischen Nationalmuseum in Edinburgh aufbewahrt und auf 400 bis 800 n. Chr. datiert.[3]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erhaltene Gesamtlänge des Gurness-Messers beträgt 15 cm.[4] Die Eisenklinge ist stark korrodiert und war ursprünglich 8,8 cm lang, 1,8 cm breit und 6 mm dick. Der beidseitig beschriftete Griff ist sehr gut erhalten. Er ist 7,2 cm lang, 1,5 cm breit und 1,2 cm dick.[5]
Das Gurness-Messer weist eine vollständige Inschrift auf. Es gibt keine Anzeichen, dass Ogham-Zeichen abgebrochen sind.[6] Lediglich ein kleiner Teil eines Zeichenstrichs in der Nähe des Griffes fehlt,[7] wobei aber die Erkennbarkeit nicht beeinträchtigt ist.
Inschrift
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hinsichtlich der Übertragung der Zeichen kommt die Fachwissenschaft zu unterschiedlichen Lesungen.[8] Die schottische Historikerin Katherine Stuart Forsyth schlägt u. a. IN(e/c)IT( /a)TEM(o/om/ob/u/e/?)N( /.)MATS vor (Kleinbuchstaben sind von Forsyth vorgenommene Ergänzungen für nicht eindeutig lesbare Zeichen).[9] Das Schottische Nationalmuseum schließt sich in seiner Fundbeschreibung Forsyth an und gibt IN...IT...TEM... MATS an, wobei die gemäß Forsyth verschiedenen denkbaren Ergänzungen ausgelassen werden.[10] Eine eindeutige Übersetzung der Ogham-Inschrift ist nicht möglich. Es wird jedoch in der Forschung vorwiegend eine in der Inschrift enthaltene Namensangabe des Messerbesitzers vermutet.[11]
Besonderheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Messer gehört zu den bis heute in der Ogham-Fachliteratur nur zwölf erwähnten Kleinfunden, bei denen die Ogham-Zeichen nicht in Steinplatten und Steinsäulen (etwa 400), sondern in kleine Objekte (Alltagsgegenstände) eingeritzt sind.[12] Davon wurden vier in Schottland entdeckt, nämlich das Bac-Mhic-Connain-Messer und das Bornais-Knochenplättchen auf den Äußeren Hebriden sowie die Buckquoy-Spinnwirtel und das Gurness-Messer auf den Orkney-Inseln.[13]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Donal B. Buchanan: The Decipherment of Scholastic Ogham. Introduction – Abbreviations – Inscriptions. o. O. o. J.
- Clare Connelly: A Partial Reading of the Stones. A Comparative Analysis of Irish and Scottish Ogham Pillar Stones. A Thesis Submitted in Partial Fulfillment of the Requirements for the Degree of Master of Science in Anthropology at The University of Wisconsin-Milwaukee. Milwaukee 2015.
- Katherine Forsyth: An Ogham-inscribed plaque from Bornais, South Uist. In: Beverley Ballin Smith u. a. (Hrsg.): West over Sea. Studies in Scandinavian Sea-Borne Expansion and Settlement Before 1300. A Festschrift in Honour of Dr Barbara E. Crawford. (= The Northern World. 31). Leiden 2007, S. 461–478.
- Oliver J. (James) Padel: Inscriptions of Pictland. Edinburgh 1972, S. 98–100.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Foto des Gurness-Messers auf S. 60 (mit Maßstab) und auf S. 65 (Abb. 4.2)
- Foto und Beschreibung auf Netzseite des Schottischen Nationalmuseums
- Abzeichnung der Inschrift gemäß Katherine Forsyth, S. 18.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Buchanan, S. 18.
- ↑ Forsyth, S. 471.
- ↑ Netzseite des Schottischen Nationalmuseums
- ↑ Connelly, S. 54 und S. 60 (Abbildung mit Maßstab)
- ↑ Buchanan, S. 18.
- ↑ Connely, S. 56.
- ↑ Buchanan, S. 18; vgl. auch Abzeichnung dort
- ↑ Buchanan listet auf S. 18 verschiedene Übertragungen auf.
- ↑ Buchanan, S. 18.
- ↑ Netzseite des Schottischen Nationalmuseums
- ↑ Connelly, S. 56 sowie Buchanan, S. 18.
- ↑ Erwähnungen und Beschreibungen z. B. durch Donal B. Buchanan, Katherine Stuart Forsyth, Robert Alexander Stewart Macalister, Barry Raftery
- ↑ Connelly, S. 65 – S. 67.