Hasidäer – Wikipedia

Die Hasidäer (von altgriechisch Ἁσιδαῖοι Hasidaioi nach hebräisch חָסִיד ḥāsîd, deutsch ‚Frommer‘, Plural חֲסִידיִם‎ ḥǎsîdîm, ‚Fromme‘ (‚Chassidim‘)), auch Asidäer (vgl. Asidaioi, die griechische Aussprache ohne Spiritus, sowie lateinisch Asidei) oder Chassidim (nicht zu verwechseln mit den Chassidim anderer Zeitperioden), bildeten eine Gemeinschaft im Judentum des 2. Jh. v. Chr., die sich vom hellenophilen Zeitgeist distanzierte und durch ihre besondere Frömmigkeit auszeichnete.

Die Hasidäer werden dreimal im 1. und 2. Buch der Makkabäer erwähnt. In 1 Makk 2,42 EU ist von der „Gemeinschaft der Hasidäer“ (altgriechisch συναγωγὴ Ἁσιδαίων synagogē hasidaíōn) die Rede, die sich zur Zeit des Antiochos IV. der Aufstandsbewegung des Mattatias anschlossen. Sie werden als „tapfere Männer aus Israel“ und der Tora treu ergeben bezeichnet. In 1 Makk 7,13 EU, wo die Hasidäer mit „Schriftgelehrten“ in enge Verbindung gebracht werden (1 Makk 7,12 EU), wird berichtet, dass sie während der erneuten Kämpfe zu Beginn der Herrschaft des Demetrios (161 v. Chr.) auf ein Friedensangebot des Hohenpriesters Alkimos eingingen und sich damit von den Makkabäern distanzierten. Allerdings erwies sich das als gravierender Fehler, da Alkimos daraufhin 60 Hasidäer festnehmen und hinrichten ließ (1 Makk 7,16 EU). Das wird vom Autor des 1. Makkabäerbuches als Erfüllung von Ps 79,2–3 EU gedeutet, durch das Zitat (1 Makk 7,17 EU): „Die Leichen deiner Frommen haben sie rings um Jerusalem zerstreut und ihr Blut haben sie vergossen und keiner hat sie begraben.“ Im hebräischen Text des Psalms wird an dieser Stelle für die Frommen der Begriff ḥāsîd gebraucht, von dem die Bezeichnung ‚Hasidäer‘ abgeleitet ist. In der verlorenen hebräischen Originalfassung des 1. Makkabäerbuches dürfte diese Anspielung unmittelbar verständlich gewesen sein.

Während im 1. Makkabäerbuch die Hasidäer von den Makkabäern unterschieden werden, erscheint in 2 Makk 14,6 EU Judas Makkabäus – im Munde des Alkimos – als Anführer der Hasidäer; diese bildeten demnach „das geistige Zentrum und den eigentlichen Motor der makkabäischen Erhebung, deren politisch-militärischer Anführer Judas, der Makkabäer, war“.[1] Möglicherweise hat der Autor des 2. Makkabäerbuches diese Darstellung dem Werk des Jason von Kyrene (vgl. 2 Makk 2,19–32 EU) entnommen.[2]

In der Forschung ist umstritten, in welcher Beziehung die Hasidäer zu anderen jüdischen Gruppierungen des 3.–1. Jh. v. Chr. standen. Ernst Haag zieht eine Verbindung zu den „Verständigen“ (hebräisch מַסכִּילִים maskîlîm), die in Dan 11,33 EU u.ö. erwähnt werden und in denen er die „Träger der biblischen Danieltradition“ sieht. Die Hasidäer seien aber mit diesen nicht identisch, sondern „die Nachkommen dieser weisheitlich gebildeten Schriftgelehrten“.[3] Andererseits legt sich eine Beziehung zu denen nahe, die sich nach 1 Makk 2,29–38 EU in die Wüste zurückgezogen hatten, um den religionspolitischen Zwangsmaßnahmen des Antiochos zu entgehen. Werner Dommershausen sieht in den Hasidäern eine fest umrissene Gemeinschaft, die er als direkte „Vorläufer der Essener samt der Qumrangemeinde und der Partei der Pharisäer“ bezeichnet.[4] John Kampen ist zurückhaltender in der Einordnung. Weder im Danielbuch noch in den Qumrantexten tritt eine Gruppierung von Ḥǎsîdîm (oder Ḥǎsîdajja, wie die aramäische Entsprechung heißen müsste) hervor, und auch zu den als Ḥǎsîd bezeichneten Wundertätern der frühen rabbinischen Zeit wie Choni dem Kreiszieher oder Chanina ben Dosa gibt es keinerlei Beziehung. Andererseits muss es sich, da der Gebrauch hebräischer Lehnwörter nur bei Eigennamen oder schwer übersetzbaren Fachtermini üblich war, bei den ‚Hasidäern‘ der Makkabäerbücher doch um einen festen Gruppennamen gehandelt haben.[5]

  • Ernst Haag: Das hellenistische Zeitalter. Israel und die Bibel im 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr., Biblische Enzyklopädie 9, Kohlhammer, Stuttgart 2003. ISBN 3-17-012338-6, S. 80–87.
  • John Kampen: The Hasideans and the Origin of Pharisaism. A Study in 1 and 2 Maccabees, Scholars Press, Atlanta 1988, ISBN 1-55540-284-4.
  • John Kampen: Hasid, Hasidism II. A. Second Temple and Hellenistic Judaism. In: Encyclopedia of the Bible and Its Reception (EBR). Band 11, De Gruyter, Berlin/Boston 2015, ISBN 978-3-11-031328-4, Sp. 355–357.
  1. Ernst Haag: Das hellenistische Zeitalter. Israel und die Bibel im 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. Biblische Enzyklopädie 9, Kohlhammer, Stuttgart 2003. ISBN 3-17-012338-6, S. 82.
  2. Christian Habicht: 2. Makkabäerbuch, Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit I, 3, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1976, S. 167–285 (hier S. 271).
  3. Ernst Haag: Das hellenistische Zeitalter. Israel und die Bibel im 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. Biblische Enzyklopädie 9, Kohlhammer, Stuttgart 2003. ISBN 3-17-012338-6, S. 86.
  4. Werner Dommershausen: 1 Makkabäer – 2 Makkabäer, Neue Echter Bibel, Echter Verlag, Würzburg 1980, S. 25.
  5. John Kampen: Hasid, Hasidism II. A. Second Temple and Hellenistic Judaism. In: Encyclopedia of the Bible and Its Reception (EBR). Band 11, De Gruyter, Berlin/Boston 2015, ISBN 978-3-11-031328-4, Sp. 352–359.