Haus Buddenburg – Wikipedia
Das Haus Buddenburg befand sich im Ortsteil Lippholthausen der Stadt Lünen im Kreis Unna. Das um 1845 errichtete klassizistische Schloss wurde 1977 nach langer Verwahrlosung wegen Baufälligkeit abgerissen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Haus Buddenburg (niederdeutsch: Boddebürch) wurde 1293 erstmals erwähnt. Es war von den Brüdern Gottschalk Budde und Gottfried Budde als Wasserburg erbaut und nach ihnen Buddenburg genannt worden. Auf Geheiß der Grafen von der Mark musste es jedoch bald wieder abgerissen werden. Es ist unklar, ob diese Burg auf dem heutigen Burgplatz stand.
1338 entstand eine neue Burg, ihr Besitzer war Evert Vridach. Seit der Zeit befand sich seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie von Frydag zu Buddenburg.
Um 1845 wurde als Ersatz für Vorgängerbauten vom Baumeister Ferdinand Zangerl (1813–1865) aus Bork für den Freiherrn August von Frydag (1802–1875) ein klassizistisches Schloss wenige Meter nördlich der alten Burgstelle erbaut. Es bestand aus einem Haupthaus mit laternenbekrönter Kuppel und zwei vorgelagerten zweigeschossigen Pavillons. Begrenzt wurde das Schlossgelände durch die Lippe im Westen, Süden und Osten sowie einen Graben im Norden. Vorbild war das kleinere Schloss Tegel bei Berlin.
Als 1902 der letzte Freiherr von Frydag starb, wurde der Besitz von seinem Neffen Udo von Rüxleben übernommen. In der Nacht auf den 2. Mai 1908 wurde von Rüxleben von seiner Ehefrau erschossen; diese beging anschließend Selbstmord.
Als Lippholthausen 1914 nach Lünen eingemeindet wurde, erwarb die Stadt den Besitz von den Erben. Am 10. Januar 1934 verpachtete die Stadt Lünen das Schloss an die Nationalsozialisten, die daraus eine Feldmeisterschule des Reichsarbeitsdienstes machten.[1] Zur Eröffnung am 29. Juni 1934 kam Adolf Hitler nach Lippholthausen und nahm auf der großen Freitreppe die Parade ab. Schon bald wurde hier der Arbeitsdienst zunehmend militarisiert. Unweit der Ausbildungsstätte an der Lippe entstand an der Moltkestraße ein Schießstand. 1938 erbauten die Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) in unmittelbarer Nähe zum Schlosspark eine große Produktionsstätte, das Lippewerk.
1945 wurden zeitweise Vertriebene und eine Förderschule für Spätaussiedler im Schloss untergebracht. 1946 bis 1955 war in den Räumen des Schlosses die Werkkunstschule Dortmund beheimatet. Danach erwarben die Vereinigte Aluminium-Werke auch das Schloss mit Schlosspark. Offenbar sollten dadurch Nutzungskonflikte vermieden werden, denn in den 1960er und 1970er Jahren gehörte das Lippewerk zu den größten Hüttenstandorten Deutschlands, stellte pro Jahr etwa 400.000 t Aluminiumoxid und 50.000 t Aluminium her und hatte fast 2.000 Beschäftigte.[2] Im November 1977 ließen die VAW das Schloss nach jahrzehntelanger Verwahrlosung wegen angeblicher Baufälligkeit abbrechen. Die Wirtschaftsgebäude südlich der Lippe waren bereits in den 1960ern abgerissen worden. 1987 wurden die Aluminiumoxidproduktion, 1990 die Aluminiumproduktion und 1999 auch die Kryolith-Produktion aus Rentabilitätsgründen eingestellt.
In Erinnerung an das abgerissene Schloss wurden auf dem Grundriss der alten Gebäudemauern Ligusterhecken gepflanzt, sodass der genaue Standort des Haupthauses wie auch der Nebengebäude nachvollzogen werden kann. Vom Schlossgraben ist heute nicht mehr viel zu erkennen, denn er führt kein Wasser mehr. Die alten Wege des umliegenden Schlossparks sind noch heute begehbar. Unweit des ehemaligen Schlosses erinnert die Frydagstrasse an das ehemalige Geschlecht derer von Frydag.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Zeichnung von 1613 zeigt die Burg umgeben von einer Gräfte, die von einer Zugbrücke überquert wurde, auf der man zum Torhaus gelangte. Das Hauptgebäude scheint zweiflügelig gewesen zu sein. Außerdem sind zwei Wirtschaftsgebäude abgebildet. Die Absicherung nach Süden erfolgte durch die Lippe, im Norden war die Anlage durch eine Landwehr geschützt. Im 17. Jahrhundert wurde diese Seite durch einen Wassergraben verstärkt. Auf dem Urkataster von 1834 ist ein rechteckiges Hauptgebäude mit Anbau an der nordöstlichen Schmalseite zu erkennen, dass von langschmalen Gebäuden zu einer rechteckigen Anlage ergänzt wird.
Die klassizistische Schlossanlage von 1846 bestand aus einem Hauptgebäude, das einen Mittelrisaliten und vier leicht vorspringende Ecktürme aufwies. Vorgelagert waren zwei zweigeschossige Pavillons. Westlich der zum Schloss führenden Allee bestand von 1846 bis 1937 ein Privatfriedhof. Südlich der Lippe standen die Wirtschaftsgebäude.
Abbildungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zustand im Frühjahr 1977
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blick über die Lippebrücke auf Haupthaus und Pavillons
- Frontalansicht Haupthaus – Dach noch teilweise gedeckt
- Haupthaus von Nordwesten
- Haupthaus von Westen
- Westlicher Pavillon
- Östlicher Pavillon
Abbruch im Herbst 1977
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frontalansicht Haupthaus
- Seitenansicht Haupthaus
- Westlicher Pavillon
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Grimm: Die Herren von Frydag zu Buddenburg, Books-on-Demand-GmbH, Norderstedt, 3. Februar 2012, ISBN 978-3-8423-2720-7, 224 S. [1]
- A. Ludorff: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 3: Kreis Dortmund-Land (Digitalisat). Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1895: 1995, ISBN 3-922032-42-7, S. 28 f.
- Manfred J. Kreibich, Matthias Rasch: Aus dem Leben des Ferdinand Zangerl. In: Heimatbuch des Kreises Unna, Jg. 2006, S. 145–148.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag von Stefan Eismann zu Buddenburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Urkundenregesten aus dem Archiv des Hauses Buddenburg, heute in Lünen aufbewahrt / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
- Haus Buddenburg von Fredy Niklowitz (2000) (PDF; 603 kB)
- Haus Buddenburg auf dem Lageplan des Gerichts und Guts Buddenburg mit Dorf Lippholthausen (1803)
- Gedenkstätte Schloss Buddenburg bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Fredy Niklowitz, Wilfried Heß (Stadt Lünen): Lünen 1918–1966 – Beiträge zur Stadtgeschichte. 2. Auflage, 1995, ISSN 0932-1667, S. 319 ff
- ↑ Stadtarchiv Lünen, Erinnerungsschrift 50 Jahre Lippewerk.
Koordinaten: 51° 37′ 13″ N, 7° 28′ 39″ O