Hausa (Sprache) – Wikipedia

Hausa (هَوُسَا)

Gesprochen in

Nigeria

sowie teilweise in: Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Niger, Sudan, Kamerun, Libyen, Togo

Sprecher 80–85 Millionen (2021)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in einigen Bundesstaaten Nigerias
Sonstiger offizieller Status in Benin Benin (Handelssprache)
Burkina Faso Burkina Faso (Handelssprache)
Ghana Ghana (Handelssprache)
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Niger Niger
Sprachcodes
ISO 639-1

ha

ISO 639-2

hau

ISO 639-3

hau

Hausa (Eigenbezeichnung: Harshen Hausa; Hausa-Adschami: هَرْشَن هَوْسَ) ist die am meisten gesprochene Handelssprache in West-Zentral-Afrika. Sie ist die Sprache des Hausa-Volkes.

Es ist eine afroasiatische Sprache und mit einer Sprecherzahl von ungefähr 80 bis 85 Millionen Menschen[1] die größte der westlichen tschadischen Sprachen.

In Nigeria und im Niger wird Hausa in den Grundschulen neben der Amtssprache gelehrt, also Englisch in Nigeria und Französisch im Niger. Die Deutsche Welle strahlt über die Sendeanlagen in Issoudun in Frankreich ein Programm auf Hausa aus. Die BBC unterhält unter dem unten angegebenen Weblink eine eigene Nachrichtenseite auf Hausa.

Verbreitung der Sprache und des Volkes der Hausa in Nigeria und Niger
Verbreitung des Hausa im Niger (rot)
Verbreitung des Hausa in Nigeria (gelb)

Hausa wird in folgenden Ländern gesprochen:

Sprachcharakteristika

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Hausa ist eine Tonsprache und wird heute vorwiegend im Pannigerianischen Alphabet geschrieben, einer um vier Lautsymbole ergänzten Form des lateinischen Alphabets, kommt jedoch auch in arabischen Schriftzeichen vor.[2]

Typische Merkmale, die Hausa als afroasiatische Sprache ausweisen, sind u. a. die präfigierenden Tempora des Verbs, die Genusunterscheidung der Nomen und Pronomen in Einzahl sowie die Pronomen.

Hausa weist insgesamt 25 Konsonanten auf, die im Folgenden tabellarisch zusammengefasst sind. Das Konsonantensystem weist einige Besonderheiten auf, insbesondere implosive und ejektive Laute: Sie bestehen aus zwei Verschlüssen, deren einer stets der Glottisverschluss (') ist. So kommen die Laute /b'/, /d'/, /ts'/ und /k'/ und /y'/ neben „normalem“ /b/, /d/, /ts/, /k/ und /y (gesprochen j)/ vor.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über das Konsonantensystem. Weicht die normale Schreibweise von den entsprechenden IPA-Zeichen ab, ist sie in Klammern hinter dem IPA-Zeichen angegeben.

  bilabial labiodental alveolar post-
alveolar
retroflex palatal velar uvular glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Implosive   ɓ (b’)       ɗ (d’)                        
Ejektive             ts (ts’)           ƙ (k’)        
Plosive   b     t d             k g     ʔ (ʾ)  
Affrikaten             (c) (j)                    
Nasale   m       n                        
Vibranten           r                        
Taps / Flaps                     ɽ (r)              
Frikative ɸ (f)       s z ʃ (sh)                   h  
Zentrale Approximanten   w                   j (y)            
Laterale Approximanten           l                        

An Vokalen kennt das Hausa /a/, /e/, /i/, /o/ und /u/, die entweder kurz oder lang gesprochen werden können, sowie die Diphthonge /ai/ und /au/. Zusätzlich werden drei Töne unterschieden: hoher, tiefer und fallender Ton, letzterer ist eine Kombination aus Hoch- und Tiefton. In der wissenschaftlichen Transkription werden nur der Tiefton und der fallende Ton notiert. Einige wenige Ausnahmen markieren den hohen und den fallenden Ton. Dabei wird der hohe Ton mit dem Akut gekennzeichnet: (z. B.: á), der tiefe mit dem Gravis (z. B. à) und der fallende mit dem Zirkumflex (z. B. â). Außerhalb wissenschaftlicher Werke werden die Töne jedoch nicht eigens markiert. Jede vokalisch anlautende Silbe wird durch den Glottisverschluss (/'/ ​[⁠ʔ⁠]​) eingeleitet: ’aikìì „Arbeit“.

Nominalmorphologie

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Substantive und Adjektive unterscheiden zwei Genera, d. h. grammatische Geschlechter, nämlich Maskulinum und Femininum sowie die Numeri Singular und Plural. Eine Kasusunterscheidung erfolgt nicht. Adjektive kongruieren in Numerus und Genus mit dem Bezugswort und stehen in der Regel vor diesem. Feminine Substantive haben in der Regel die Endung -a, maskulin dagegen sind die meisten Substantive, die auf einen anderen Vokal oder einen Konsonanten enden. Die Pluralbildung der Substantive und Adjektive erfolgt durch verschiedene Endungen und Teil- und Vollreduplikationen. Dieses System wird in der folgenden Tabelle anhand der Substantive teebùr „Tisch“ (maskulin) und ƙoofàà „Tür“ (feminin) und des Adjektivs ƙaatòò „groß“ dargestellt:

Numerus maskulin feminin
Substantiv
Singular teebùr ƙoofàà
Plural teeburoorii ƙoofoofii
Adjektiv
Singular ƙaatòò ƙaatùwaa
Plural ƙâttaa

Hausa ist wie die übrigen tschadischen Sprachen für seine komplexe, unregelmäßige Pluralbildung von Substantiven bekannt. Substantivplurale werden im Hausa mithilfe verschiedener morphologischer Prozesse gebildet, wie Suffixierung, Infixierung, Reduplikation oder einer Kombination dieser Prozesse. Newman (2000) hat 20 Pluralklassen vorgeschlagen.[3]

Klasse Affix Singular (ex.) Plural (ex.) Übersetzung (ex., in Englisch)
1 a-a sirdì siràda 'saddle'
2 a-e gulbi gulàbe 'stream'
3 a-u kurmì kuràmu 'grove'
4 -aCe wuri wuràre 'place'
5 -ai malàm malàmai 'teacher'
6 -anni watà wàtànni 'moon'
7 -awa talàkà talakawa 'commoner'
8 -aye zomo zomàye 'hare'
9 -Ca tabò tabba 'scar'
10 -Cai tudù tùddai 'high ground'
11 -ce2 ciwò cìwàce-cìwàce 'illness'
12 -Cuna cikì cikkunà 'belly'
13 -e2 camfì càmfe-càmfe 'superstition'
14 -i tàurarò tàuràri 'star'
15 -oCi tagà tagogi 'window'
16 -u kujèra kùjèru 'chair'
17 u-a cokàli cokulà 'spoon'
18 -uka layi layukà 'lane'
19 -una rìga rigunà 'gown'
20 X2 àkàwu àkàwu-àkàwu 'clerk'

Verbalmorphologie

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Hausa besitzt ein gemischtes System aus Aspekten und eigentlichen Tempora. Das Verb selbst wird nur im Imperativ konjugiert, der lediglich für die 2. Person Plural gebildet werden kann. Alle anderen Formen des TAM-Systems (tense, aspect, mood bzw. Tempus, Aspekt, Modus) werden dabei durch eine Kombination aus dem tempus- und personenspezifischen sog. Person-Aspect Complex und dem Verb gebildet. Hierbei bildet der Progressiv eine Ausnahme, da statt des Infinitivs des Verbs das Verbalnomen zur Bildung verwendet wird.

Die folgende Tabelle listet Formen des Verbs tàfi „gehen“ aus den verschiedenen Tempora und Aspekten auf:

Form Analyse Übersetzung
yanàà tàfiyaa 3. Person Sg. mask. Progressiv „er geht (gerade)“
yakàn tàfi 3. Person Sg. mask. Habitualis „er geht (normalerweise)“
yà tàfi 3. Person Sg. mask. Subjunktiv „dass er geht“ / „er soll gehen“
zâi tàfi 3. Person Sg. mask. Futur „er wird gehen“
yâa tàfi 3. Person Sg. mask. Unbest. Futur / Futur II „er wird gehen“
yaa tàfi 3. Person Sg. mask. Perfektiv „er ging“
tàfi Imperativ „Geh!“
tàfiyaa Verbalnomen „das Gehen“, auch Reise

Das Tempussystem im Hausa beruht auf einem System von relativen Zeitbezügen.

Wörter des Grundwortschatzes

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Wortbedeutung Hausa Wortbedeutung Hausa
ich nii groß bàbba
du kai (m.), kee (f.) klein ƙànkanèè
er/sie/es shii (m.), ita (f.) essen ci
wir muu trinken shaa
ihr kuu schlafen barcii
sie (Plural) suu sterben mutù
wer? wàà gehen tàfi, jee
was? mèè kommen zoo
Mensch ɗan Adàm geben baa, baà
Mann mùtûm nehmen ɗaukàà
Frau màcè, mààtaa sprechen fàɗaa
Kopf kâi lieben soo
Auge idòò eins ɗaya
Ohr kûnnee zwei biyu
Nase hancìì drei ukù
Mund bààkii vier huɗu
Zahn haƙoorii fünf bìyar
Zunge harshèè sechs shidà
Herz zuucìyaa sieben bakwài
Hand hannuu acht takwàs
Fuß ƙafàà neun tarà
Wasser ruwaa zehn goomà
Feuer wutaa zwanzig àshìrin
Sonne raanaa hundert ɗàrii
Mond watàà tausend dubuu
  • J. Ronayne Cowan, Russell G. Schuh: Spoken Hausa. Spoken Language Services, Ithaca (New York) 1976 (englisch).
  • Irmtraud Herms: Wörterbuch Hausa-Deutsch. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1987.
  • Charles H. Kraft: Hausa. Teach Yourself Books. The English Universities Press, London 1973 (englisch).
  • Charles H. Kraft, Marguerite G. Kraft: Introductory Hausa. University of California Press, Berkeley etc. 1973 (englisch).
  • Hannelore Vögele: Hausa – Wort für Wort (= Kauderwelsch. Band 80). Rump, Bielefeld 1995.
  • Ekkehard Wolf: Referenzgrammatik des Hausa. Lit, Münster/Hamburg 1993.
  • Anne Storch, Herrmann Jungraithmayr, Wilhelm J. G. Möhlig: Lehrbuch der Hausa-Sprache. Rüdiger Köppe Verlag, Köln 2004.

Allgemeine Informationen

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Wikisource: Wörterbuch zu Hausa – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Hausa – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Interessante Seiten in Hausa

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Einzelnachweise

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  1. Das CIA Factbook verzeichnet für Juli 2021 ca. 30 % der ca. 219,5 Mio. Nigerianer als Hausa, also 66 Mio. ([1]) und 53 % der 23,6 Mio. Einwohner von Niger also 12,5 Mio. ([2]).
  2. Hausa language | History, Grammar & Vocabulary | Britannica. 5. September 2024, abgerufen am 13. Oktober 2024 (englisch).
  3. Matías Guzmán Naranjo; Laura Becker: Quantitative methods in African Linguistics – Predicting plurals in Hausa, Conference ACAL 48, Indiana, U.S., April 2017, URL https://mguzmann89.gitlab.io/pdf/hausa-post.pdf (englisch)