Heidi Schelhowe – Wikipedia
Heidelinde „Heidi“ Schelhowe (* 25. März 1949 in Mösbach; geborene Heidelinde Heyl; † 11. August 2021 in Bremen[1]) war eine deutsche Hochschullehrerin. Sie leitete den Bereich „Digitale Medien in der Bildung“ (dimeb) im Fachbereich „Informatik und Mathematik“ an der Universität Bremen.
Von 2011 bis 2014 war sie dort Konrektorin für Lehre und Studium. Von 2011 bis 2020 war sie Mitglied im Fernsehrat des ZDF für den Bereich Wissenschaft.[2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heidi Schelhowe studierte von 1967 bis 1972 Germanistik und Katholische Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ihre Ausbildung für das Lehramt schloss sie mit einem Referendariat und einer pädagogischen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien in Bremen ab. Von 1975 bis 1981 war sie als Lehrerin in Bremen tätig. Während dieser Zeit engagierte sie sich politisch im Kommunistischen Bund Westdeutschland, was zu ihrer Entlassung aus dem Staatsdienst führte. 1981 erhielt sie wegen des Radikalenerlasses Berufsverbot.[3][4][5] Eine Rehabilitierung erfolgte im Rahmen der Abschaffung des Radikalenbeschlusses in Bremen 2012.[6][7]
Von 1982 bis 1989 studierte sie Informatik an der Universität Bremen. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin begann sie sich mit der medialen Seite des Computers und der Interaktion zu beschäftigen und promovierte 1996 mit dem Thema „Das Medium aus der Maschine. Ein Beitrag zur Auffassung vom Computer in der Informatik“. Sie arbeitete danach an der Universität Hamburg als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und an der Humboldt-Universität zu Berlin als Hochschulassistentin. 2001 wurde sie als Hochschullehrerin für „Digitale Medien in der Bildung“ im Fachbereich „Informatik und Mathematik“ an der Universität Bremen berufen.
Von 2011 bis 2020 war sie Mitglied im ZDF-Fernsehrat. Sie vertrat dort den Bereich „Wissenschaft und Forschung“, der von der Freien Hansestadt Bremen[8][9] besetzt wird. Sie hat in der Gesellschaft für Informatik (GI) die heutige Fachgruppe „Frauen und Informatik (FRAUINFORM)“[10] sowie die Fachgruppe „Be-greifbare Interaktion (BGI)“[11] mit gegründet. Im Rahmen der Internationalen Frauenuniversität ifu, die 2000 stattfand, war sie Leiterin des zentralen Projektes Virtuelle ifu (vifu).[12][13] Im JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis war sie im Vorstand Beisitzerin.[14]
Sie war verheiratet, hatte zwei Töchter und vier Enkelkinder und lebte in Bremen.
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frauenwelt, Computerräume. GI-Fachtagung Bremen, September 1989. Proceedings
- Das Medium aus der Maschine: Zur Metamorphose des Computers. Dissertation. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1997.
- Ein Projekt der Hochschulreform. Die Internationale Frauenuniversität (ifu) doi:10.5840/philosophin2000112112
- G. Kreutzner, H. Schelhowe, B. Schelkle (2002) Nutzerinnenorientierung, Partizipation und Interaktion als Leitprinzipien: Die virtuelle Internationale Frauenuniversität (vifu). In: A. Neusel, M. Poppenhusen (eds) Universität Neu Denken. Schriftenreihe der Internationalen Frauenuniversität »Technik und Kultur«, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, doi:10.1007/978-3-322-95045-1_19
- Technologie, Imagination und Lernen: Grundlagen für Bildungsprozesse mit Digitalen Medien, Waxmann, 2007.
- Be-greifbare Interaktionen: Der allgegenwärtige Computer: Touchscreens, Wearables, Tangibles und Ubiquitous Computing (Kultur- und Medientheorie) von Bernard Robben und Heidi Schelhowe | 1. März 2012
- Digital Realities, Physical Action and Deep Learning. FabLabs as Educational Environments? In: Corinne Büching, Julia Walter-Herrmann: FabLabs. Shape your World. transcript 2013
- ‘Through the Interface‘ – Medienbildung in der digitalisierten Kultur. In: MedienPädagogik, Heft 25 (27. Oktober) 40-58. Zürich 2016.
- Vom Digitalen Medium und vom Eigen-Sinn der Dinge. In: merz, Zeitschrift für Medienpädagogik 04/2018, München
- Bockermann, Iris; Borchers, Jan; Brocker, Anke; Lahaye, Marcel; Moebus, Antje; Neudecker, Stefan; Stickel, Oliver; Stilz, Melanie; Wilkens, Daniel; Bohne, René Pipek, Volkmar; Schelhowe, Heidi: Handbuch Fab Labs: Einrichtung, Finanzierung, Betrieb, Forschung & Lehre. Bombini Verlag, Bonn 2021, ISBN 978-3-946496-26-7, S. 256 (bombini-verlag.de).
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der „18th Interaction Design and Children Conference“ (IDC 2018), die vom 19. bis 22. Juni in Trondheim stattfand, wurde Heidi Schelhowe mit dem Edith Ackermann Award for Outstanding Achievement in der Kategorie „Eminent Scholar“ geehrt.[15][16]
Sie hat TechKreativ und FabLab Bremen an der Universität gegründet und war Ehrenpräsidentin des FabLab e. V. Bremen.[17]
2021 wurde Heidi Schelhowe posthum zum GI-Fellow ernannt.[18]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Heidi Schelhowe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Heidi Schelhowe in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach Heidi Schelhowe im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
- Heidi Schelhowe. Schader-Stiftung, 26. Oktober 2016, abgerufen am 27. März 2019.
- Prof. Dr. Heidi Schelhowe. Universität Bremen, AG Digitale Medien in der Bildung (dimeb), abgerufen am 27. März 2019.
- „Vergessene“ Geschichte. Berufsverbote. Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Ausstellung der Niedersächsischen Initiative gegen Berufsverbote. (PDF) Arbeitskreis Regionalgeschichte e.V., 2015, abgerufen am 6. Mai 2019: „„Heide Schelhowe-Heyl, KBW, Bremen“, S. 16“
- Nachruf für Frau Prof. Dr. Heidi Schelhowe. Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), 26. August 2021, abgerufen am 1. September 2021.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gedenkseite für Heidi Schelhowe. In: Weserkurier. 21. August 2021, abgerufen am 21. August 2021.
- ↑ „Mitglied des FB3 im ZDF Fernsehrat“. In: Universität Bremen. 18. Juni 2020, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ „Nach zwanzig, dreißig Jahren hängt das immer noch im einzelnen Menschen“ – Der Radikalenbeschluss von 1972 in der Erinnerung betroffener Lehrer*innen. Eine Oral-History-Untersuchung" von Helen Gärtner, siehe Seite 15. (PDF) Abgerufen am 21. Februar 2020.
- ↑ „Interviews mit Betroffenen“ 16. Dezember 2011 – von Frank Behrens und Barbara Larisch. Abgerufen am 21. Februar 2020.
- ↑ „An die Tradition anknüpfen“, taz. die tageszeitung vom 14. Dezember 2011, Bremen Aktuell, Seite 24. Abgerufen am 7. März 2020.
- ↑ „Nach zwanzig, dreißig Jahren hängt das immer noch im einzelnen Menschen“ – Der Radikalenbeschluss von 1972 in der Erinnerung betroffener Lehrer*innen. Eine Oral-History-Untersuchung" von Helen Gärtner, siehe Seite 55. (PDF) Abgerufen am 29. März 2020.
- ↑ „GEW lobt Abschaffung des Radikalenerlasses“. In: WESER-KURIER. 23. Januar 2012, abgerufen am 29. März 2020.
- ↑ zdf.de
- ↑ uni-bremen.de
- ↑ Fachgruppe Frauen und Informatik. Gesellschaft für Informatik, abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ Fachgruppe Be-greifbare Interaktion. Gesellschaft für Informatik, abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ Heidi Schelhowe: Ein Projekt der Hochschulereform. Die Internationale Frauenuniversität (ifu). in Die Philosophin Volume 11, Issue 21, Mai 2000, S. 120–123, doi:10.5840/philosophin2000112112
- ↑ Die Internationale Frauenuniversität „Technik und Kultur“ (ifu) Kleine Chronik der Entstehung und Entwicklung.
- ↑ Der Vorstand. JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, abgerufen am 5. August 2021.
- ↑ Doppelte Auszeichnung für Prof. Dr. Heidi Schelhowe Meldung vom 16. Juli 2018
- ↑ Michael Horn, Heidi Schelhowe: 2018 Edith Ackermann Award: Bildungsmedien: where TechKreativ meets Footwork. In: Proceedings of the 18th ACM International Conference on Interaction Design and Children (= IDC '19). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA 2019, ISBN 978-1-4503-6690-8, S. 11–14, doi:10.1145/3311927.3331885 (acm.org [abgerufen am 18. Mai 2023]).
- ↑ Nachruf bei FabLab e.V.
- ↑ Pressemitteilung der GI vom 1. Oktober 2021
Personendaten | |
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NAME | Schelhowe, Heidi |
ALTERNATIVNAMEN | Schelhowe, Heidelinde (vollständiger Name); Heyl, Heidelinde (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Medienpädagogin und Hochschullehrerin |
GEBURTSDATUM | 25. März 1949 |
GEBURTSORT | Mösbach, Deutschland |
STERBEDATUM | 11. August 2021 |
STERBEORT | Bremen, Deutschland |