Hermann Joseph Sträter – Wikipedia

Gedenkstein Sträters in der Allerheiligenkapelle des Aachener Doms

Hermann Joseph Sträter (* 3. Juni 1866 in Forst; † 16. März 1943 in Aachen) war Aachener Stiftspropst und Weihbischof in Köln und Aachen. 1938–1943 amtierte er als Apostolischer Administrator des Bistums Aachen.

Leben und Wirken

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Hermann Joseph Sträter war der Sohn des Tuchfabrikanten Hermann Eduard Sträter (1835–1904) und der Johanna Elisabeth Franziska Scheibler (1842–1914), Tochter des Monschauer Tuchfabrikanten Hermann Scheibler, die aus Eifler Landadel stammte. Dem familiären Umfeld gehörten auch seine beiden Vettern zweiten Grades Hermann Sträter und Eduard Sträter sowie sein Großonkel August Sträter an. Nach seinem Abitur am Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen studierte Hermann Joseph Sträter Theologie an den Universitäten von Bonn, Würzburg und Freiburg im Breisgau. Am 14. März 1891 wurde Sträter zum Priester geweiht. Später wurde er Inspektor an der Rheinischen Ritterakademie in Bedburg, Kaplan in Köln-Kalk und an St. Mauritius in Köln sowie Repetent am Theologenkonvikt Albertinum in Bonn. Von 1903 bis 1922 leitete er die Pfarrei St. Joseph in Krefeld,[1] wo er am 1. Mai 1905 zum Pfarrer ernannt und später auch Dechant wurde.

Am 19. Juni 1922 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Titularbischof von Caesaropolis und zum Weihbischof in Köln. Am 8. Juli 1922 wurde er zum Propst des damals noch zum Erzbistum Köln gehörenden Aachener Münsterstifts berufen. Als solcher war er für den Aachener Bereich des Erzbistums zuständig. Die Bischofsweihe spendete ihm Erzbischof Karl Joseph Schulte am 9. Juli 1922 im Aachener Dom. In seinem Bischofswappen finden sich die charakteristischen drei Rosen von Drimborn, einem Rittergut bei Aachen (heutiger Standort des Euregiozoos), das seine Mutter ererbt hatte.[2] Mit Sträters Erhebung zum Bischof war die Erwartung verbunden, dass er bei der bereits damals ins Auge gefassten Neugründung eines Bistums Aachen zum ersten Ortsbischof der neuen Diözese gemacht werden sollte. Stattdessen ernannte Papst Pius XI. am 30. Januar 1931 überraschend den seit der gemeinsamen Schulzeit in Aachen mit Sträter befreundeten Kölner Priester Joseph Vogt zum ersten Aachener Bischof, der Sträter sogleich zu seinem Generalvikar ernannte. Die Gründe für diese Personalentscheidung sind nicht völlig geklärt. Ein Motiv könnte darin gelegen haben, dass Vogt als erfahrener Verwaltungsfachmann im Vergleich zu dem stärker als Seelsorger hervorgetretenen Sträter für die anstehenden Aufgaben geeigneter erschien. Außerdem war Sträter für seine schroffe Ablehnung des Nationalsozialismus bekannt.[3]

1937 fand die maßgeblich von Weihbischof Sträter organisierte Aachener Heiligtumsfahrt statt, die durch Kirchenzeitungsbeiträge und -rundschreiben als katholische Demonstration gegen das NS-Regime angekündigt wurde und zu der unter diesem Vorzeichen auch ausländische Kirchenvertreter und zahlreiche Gruppen aus Belgien und Holland eingeladen wurden. Trotz Behinderungen durch Polizei und Reichsbahn nahmen mehr als 800.000 Menschen an der Wallfahrt teil, die der Jesuit Friedrich Muckermann als „stummen Protest“ gegen die NS-Herrschaft interpretierte.[3]

Nach dem Tode Vogts im Herbst desselben Jahres wurde Sträter Kapitularvikar und damit Übergangsverwalter des Bistums. Der vom Aachener Domkapitel unter Sträters Leitung aus einer Dreierliste (Terna) des Vatikans zum Nachfolger Vogts gewählte Kevelaerer Wallfahrtsdirektor Wilhelm Holtmann (1882–1949) galt wie Sträter selbst als politisch unzuverlässig und wurde von der Reichsregierung unter Berufung auf Artikel 6 des Preußischen Konkordats von 1929 abgelehnt. Als Zeichen des Protests ernannte der Papst am 15. Mai 1938 den amtierenden Kapitularvikar Hermann Joseph Sträter zum Apostolischen Administrator von Aachen mit den Rechten eines Diözesanbischofs. Dazu bedurfte es der Zustimmung der preußischen Regierung nicht.[3]

Sträter war als Theologiestudent an seinen Studienorten Bonn, Würzburg und Freiburg jeweils aktives Mitglied einer Verbindung im KV (KStV Arminia, KStV Walhalla und KStV Brisgovia)[4] geworden und blieb bis zu seinem Tode ein Mitglied des KV.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Das Münster zu Aachen als Muttergottes-Heiligtum. Einige Gedanken zur bevorstehenden Heiligtumsfahrt, in: Echo der Gegenwart, 2. Juni 1930, S. 2.
  • Bruno Selung (Hrsg.): Unser Oberhirte Apostolischer Administrator Dr. Hermann Josef Sträter feiert am 14. März sein goldenes Priesterjubiläum 1891–1941. In: Katholische Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Aachen 1941
  • Dieter Wynands: Kleine Geschichte des Bistums Aachen. Bischöfe, Weihbischöfe, Generalvikare. Einhard, Aachen 2012, ISBN 978-3-936342-96-3.
  • Helmut Rönz, Keywan Klaus Münster: Ein Bistum ohne Hirte? Hermann Joseph Sträter (1866–1943). In: dies.: Das Bistum Aachen im Nationalsozialismus. Eine Spurensuche in Biographien und Ereignissen. einhard, Aachen 2023 (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen; 52), ISBN 978-3-943748-71-0, S. 109–116.
Commons: Hermann Joseph Sträter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. St. Martin. Die Entstehung der Kirche. Website der Katholischen Pfarrgemeinde Maria-Frieden, Krefeld, abgerufen am 5. Januar 2023.
  2. Peter Packbier: Das Gut Drimborn. Gummersbach o. J. (vor 2020, vgl. Jan Timm Michael Richarz: Aachen – Wiederaufbau. Rekonstruktion durch Translozierung. Dissertation, RWTH Aachen 2020, S. 44 m. Anm. 86), S. 5.
  3. a b c Wolfgang Löhr: Hermann Josef Sträter (1866–1943), Apostolischer Administrator des Bistums Aachen. In: Portal Rheinische Geschichte des LVR.
  4. Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine: Jahrbuch des Kartellverbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands (K.V.) 1925, Berlin 1925, S. 83.
VorgängerAmtNachfolger
Bischof von Aachen
Joseph Heinrich Peter Vogt
Apostolischer Administrator von Aachen
1937–1943
Bischof von Aachen
Johannes Joseph van der Velden