Naila-Froschgrün – Wikipedia
Naila-Froschgrün Stadt Naila | |
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Koordinaten: | 50° 20′ N, 11° 43′ O |
Höhe: | 501 m ü. NHN |
Einwohner: | 1136 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1920 |
Postleitzahl: | 95119 |
Vorwahl: | 09282 |
Park des abgegangenen Herrensitzes |
Naila-Froschgrün ist ein Gemeindeteil der Stadt Naila im Landkreis Hof (Oberfranken, Bayern).[2] Naila-Froschgrün liegt in der Gemarkung Froschgrün.[3]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stadtteil grenzt im Westen an der Selbitz und im Süden am Siegelbach, der innerorts als rechter Zufluss in die Selbitz mündet. Der Ort ist im Norden wie auch im Süden von bewaldeten Anhöhen des Frankenwaldes umgeben. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt zur Staatsstraße 2195 bei Naila (0,3 km südöstlich) bzw. an Schneckengrün vorbei nach Rothleiten (3,2 km nordöstlich).[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Froschgrün wurde im Jahr 1398 erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Fraisch mit der Bedeutung ‚Grenze‘, das Grundwort ist -grün, das synonym mit -reuth auf eine vorausgegangene Rodungstätigkeit hinweist.[5] Das Rittergut des 1483 erwähnten Hanns von Dobeneck war von 1500 bis 1795 im Besitz der Familie von Reitzenstein. Es folgten als Besitzer der Freiherr von Stainlein und 1828 der Freiherr von Andrian.[6]
Zur Realgemeinde Froschgrün gehörten Mittelklingensporn und Schneckengrün. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Froschgrün aus 20 Anwesen und einem Schloss. Das Rittergut Frosch- und Schneckengrün hatte die Hochgerichtsbarkeit, die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über die 20 Häuser.[7]
Von 1797 bis 1810 unterstand Froschgrün dem Justiz- und Kammeramt Naila. Infolge des Ersten Gemeindeedikts wurde Froschgrün dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Neuhaus zugewiesen.[8] Zugleich entstand die Ruralgemeinde Froschgrün mit den Orten Mittelklingensporn und Schneckengrün. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Naila zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Lichtenberg (1919 in Finanzamt Lichtenberg umbenannt, seit 1955 Finanzamt Naila). In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden Frosch- und Schneckengrün von 1818 bis 1848 dem Patrimonialgericht I. Klasse Froschgrün.[6] Ab 1862 gehörte Froschgrün zum Bezirksamt Naila. Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Naila (1879 in Amtsgericht Naila umgewandelt). 1904 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 2,996 km².[9] 1920 wurde Froschgrün nach Naila eingemeindet.[10][11] 1925 kaufte die Stadt Naila das Gut Froschgrün. Der Herrensitz ist abgegangen, der Park aber erhalten.[12] In Froschgrün wurden daraufhin Siedlungen durch die Stadt errichtet.
Ehemaliges Baudenkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berger Straße 1: Das Rittergut Froschgrün aus dem 15. Jahrhundert war 1634 abgebrannt. Es folgte die Errichtung eines Neubaus als frühneuzeitlicher Herrensitz. Das Herrenhaus der vierseitigen Hofanlage ist ein zweigeschossiger, verputzt massiver Halbwalmdachbau von drei zu neun Achsen; Fenster- und Türgewände Granit; hölzernes, profiliertes Traufgesims. Im Erdgeschoss noch einige Räume mit Kreuzgrat- und Tonnengewölben.[13]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinde Froschgrün
Jahr | 1792 | 1819 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 |
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Einwohner | 105 | 175 | 296 | 305 | 289 | 279 | 285 | 270 | 248 | 267 | 254 | 214 | 270 | 261 | 263 | 259 | 244 |
Häuser[14] | 20 | 33 | 32 | 31 | 31 | ||||||||||||
Quelle | [5] | [8] | [15] | [15] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [15] | [9] | [15] | [23] | [15] |
Ort Froschgrün
Jahr | 1819 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 158 | 237 | 248 | 220 | 231 | 225 | 523 | 654 | 828 | 1136 |
Häuser[14] | 28 | 27 | 27 | 69 | 132 | 305 | ||||
Quelle | [8] | [16] | [18] | [21] | [9] | [24] | [25] | [26] | [27] | [1] |
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Froschgrün ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute in die Stadtkirche Naila gepfarrt.[7][26]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland : Lexikon. Ackermann-Verlag, Hof 1993, ISBN 3-929364-08-5, Sp. 145.
- Matthias Körner: Kooperation – Koexistenz – Konkurrenz: Herrschaftskräfte und Herrschaftsformen im Raum Naila vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches. Dissertation. Erlangen 2010, DNB 1066268703 (PDF; 6,4 MB).
- Karl-Ludwig Lippert: Landkreis Naila (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 27). Deutscher Kunstverlag, München 1963, DNB 453135234, S. 49.
- Willi Schmeißer: Froschgrün - 600 Jahre: 1398 - 1998; Chronik eines Ortsteils der Stadt Naila. Naila 1998, DNB 1024960137.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Naila-Froschgrün in der Ortsdatenbank von bavarikon, abgerufen am 27. April 2025.
- Naila-Froschgrün in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 27. April 2025.
- Froschgrün im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 27. April 2025.
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 307 (Digitalisat).
- ↑ Stadt Naila, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 27. April 2025.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 27. April 2025 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ a b O. Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland, Sp. 145.
- ↑ a b Ernst Klinger: Das Bad Steben, seine Umgebung und seine Heilmittel mit diätetischen Anleitungen zum Gebrauch für Churgäste, Hof, 1875.
- ↑ a b M. Körner: Naila, S. 284.
- ↑ a b c A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 32 (Digitalisat). Für die Gemeinde Froschgrün inklusive Mittlerklingensporn (S. 77).
- ↑ a b c K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1089 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 530.
- ↑ Naila > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 27. April 2025.
- ↑ Karl-Ludwig Lippert: Landkreis Naila. Bayerische Kunstdenkmale 17, München 1963.
- ↑ K.-L. Lippert: Landkreis Naila, S. 49. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
- ↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- ↑ a b c d e f Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 153, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 918, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 143 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1091, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 56 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 161 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1039 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 160 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 160 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 974 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 716 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 156 (Digitalisat).