Homilie – Wikipedia
Der Begriff Homilie [[1]) bedeutet so viel wie „Gespräch, Rede, Unterricht“.
] (lateinisch homilia; von griechisch ὁμιλεῖν homilein „vertraut miteinander umgehen, vertraut miteinander reden“Oft werden die Begriffe Homilie und Predigt synonym verwandt. Homilie und Predigt haben jedoch unterschiedliche Absichten und Zielgruppen. Während eine Predigt die Großtaten Gottes preist (lateinisch praedicare „preisen“) und Menschen für den Glauben begeistern und Nichtgläubige für den Glauben gewinnen will, hat die Homilie einen mystagogischen und unterweisenden Charakter für Gläubige.[1]
Die Homiletik als Wissenschaft beschäftigt sich mit der Lehre von der Homilie bzw. Predigt. Als Homiliar(ium) oder Panegyrikon wird eine Sammlung bibelerklärender Predigten bezeichnet.
Römisch-katholische Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der römisch-katholischen Kirche bezeichnet Homilie die Predigt innerhalb der Heiligen Messe, in der die vorgetragenen biblischen Lesungen ausgelegt werden. Nach geltendem Kirchenrecht unterscheidet sie sich von jener Predigtform, die außerhalb der Messfeier gehalten wird und für die „nach Maßgabe der Vorschriften der Bischofskonferenz Laien zugelassen werden, wenn das unter bestimmten Umständen notwendig oder in Einzelfällen als nützlich angeraten ist.“[2][3][4] An Sonntagen und gebotenen Feiertagen ist die Homilie in allen Messen, die mit Beteiligung des Volkes gefeiert werden, verbindlicher Bestandteil der Liturgie; sie darf nur aus schwerwiegendem Grund entfallen. An anderen Tagen wird sie empfohlen.[5][6]
Bekannt sind etwa die Evangelienhomilien[7] (Homiliae in Evangelia) des Papstes Gregor.
Wegen der engen Verknüpfung der Homilie mit dem Weihesakrament und den daraus resultierenden Ämtern des Lehrens und Heiligens ist sie ausschließlich dem Bischof, Priester oder Diakon vorbehalten. Demgemäß ist die Homilie ein Wesensbestandteil des kirchlichen Lehramtes (Munus docendi) und primär Aufgabe des Bischofs.[8][9] Dies wird auch in der Liturgie deutlich, wenn er bei der Homilie die Mitra mit den zwei Vittae trägt. Diese weisen symbolisch auf die Vollmacht hin, das Alte und das Neue Testament getreu der Überlieferung auslegen zu können.[10]
Seit dem Jahr 2000 ignorieren Teilgemeinden der deutschen Bistümer verstärkt die kirchenrechtliche Regelung. Im September 2020 hielten erstmals im Bistum Osnabrück auch Frauen Homilien in der Heiligen Messe. Dies geschah mit Unterstützung des Diözesanbischofs Franz-Josef Bode, der in diesem Kontext für eine subjektive Neuinterpretation des katholischen Kirchenrechts plädierte.[11]
Evangelische Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den evangelischen Kirchen versteht man unter einer Homilie eine den biblischen Text nacherzählende Predigt. Rudolf Bohren bezeichnet in seiner Predigtlehre die Homilie als die bevorzugte Gestalt der Schriftpredigt, im Unterschied zur Themapredigt.[12]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Papst Franziskus über die Homilie in Evangelii Gaudium: [1] (Absätze 135–159, ab Seite 122)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Michael Kunzler: Liturge sein. Entwurf einer Ars celebrandi. 2. Auflage. Bonifatius, Paderborn 2009, S. 437.
- ↑ Johannes Paul II. (Hrsg.): Codex des kanonischen Rechtes. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis. 8. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2017, ISBN 978-3-7666-2298-3 (vatican.va – can. 766).
- ↑ Kongregation für den Klerus: Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester vom 15. August 1997 (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Heft 129), Art. 3, §2 (PDF), abgerufen am 13. Dezember 2021.
- ↑ Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe vom 22. Februar 2004, (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Heft 173), Nr. 112.
- ↑ Can. 767 CIC.
- ↑ Johannes Paul II. (Hrsg.): Codex des kanonischen Rechtes. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis. 8. Auflage. Butzon & Bercker, Kevelaer 2017, ISBN 978-3-7666-2298-3 (vatican.va – can. 767, § 1).
- ↑ Vgl. etwa Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer, Kurt Hans Staub: Was tun, wenn die Pest kommt: Göttern lästern oder Juden brennen? In: Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters. Festgabe für Gundolf Keil. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000. ISBN 3-8260-1851-6, S. 127–166, hier: S. 130.
- ↑ Kongregation für die Bischöfe: Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 173. Herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn 2006), 22. Februar 2004, Absatz 122a; zuletzt abgerufen am 27. Mai 2016 von Archivlink ( vom 27. April 2016 im Internet Archive)
- ↑ Lumen gentium 21.
- ↑ Kongregation für die Bischöfe: Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 173. Herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn 2006), 22. Februar 2004, Absatz 124; zuletzt abgerufen am 27. April 2016 von Archivlink ( vom 27. April 2016 im Internet Archive)
- ↑ NDR.de: Frauen predigen in der Messe, September 2020
- ↑ Rudolf Bohren: Predigtlehre. 5. Aufl., München 1986, S. 109.