Horšovský Týn – Wikipedia

Horšovský Týn
Wappen von Horšovský Týn
Horšovský Týn (Tschechien)
Horšovský Týn (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Plzeňský kraj
Bezirk: Domažlice
Fläche: 7132,1523[1] ha
Geographische Lage: 49° 32′ N, 12° 56′ OKoordinaten: 49° 32′ 20″ N, 12° 55′ 40″ O
Höhe: 376 m n.m.
Einwohner: 5.132 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 345 25 – 346 01
Kfz-Kennzeichen: P
Verkehr
Bahnanschluss: Staňkov–Poběžovice
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 21
Verwaltung
Bürgermeister: Josef Holeček (Stand: 2007)
Adresse: náměstí Republiky 52
346 01 Horšovský Týn
Gemeindenummer: 553671
Website: www.horsovskytyn.cz

Horšovský Týn (deutsch Bischofteinitz) ist eine Stadt im westböhmischen Okres Domažlice in Tschechien mit rund 5000 Einwohnern. Das historische Stadtzentrum wurde 1953 zum städtischen Denkmalreservat erklärt.

Geographische Lage

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Die Stadt liegt in Westböhmen in 376 m ü. M. an der Radbuza (Radbusa), etwa 40 km südwestlich von Pilsen.

Rathaus (Aufnahme 2013)

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts entstand am rechten Ufer der Radbuza im Siedlungsgebiet der westslawischen Choden eine Kaufmannssiedlung, die zum Besitz der Erzbischöfe von Prag gehörte. Ihr gegenüber ließ Erzbischof Jan z Dražic eine Burg, das Schloss Horšovský Týn, im Stil der Gotik erbauen, neben der sein Nachfolger Tobias von Bechin 1286–1296 eine weitere Siedlung von Neusiedlern in Erbuntertänigkeit anlegen ließ. Diese bildete zusammen mit der ursprünglichen Siedlung, die heute Velké předměstí (Große Vorstadt) heißt, die spätere Stadt Bischofteinitz. In den Jahren 1422 und 1431 verteidigte sich die Stadt, römisch-katholisch geblieben, unter Führung des Burggrafen Zdenko Drštka, genannt Kolwin von Ronsperg (von Ramsperg), mit Erfolg gegen eine Heeresgruppe der Hussiten unter Andreas Prokop dem Großen. Beim Entsatz im Jahre 1422 kam der belagerten Stadt Pfalzgraf Johann von Pfalz-Neumarkt entscheidend zu Hilfe.

Nachdem die Erzbischöfe von Prag Bischofteinitz und die zugehörigen Dörfer mehrere Jahrhunderte lang ununterbrochen in Besitz gehabt hatten,[3] gehörten Herrschaft und Stadt Bischofteinitz von 1539 bis 1620 Angehörigen der Familie Lobkowitz von Hassenstein in Erbuntertänigkeit.[4] Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging der Großgrundbesitz an die Grafen Trauttmansdorff, in deren Besitz das Schloss bis zur Enteignung im Jahre 1945 blieb. Fürst Ferdinand Trauttmansdorff-Weinsberg (1803–1859), Herrschaftsbesitzer von Bischofteinitz, verehelicht mit Anna Prinzessin von und zu Lichtenstein (* 1820) förderte die Entwicklung der Stadt. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts wurde die bis dahin zweisprachige Stadt allmählich durch weitreichende Handelsbeziehungen von Prag bis Regensburg fast ganz deutschsprachig[5] Bischofteinitz war Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks Bischofteinitz im Königreich Böhmen in der Monarchie Österreich-Ungarn.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region Ende 1918 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Bereits ab dem späten 19. Jahrhundert und vor allem nach Kriegsende im Jahr 1918 hatte eine Zuwanderung von Tschechen begonnen. Laut Volkszählung 1930 hatte die Stadt insgesamt 2.663 Einwohner, davon waren 484 Tschechen. Nach dem Münchner Abkommen gehörte Bischofteinitz von 1938 bis 1945 zum Landkreis Bischofteinitz, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs. Die jüdischen Bewohner wurden verfolgt, enteignet, in Sammellager deportiert oder flüchteten ins Ausland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutschsprachige Bevölkerung von Bischofteinitz vertrieben. Ihr Vermögen unter Berufung auf das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Kirche enteignet. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Die Heimatvertriebenen kamen meist nach Bayern und bildeten in Furth im Wald den Heimatkreis Bischofteinitz e. V.

Die Stadt wurde von tschechischsprachigen Neusiedlern in Besitz genommen. Von dem Schloss Horšovský Týn, das 1547 von Agostino Galli im Stil der Renaissance umgebaut wurde, blieben von der ursprünglich gotischen Burg gewaltige Grundmauern, tiefe Gewölbe, der Palas, Portale und prachtvoll eingewölbte Säle erhalten. In der Stadt haben außerdem zwei gotische Kirchen und das ehemalige Kapuzinerkloster die Zeiten überdauert.

Renaissance-Bürgerhäuser am Platz der Republik

Bis 1945 war Bischofteinitz überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 2252 in 271 Häusern[6]
1838 2403 deutsche Einwohner in 297 Häusern[4]
1900 2721 meist deutsche Einwohner[7]
1930 3117 davon 484 Tschechen[8][9]
1939 3000 [8]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[10]
Jahr 1947 1 1970 1980 1991 2001 2003 2007
Einwohner 2393 4052 4966 5047 4938 4905 4906
1 
am 22. Mai

Gemeindegliederung

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Blick auf die Altstadt

Die Stadt Horšovský Týn besteht aus den Ortsteilen Borovice (Worowitz), Dolní Metelsko (Untermedelzen), Hašov (Haschowa), Horní Metelsko (Obermedelzen), Horšov (Horschau), Kocourov (Kotzoura), Lazce (Hlas), Malé Předměstí (Kleine Vorstadt), Město, Nová Ves (Neudorf), Oplotec (Amplatz), Plzeňské Předměstí (Klostervorstadt), Podhájí (Podhaj), Podražnice (Podrasnitz), Semošice (Semeschitz), Svatá Anna (St. Anna), Svinná (Zwingau), Tasnovice (Taschlowitz), Valdorf (Walddorf), Velké Předměstí (Große Vorstadt) und Věvrov (Webrowa).[11] Grundsiedlungseinheiten sind Borovice, Dolní Metelsko, Hašov, Horní Metelsko, Horšov, Horšovský Týn-historické jádro, Kocourov, Lazce, Malé Předměstí, Nová Ves, Oplotec, Plzeňské Předměstí, Podhájí, Podražnice, Semošice, Svatá Anna, Svinná, Tasnovice, U stadionu, Valdorf, Velké Předměstí, Věvrov und Za parkem.[12]

Das Stadtgebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Borovice u Horšovského Týna, Dolní Metelsko, Hašov, Horní Metelsko, Horšov, Horšovský Týn, Kocourov u Horšovského Týna, Oplotec, Podražnice, Semošice, Svinná u Štítar, Tasnovice und Věvrov.[13]

Söhne und Töchter der Stadt

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  • Karl Fürst von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg, verstorben am 9. November 1921 in Bischofteinitz, Graf zu Umpfenbach, Freiherr von Gleichenberg, Negau, Burgau und Totzenbach, Herr auf Horschau-Teinitz, Ehrenritter des Souveränen Malteserordens, Reichsrats- und Landtagsabgeordneter; verehelicht 1869 in Wien mit Josephine Markgräfin von Pallavicini (* 1849 in Jamnitz, Mähren)

Sehenswürdigkeiten

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  • Martin Zeiller: Tein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 78–79 (Volltext [Wikisource]).
  • Franz Liebl u. a. (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz mit den deutschen Siedlungen im Bezirk Taus. Furth im Wald 1967.
  • Johanna von Herzogenberg: Zwischen Donau und Moldau – Bayerischer Wald und Böhmerwald. Prestel, München 1968, S. 66–68
  • Josef Weinmann: Egerländer Biografisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Regierungs Bezirk Eger. Band 2, Männedorf/ZH 1987, ISBN 3-922808-12-3, S. 258 f. (Namensträger Trautmanndorff-Weinsberg)
  • Monika Richarzl (Hrsg.): Wilma Iggers: Böhmische Juden – eine Kindheit auf dem Lande. Hentrich & Hentrich, Leipzig 2021, S. 43–51.
Commons: Horšovský Týn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Obec Horšovský Týn: podrobné informace. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juni 2020; abgerufen am 27. Juni 2021 (tschechisch).
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 12: Klattauer Kreis. Prag und Wien 1789, S. 91–109, Ziffer 1). (books.google.de).
  4. a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 7: Klattauer Kreis, Prag 1839, S. 171–177, Ziffer 1. (books.google.de).
  5. Anastasia Prochazka: Das deutsche Sprachgebiet in Böhmen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Band 14, Prag 1876, S. 221–240, hier S. 226 (books.google.de).
  6. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 203, Ziffer 3) unten (books.google.de)
  7. Bischofteinitz. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 2: Astilbe–Bismarck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 906 (Digitalisat. zeno.org).
  8. a b Michael Rademacher: Landkreis Bischofteinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon Band 4. Adam Kraft Verlag, 1985, ISBN 3-8083-1163-0, S. 70.
  10. Tschechische Bevölkerungsstatistik
  11. Části obcí. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 27. Juni 2021 (tschechisch).
  12. Základní sídelní jednotky. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 27. Juni 2021 (tschechisch).
  13. Katastrální území. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juli 2014; abgerufen am 27. Juni 2021 (tschechisch).