Hxaro – Wikipedia
Hxaro bezeichnet das gegenseitige Tauschsystem der ǃKungKlicklaut einem Clan der San in der Kalahari, in welchem durch Geschenke, Geschichtenerzählen und regelmäßige Besuche ein Netz von sozialen Beziehungen zu teils mehrere hundert Kilometer entfernten Tauschpartnern aufrechterhalten wird. Diese gemeinschaftsbildenden Beziehungen dauern lange Zeit an und werden zum Teil von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Das System wurde eingehend von der Anthropologin Pauline Wiessner untersucht. Sie sieht die Hauptaufgabe des Systems darin, die ǃKung in Zeiten des Nahrungsmangels kollektiv abzusichern, zum Beispiel im Fall von Trockenperioden oder Fluten, und vergleicht es mit dem Versicherungswesen.
Charakteristische Eigenschaften sind die symmetrische verzögerte Gegenseitigkeit (Reziprozität), die Bedeutung der aufgebauten Beziehung zwischen Einzelpersonen (im Gegensatz zum praktischen Nutzen der Geschenke und Gruppenbeziehungen), sowie die Tatsache, dass das Geschlecht der Tauschpartner keine große Rolle spielt.
Im Detail waren die Personen im Durchschnitt mit 16 Tauschpartnern verbunden und verbrachten etwa ein Viertel des Jahres mit dem Erstellen oder Beschaffen von Geschenken und gegenseitigen Besuchen, der für Hxaro betriebene Aufwand wird als hoch eingeschätzt. Während der Besuche werden die Besucher vom Gastgeber zunächst vollständig, nach einigen Tagen zumindest teilweise versorgt, so dass ein Besuch auch für den Gastgeber einen hohen Aufwand darstellt.[1]
Das System der verzögerten Reziprozität ist spezifisch für die ǃKung und für die Naro sprechenden San.[2] Ein ähnliches System existiert bei den Enga von Papua-Neuguinea.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kula-Ritual (Gabentausch-Ring auf den pazifischen Trobriand-Inseln)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pauline Wiessner: Hxaro, a Regional System of Reciprocity for Reducing Risk among the ǃKung San. University of Michigan, Michigan 1977.
- Richard B. Lee: The Dobe Juǀ'Hoansi (Case Studies in Cultural Anthropology). Thomson Learning, 2002, ISBN 978-0-15-506333-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Claudia Dreifus: A Conversation With Pauline Wiessner: Where Gifts and Stories Are Crucial to Survival. In: The New York Times. 25. Mai 2009, abgerufen am 10. Juli 2014 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Irenäus Eibl-Eibesfeldt: Die Biologie menschlichen Verhaltens. Grundriß der Humanethologie. 5. Auflage. Blank-Media, Vierkirchen-Pasenbach 2004, ISBN 3-937501-01-0, S. ?.
- ↑ Alan Barnard: Anthropology and the Bushman. Berg, Oxford 2007, S. 77.