Imi Knoebel – Wikipedia

Imi Knoebel (Pseudonym für Klaus Wolf Knoebel, * 31. Dezember 1940 in Dessau) ist ein deutscher Maler und Bildhauer der Kunstrichtung der Minimal Art.

Knoebel verbrachte seine Kindheit in der Nähe von Dresden und zog mit der Familie 1950 nach Mainz. Von 1962 bis 1964 besuchte er gemeinsam mit Imi Giese (1942–1974) die Werkkunstschule Darmstadt, wo er, nach Ideen des Bauhaus-Vorkurses von Johannes Itten und László Moholy-Nagy, konstruktive und strukturale Kompositionsübungen erlernte. 1964 wechselte er gemeinsam mit Giese an die Düsseldorfer Kunstakademie in die Gebrauchsgrafik-Klasse von Walter Breker. Ab 1965 erreichten es beide Imis – wie sein Freund Rainer Giese nahm Knoebel den Vornamen Imi an („Imi + Imi“) – durch extravagantes Auftreten in die Beuys-Klasse in Raum 20 aufgenommen zu werden, wobei sie jedoch, zeitweise gemeinsam mit Jörg Immendorff und Blinky Palermo, den benachbarten Raum 19 beanspruchten.

Joseph Beuys propagierte die radikale Veränderung von Kunstbegriff und Gesellschaft. Knoebel setzte sich mit der Befreiung der Kunst von jeglichen Inhalten und Funktionen auseinander. Zunächst schuf Knoebel schwarz-weiße Linienbilder (1966–1968). Unter dem Einfluss von Kasimir Malewitsch und dessen „Schwarzem Quadrat“ entstanden flächige Skulpturen aus übereinanderliegenden Platten (z. B. Sandwich I und Sandwich II, Pinakothek der Moderne, München) oder aus bunt bemalten Aluminiumlatten und -platten, die sich gegenseitig teilweise überdecken, wobei sich Muster ähnlich wie bei Piet Mondrian ergeben (z. B. INNINN, Pinakothek der Moderne, München).

Knoebels Reduktion zeigt sich in einer Konzentration der bildnerischen Form und des Materials. Es entstand ein Arsenal an Keilrahmen und geometrischen Formen aus Holzfaserplatten: Kuben, Bogenelemente, Kreissegmente oder Rechtecke, die zusammen ein räumliches Grundvokabular bilden, das aus sich selbst heraus wirkt und dessen Struktur die Besucher wahrnehmen und sinnlichen erfahren sollen: Quader stehen mal meterhoch im Raum, lehnen mal flach an der Wand oder hängen als monochrome „Tafelbilder“.[1]

Die erste, im Jahr 1968 entstandene, Installation „Raum 19“ befindet sich im Dia:Beacon-Kunstmuseum, New York. Im Jahr 1992 erstellte Knoebel für das Hessische Landesmuseum Darmstadt eine zweite Version für die unmittelbare Nachbarschaft zu Joseph Beuys’ „Block Beuys“, so dass Schüler (Knoebel) und Lehrer (Beuys) wie zu Hochschulzeiten benachbart sind.

Ab 1968 verwendete Knoebel die Fotografie als künstlerisches Medium. Er projizierte mit Dias Lichtfelder auf Wände und fotografierte die durch Licht rhythmisierten Räume. Im Jahre 1970 projizierte er während einer nächtlichen Fahrt durch Darmstadt einen x-förmigen Lichtstrahl auf Gebäude. Die umfangreichen Dia- und Fotoserien der „Projektion X“ befinden sich in der Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt.

Mit Giese und Blinky Palermo bildet er eine Minimal-Art-Strömung unter den Beuys-Schülern – im Gegensatz zu anderen Beuys-Schülern der gleichen Zeit wie Jörg Immendorff, die sich der Agitprop-Kunst zuwandten. Anfang der 1970er Jahre gehörte er zu den regelmäßigen Besuchern des Szenetreffpunkts Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt, den Carmen Knoebel zusammen mit Ingrid Kohlhöfer (der Frau von Christof Kohlhöfer) betrieb.

Heute lebt und arbeitet Knoebel als freischaffender Künstler in Düsseldorf.

Politisches und soziales Engagement

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1982 engagierte sich Imi Knoebel zusammen mit Georg Baselitz, Joseph Beuys, Walter Dahn, Jörg Immendorff, Rune Mields, Gerhard Richter, Katharina Sieverding, Thomas Schütte, Günther Uecker und Franz Erhard Walther „Gegen das Kriegsrecht in Polen – für Solidarność“. Die zuvor im Museum Kunstpalast in Düsseldorf ausgestellten Werke wurden zugunsten von Solidarność am 13. November 1982 versteigert.[2] 1988 schuf Imi Knoebel den Kinderstern, ein Kunstwerk, das sich bis heute kontinuierlich für die Kinderrechte einsetzt, indem es Projekte für Kinder in Not finanziert. Johannes Stüttgen formuliert die Intention des Kinderstern folgendermaßen: „Ebenso wenig wie wirkliche Kunst bloße Beschönigung und Dekoration der herrschenden Missstände, die übrigens die Kinder am ärgsten treffen, sein kann, ist auch der Kinderstern nicht irgendeine karitative Idee, die alles bloß ausbügeln will, was im Namen der weltweit herrschenden Systeme an Elend angerichtet wird.“[3]

Auszeichnungen und Aufträge

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Ausstellungen (Auswahl)

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  • Imi Knoebel: Imi Knoebel: pure Freude. Akira Ikeda Gallery, Berlin 2003, ISBN 3-86531-104-0.
  • Carl Haenlein und Carsten Ahrens (Hrsg.): Pure Freude. Mit Texten von Carsten Ahrens und Max Wechsler, Ausstellungskatalog der Kestner-Gesellschaft, Hannover, 2002. Deutsch/Englisch. Keine ISBN.
  • Martin Schulz: Imi Knoebel, Die Tradition des gegenstandslosen Bildes. Schreiber, München 1998 (Diss.)
  • Staatsgalerie moderner Kunst München (Hrsg.): Ein Rundgang durch die Sammlung. Bruckmann Verlag, München 1987, S. 231 f.
  • Franz-Joachim Verspohl: Pictor Laureatus. Imi Knoebel zu Ehren. Werke von 1966 bis 2006, Verlag der Buchhandlung König, Köln 2006, ISBN 978-3-86560-096-7.
  • Holger Broeker: Imi Knoebel. Werke 1966–2014, Kerber, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7356-0002-8.
  • La Drac (Direction régionale des affaires culturelles Champagne-Ardenne) (Hrsg.): Imi Knoebel. Buntglasfenster für die Kathedrale von Reims, Kerber, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-86678-501-4.
  • Serielle Materialität. Imi Knoebel und Peter Roehr. Ausstellungskatalog. ARTE Fakt, 2013, ISBN 978-3-937364-53-7.
  • Karsten Löckemann (Hrsg.): Imi Knoebel, Hirmer Verlag, München 2023, ISBN 978-3-7774-4158-0.

Einzelnachweise

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  1. Kunst 19. - 21. Jahrhundert - Hessisches Landesmuseum. Abgerufen am 22. Januar 2019.
  2. Polnisches Institut
  3. Kinderstern (Manifest)
  4. Imi Knoebel - Fenster der Versöhnung (Memento vom 15. Juni 2011 im Internet Archive)
  5. Création de vitraux à la cathédrale de Reims. La commande publique à Imi Knoebel (Memento vom 28. Juni 2011 im Internet Archive)
  6. Knoebel-Fenster in der Kathedrale zu Reims werden eingeweiht (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Meldung des Evangelischen Pressedienstes
  7. Christiane Habermalz: Kathedrale von Reims – Fenster der Versöhnung. deutschlandradiokultur.de, 11. Mai 2015, abgerufen am 12. Mai 2015.
  8. Orden „des Arts et des Lettres“ für Imi Knoebel, abgerufen am 10. Februar 2019.
  9. DEC 11, 2010 – FEB 19, 2011 von Bartha, Basel. vonbartha.com, abgerufen am 4. Juni 2022.
  10. Special Exhibition in our Showroom. vonbartha.com, abgerufen am 4. Juni 2022.
  11. Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 30. Juli 2014.
  12. Informationstext zur Ausstellung auf der Website des Museums. Archiviert vom Original am 11. September 2014; abgerufen am 10. September 2014.
  13. BILD bei Deutschlands scheuestem Künstler in BILD vom 21. Oktober 2014, Seite 6
  14. Imi Knoebel. vonbartha.com, abgerufen am 4. Juni 2022.
  15. Imi Knoebel | Centrum. vonbartha.com, abgerufen am 4. Juni 2022.
  16. Imi Knoebel | Standing Paintings. vonbartha.com, abgerufen am 4. Juni 2022.