Ingo Rechenberg – Wikipedia
Ingo Rechenberg (* 20. November 1934 in Berlin; † 25. September 2021 ebenda[1]) war einer der Mitbegründer des Einsatzes von evolutionsbiologischen Algorithmen in den Ingenieurwissenschaften. Er war ab 1972 Professor für Bionik an der Technischen Universität Berlin und Leiter des Lehrstuhls für Bionik und Evolutionstechnik an der TU Berlin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ingo Rechenberg begann 1955 an der TU-Berlin bei Professor Heinrich Hertel Flugzeugbaus zu studieren. Ein Jahr forschte er als Stresemann-Stipendiat am Engineering Laboratory in Cambridge (England). Beeinflusst wurde er auch von Professor Johann-Gerhard Helmcke (1908–1993), der ihm Anregung zur Beschäftigung mit der Evolutionstheorie gab. 1964 trat Rechenberg mit einem Vortrag zur Evolutionsstrategie und dem berühmt gewordene „Darwin-im-Windkanal-Experiment“ an die Öffentlichkeit. Er promoviert 1970 und habilitierte sich 1971. Ab 1972 bekleidete Rechenberg den Lehrstuhl „Bionik und Evolutionstechnik“ der TU Berlin.[1]
Forschungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Spinnenart Cebrennus rechenbergi wurde nach ihm benannt.[2] Bekannt wurde die Art durch ihre für Spinnen einzigartige Möglichkeit der Fortbewegung. Ihre vier Beinpaare ermöglichen ihr eine Bewegung, die an einen Flickflack erinnert, und mit der sie sich, nahezu rollend, doppelt so schnell fortbewegen kann wie mit ihrer normalen Beinbewegung.[3]
Ingo Rechenberg entdeckte die Spinne im Jahr 2006 während eines Forschungsaufenthalts in der Sahara, bei dem die Oberflächeneigenschaften und das Verhalten von wüstenbewohnenden Lebewesen wie dem „Sandfisch“ Scincus albifasciatus untersucht wurden. Die Ergebnisse solcher Beobachtungen können in der Bionik zur Entwicklung technischer Systeme nach biologischen Prinzipien genutzt werden. Die Studien zum Verhalten von Cebrennus rechenbergi, die von Rechenberg auch „Radlerspinne“ genannt wurde, führten zur Konstruktion verschiedener Roboter, die sich auf schwierigem Gelände fortbewegen können.[4][5][6]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Evolutionsstrategie, Optimierung technischer Systeme nach Prinzipien der biologischen Evolution (1973)
- Evolutionsstrategie ’94 (1994)
- Photobiologische Wasserstoffproduktion in der Sahara (1994)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ingo Rechenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausführliche Biographie (web.archive)
- Seite des Lehrstuhls an der TU Berlin (web.archive)
- Seite Bionik & Evolutionstechnik Berlin
- Olaf Kanter: Elektrische Eidechse: Fischefangen in der Wüste. auf spiegel.de, 10. August 2004, (Artikel über Rechenbergs Arbeit)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Flickflack à la Bionik – Nachruf zum Tod von Ingo Rechenberg. In: BIOKON. 15. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- ↑ Peter Jäger: Cebrennus Simon, 1880 (Araneae: Sparassidae): a revisionary up-date with the description of four new species and an updated identification key for all species. In: Zootaxa. Band 3790, Nr. 2, 2014, S. 319–356, insbesondere S. 340, doi:10.11646/zootaxa.3790.2.4
- ↑ Bec Crew: This Spider Rollin’, They Hatin’: New Species of Cartwheeling Spider. Scientific American Blogs, vom 30. April 2014, abgerufen am 24. Mai 2015.
- ↑ Ralf Simon King: BiLBIQ: A Biologically Inspired Robot with Walking and Rolling Locomotion. Biosystems and Biorobotics, 2, Springer, Verlag, Berlin, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-34681-1, ISSN 2195-3562, doi:10.1007/978-3-642-34682-8.
- ↑ Tabbot - Cyclist spider robot bei Youtube vom 7. Oktober 2010, abgerufen am 24. Mai 2015
- ↑ Festo: BionicWheelBot. Laufen und Rollen wie die Radlerspinne, abgerufen am 29. März 2018
Personendaten | |
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NAME | Rechenberg, Ingo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bioniker und Ingenieur |
GEBURTSDATUM | 20. November 1934 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 25. September 2021 |
STERBEORT | Berlin |