Interaktionistisches Rollenmodell – Wikipedia

Das Interaktionistische Rollenmodell, seltener als Interaktionistisches Rollenkonzept bezeichnet, ist eine von Lothar Krappmann in seiner Dissertation von 1971 entwickelte soziologische Theorie, in der die klassischen Rollentheorien weiterentwickelt werden.[1] Auf Basis des Symbolischen Interaktionismus ermittelte Krappmann die Bedingungen erfolgreichen Rollenhandelns.[2] Das Interaktionistische Rollenmodell fand erhebliche Verbreitung in der Pädagogischen Soziologie.

Bedingungen erfolgreichen Rollenhandelns

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  • Krappmann konstatiert, „[...] daß [sic!] jede Situation zahlreiche widersprüchliche Elemente enthält [...]“.[3]
  • Rollennormen sind nicht rigide definiert, es bleiben subjektive Interpretationsspielräume für Rollenpartner.
  • Im jeweiligen Interaktionsprozess übernehmen die Rollenpartner nicht nur die jeweils aktuelle Rolle, sondern verdeutlichen, welche weiteren Rollen sie noch innehaben oder innehatten.
  • Der Konsens der Partner über ihre jeweiligen Rollen ist nicht verbindlich, die Rolleninterpretation bleibt vorläufig und kompromisshaft.
  • Nur solche Institutionen sind erfolgreich, in denen nicht feste Rollenerwartungen automatisch erfüllt werden müssen.
  • Krappmann beschreibt vier identitätsfördernde Fähigkeiten: Rollendistanz, Ambiguitätstoleranz, Empathie und Identitätsdarstellung.[4]

Das Modell steht im Gegensatz zu den Annahmen der klassischen Rollentheorien,[5] die davon ausgehen, dass gemeinsames Handeln nur dann erfolgreich ist, wenn die Rollen der Akteure eindeutig definiert sind und alle Beteiligten sich in gleicher Weise an die gleichen Normen halten.

  • Lothar Krappmann: Soziologische Dimensionen der Identität. Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. 9. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-91021-2.

Einzelnachweise

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  1. Lothar Krappmann: Soziologische Dimensionen der Identität. Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. Klett, Stuttgart 1971, ISBN 3-12-925090-5, zugleich Dissertationsschrift, FU Berlin.
  2. Die folgende Darstellung beruht auf Heinz Abels: Einführung in die Soziologie. Band 2, Die Individuen in ihrer Gesellschaft, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-33611-8, S. 246 ff.
  3. Lothar Krappmann: Soziologische Dimensionen der Identität Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. 13. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-608-91021-6, S. 46 (Erstausgabe: 1971).
  4. Lothar Krappmann: Soziologische Dimensionen der Identität Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. 13. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-608-91021-6, S. 132 ff. (Erstausgabe: 1971).
  5. Lothar Krappmann: Soziologische Dimensionen der Identität Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. 13. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-608-91021-6, 2.3., S. 84 (Erstausgabe: 1971).