Islamische Front – Wikipedia

Islamische Front


Offizielles Logo der Islamischen Front


Administrationsflagge


Kriegsflagge

Aufstellung 22. November 2013
Staat Syrien
Streitkräfte Vereinigte Streitkräfte
Stärke 45.000[1]–70.000[2] (März 2014)
Spitzname IF
Führung
Oberbefehlshaber Ahmed Issa asch-Scheich[3]
Leiter des Politbüros Abu Dschaber
Hasan Abbud (Ehem.)
Militärchef Abu Hammam al-Buwaidani
Zahran Alloush (Ehem.)
Ehemalige
Kommandeure

Abu Abdullah al-Kurdi
(Anführer der KIF)
Abu Omar Hureitan
(Stellver. Anführer)

Die Islamische Front (arabisch الجبهة الإسلامية al-Dschabha al-Islāmiyya) ist ein Bündnis aus sieben islamistischen Oppositionsgruppen im Bürgerkrieg in Syrien. Sie wurde am 22. November 2013 gegründet und stellt das zu dieser Zeit größte Oppositionsbündnis dar (einer Schätzung zufolge bestehend aus mindestens 45.000 Kämpfern[4]).

Gründungsmitglieder sind die islamistischen Ahrar asch-Scham, die in Idlib basierende Syrische Islamische Befreiungsfront, At-Tauhid-Brigade (größte Oppositionsgruppe in Aleppo), die in Damaskus operierende Dschaisch al-Islam (Armee des Islam), die in Homs beheimatete Liwaʾ al-Haqq, die Kurdisch Islamische Front (al-Dschabha al-Islamiya al-Kurdiya) und die Syrische Islamische Front.[5] Erklärtes Ziel des Bündnisses ist der Sturz der Assad-Regierung und die Errichtung eines islamischen Staates.[6] Dabei soll auch mit der Freien Syrischen Armee kooperiert werden.[5] Als wichtigster Unterstützer der Islamischen Front gilt wie schon für den islamistischen Extremismus vor dem Syrienkonflikt das Königreich Saudi-Arabien.[7][8]

Anführer der Islamischen Front ist Ahmed Issa al-Scheich (Suqur asch-Scham), vormals Anführer der Syrischen Islamischen Befreiungsfront. Sein Stellvertreter ist Abu Omar Hreitan von der At-Tauhid-Brigade. Leiter der militärischen Operationen ist Zahran Allousch von der Dschaisch al-Islam. Leiter des Politbüros ist Hassan Abboud, Anführer der Syrischen Islamischen Front.[6]

Die Mitglieder sollten über einen Zeitraum von drei Monaten organisatorisch komplett vereinigt werden. Die Existenz der Mitgliedsgruppen sollte damit erlöschen.[5][6] Auch im Mai 2015 waren aber einzelne Komponenten wie die Ahrar asch-Scham (die inzwischen größte Mitgliedsgruppe) und Dschaisch al-Islam (zweitgrößte) unterscheidbar.[9] Nach Informationen von Foreign Policy ist die Islamische Front faktisch bereits 2014 wieder zerfallen und besteht nur noch dem Namen nach.[2]

Die Islamische Front strebt nach eigener Aussage einen islamischen Staat an,[10] distanziert sich jedoch von der gleichnamigen Terrororganisation.[11] Dem US-amerikanischen Politologen Joshua Landis zufolge ähnelt die Ideologie der Islamischen Front stark der von al-Qaida – beide glorifizierten das Kalifat, lehnten Demokratie ab und verföchten ihre Interpretation der Scharia, hießen ausländische Kämpfer aus der islamischen Umma willkommen und zögen das schwarze Banner des Islam der syrischen Nationalflagge vor.[12]

Ihr Militärführer Zahran Alloush, Sohn eines in Saudi-Arabien lebenden salafistischen Klerikers, hatte sich mehrfach in der Öffentlichkeit abfällig oder aggressiv gegenüber Andersgläubigen geäußert. So bezeichnete er Schiiten als „unrein“ oder als rāfida („Ablehner“) und erklärte mit Bezug auf diese, dass dieser „Dreck“ von asch-Schām (d. h. Groß-Syrien) fortgespült werden müsste.[9] Ebenso verlangte er, Syrien von den „schmutzigen Werken und Untaten“ der Alawiten, die er mit dem Schimpfwort „Nusairi“ bezeichnet, zu befreien.[12]

Laut der Gründungscharta der Islamischen Front sind die selbsterklärten Ziele:[13]

  • Der Sturz des Regimes und die Herstellung von Sicherheit im gesamten Syrien
  • Die Arbeit zur Verankerung der Religion im Individuum, der Gesellschaft und dem Staat
  • Die Bewahrung der islamischen Identität in der Gesellschaft und die Schaffung einer vollwertigen islamischen Persönlichkeit
  • Der Wiederaufbau Syriens auf untadeliger Grundlage von Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Solidarität im Einklang mit den Prinzipien des Islam
  • Die aktive Partizipation bei der Entwicklung der Gesellschaft
  • Die Ausbildung gebildeter Führungskräfte für alle Lebensbereiche

Einzelnachweise

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  1. Richard Hall: Factbox: Syria's rebel groups. Reuters, abgerufen am 9. Januar 2014.
  2. a b Hassan Hassan: Front to Back. In: Foreign Policy. Abgerufen am 4. März 2014.
  3. Leading Syrian rebel groups form new Islamic Front. BBC, 22. November 2013, abgerufen am 26. Mai 2015.
  4. Barbara Surk und Diaa Hadid, Associated Press: Syrian Muslim Rebel Groups Say They Have Unified. ABC News, 22. November 2013, abgerufen am 26. Mai 2015.
  5. a b c Basma Atassi: Major Syrian rebel groups join forces. Al Jazeera English, 22. November 2013, abgerufen am 26. Mai 2015.
  6. a b c Leading Syrian rebel groups form new Islamic Front. BBC, 22. November 2013, abgerufen am 26. Mai 2015.
  7. Edward Dark: Syrian FSA fades in shadow of Saudi-backed opposition front. In: AL Monitor, 11. Dezember 2013.
  8. Yousaf Butt: How Saudi Wahhabism Is the Fountainhead of Islamist Terrorism. In: Huffington Post. 21. Januar 2015, abgerufen am 10. April 2017 (amerikanisches Englisch).
  9. a b Alex MacDonald: Rise of Jaish al-Islam marks a turn in Syria conflict. In: Middle East Eye, 7. Mai 2015.
  10. Lisa Lundquist: Analysis – Formation of Islamic Front in Syria benefits jihadist groups
  11. Alex MacDonald: Rise of Jaish al-Islam marks a turn in Syria conflict
  12. a b Jürg Bischoff: Zahran Allush – Syriens mächtigster Rebellenführer. In: Neue Zürcher Zeitung (Online), 19. Dezember 2013.
  13. DerOrient: Deutsche Übersetzung der Gründungscharta der Islamischen Front – https://derorient.files.wordpress.com/2014/04/die-charta-der-syrischen-islamischen-front.pdf