Iván Petrovich – Wikipedia

Iván Petrovich auf einer Fotografie von Alexander Binder

Ivan Petrovich, auch Svetozar Petrov und Svetislav (Swetislaw) Petrovits, gebürtig Svetislav Ivan Petrovitch (* 1. Januar 1894 in Neusatz, Österreich-Ungarn[1]; † 18. Oktober 1962 in München), war ein durch Stummfilme bekannt gewordener Schauspieler.

Der serbischstämmige[2][3] Petrovich begann nach dem Besuch des Gymnasiums in Neusatz ein Architekturstudium zuerst in Prag, dann in Belgrad, welches er jedoch nach acht Semestern im August 1914 unterbrechen musste, da er zum Militärdienst eingezogen wurde. Nach vier Jahren im Krieg setzte er das Studium schließlich nicht mehr fort, sondern entschloss sich, gänzlich neue Wege zu gehen. Er lebte einige Zeit in Paris, wo er begann, als Opernsänger aufzutreten. Sein Gesangstalent führte ihn auf Tourneen durch Europa und die Vereinigten Staaten.

1919/20 hatte er seine ersten Filmauftritte unter dem Namen Svetozar Petrov in österreichischen Filmen des Regisseurs Michael Kertesz (welcher später als Michael Curtiz in Hollywood Filmgeschichte schreiben sollte). In den folgenden Jahren war Petrovich in zahlreichen internationalen Stummfilmproduktionen zu sehen, darunter The Garden of Allah (1927) und Alraune (1928).

Nicht zuletzt aufgrund seines gesanglichen Talents schaffte Petrovich Anfang der 1930er Jahre den nahtlosen Übergang vom Stumm- zum Tonfilm und spielte zunächst vorwiegend in Operettenverfilmungen und Musikfilmen den singenden Filmhelden. Er wirkte hauptsächlich in österreichischen Produktionen unter anderem an der Seite von Hans Moser, Theo Lingen, Liane Haid und Pola Negri mit.

In den Kriegsjahren war Petrovich in drei ungarischen Produktionen aktiv – seine Jugend in der zweisprachigen Vojvodina sowie sein Sprachtalent (neben seiner Muttersprache Serbisch sprach er Ungarisch, Deutsch, Englisch und Französisch) erlaubten es ihm nicht nur in mehreren Ländern tätig zu sein, sondern auch äußerst glaubwürdig etwa in Czardas der Herzen (1951) den stereotypen Ungarn der Nachkriegsfilme darzustellen.

In den 1950er Jahren hatte Petrovich unter anderem in Sissi, die junge Kaiserin (1956) und schließlich in Fahrstuhl zum Schafott (1958) bedeutende Nebenrollen. Er war mit der Sängerin und Schauspielerin Friedel Schuster verheiratet.

Er ruht auf dem Münchner Nordfriedhof.

Tondokumente (Beispiele)

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Petrovich besang Schallplatten für den Lindström-Konzern auf dessen Marken Odeon und Gloria:[4]

  • Gloria G.O. 10 499 a (mx. Bi 1146) Da nehm' ich meine kleine Zigarette. Lied a. d. Operette "Der Orlow" (Musik: Bruno Granichstaedten - Text: Ernst Marischka u. Bruno Granichstaedten)
  • Gloria G.O. 10 499 b (mx. Bi 1145) Es ist nie zu spät für eine schöne Stunde. Tango a. d. Harmonie-Tonfilm "Muß man sich gleich scheiden lassen?" (Musik: Mischa Spoliansky - Text: Fr. Rotter)

Ivan Petrovich mit Tanz-Orchester. Aufgenommen 7. Januar 1933.

  • Odeon O-25005 a (mx. Be 10 548) Laß' nur dein Herz entscheiden : aus der Operette: "Lady Fanny" (n. d. Lustspiel v. Jerome) (Musik: Theo Mackeben - Text: Erich Ernst und Peter Hell)
  • Odeon O-25005 b (mx. Be 10 550) Wenn ich Sie fragen dürfte ... : Duett aus der Operette: "Lady Fanny" (n. d. Lustspiel v. Jerome) (Musik: Theo Mackeben - Text: Erich Ernst und Peter Hell)

Friedel Schuster - Ivan Petrovich. Begleitung: Orchester des Deutschen Künstler-Theaters, Berlin. Leitung: Theo Mackeben.

  • Odeon O-25006 a (mx. Be 10 549) Heute geht es mir vorzüglich, Walzer aus “Lady Fanny” (n. d. Lustspiel v. Jerome) (Musik: Theo Mackeben - Text: Erich Ernst und Peter Hell)
  • Odeon O-25006 b (mx. Be 10 551) Ach, wie lieb’ ich die Welt, aus dto.

Friedel Schuster - Ivan Petrovich. Begleitung: Orchester des Deutschen Künstler-Theaters, Berlin. Leitung: Theo Mackeben. Aufgenommen 13. Februar 1934.

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 210 f.

Einzelnachweise

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  1. Quelle: Der von Ivan Petrovich am 4. Dezember 1933 ausgefüllte Fragebogen der Reichsfachschaft Film, Akte der Reichskulturkammer im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde.
  2. John T. Soister, Henry Nicolella, Steve Joyce, Harry H. Long: American Silent Horror, Science Fiction and Fantasy Feature Films, 1913–1929. Band 1, McFarland, Jefferson NC u. a. 2012, ISBN 978-0-7864-3581-4, S. 368.
  3. Sofija Božić: Serbs in Croatia (1918–1929): Between the Myth of „Greater-Serbian Hegemony“ and Social Reality. In: Balcanica. Band 41, 2010, ISSN 0350-7653, S. 185–208, hier S. 205, doi:10.2298/BALC1041185B, abgerufen am 20. Januar 2014.
  4. Wolfgang Schneidereit: Discographie der Gesangsinterpreten der leichten Muse von 1925 bis 1945 im deutschsprachigen Raum: Eine Discographie mit biographischen Angaben in 3 Bänden. Band 3: Ethel Reschke bis Slobodan Zivojnovic. Verlag BoD – Books on Demand, 2019, ISBN 978-3-7528-2843-6, S. 1057 u. 1305.