Johann Adam Benckiser – Wikipedia

Johann Adam Benckiser (* 30. Dezember 1782 in Pforzheim; † 7. Mai 1851 ebenda) war ein deutscher Unternehmer. Er stellte Schmuck und Keramik her und gründete das Chemieunternehmen Joh. A. Benckiser GmbH.

Johann Adam Benckiser um 1850

Benckiser wurde als achtes von elf Kindern des Kaufmanns, Eisenwerkbesitzers und Klosterrichters Christian Friedrich Benckiser (1740–1805) und seiner Frau Christine Martha Vischer (1753–1809) in Pforzheim geboren.[1] Er war der gleichnamige Enkel von Johann Adam Benckiser senior (1707–1763), dem Gründer der Benckiser'schen Eisengießerei in Pforzheim, und führte die Eisengießerei seines Großvaters nach dem Tod des Vaters 1805 mit seinem Bruder Christoph Eberhardt (1779–1855).[2] Schon nach einem Jahr schied er jedoch aus dem Eisenwerk aus, übernahm ab 1806 bis zum Verkauf 1831 die Leitung der Durlacher Fayence-Fabrik seines Vaters und zog nach Durlach. Als er sah, dass diese Fabrik nicht mehr ausbaufähig sei, kehrte er im Jahre 1818 nach Pforzheim zurück. Er machte sich als Schmuckfabrikant selbstständig und gründete 1818 zusammen mit seinem Schwager August Wilhelm Siefert die Bijouteriewarenfabrik Benckiser & Cie, die ihre Fabrikations- und Geschäftsräume in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße hatte.

1823 erwarb Benckiser eine sich in finanziellen Schwierigkeiten befindende und seit 1804 bestehende Salmiakhütte in der Bleichstraße in Pforzheim von ihren Inhabern Vulpius & Becht, in der aus Ammoniak und Salzsäure Salmiak hergestellt wurde.[3][4] Diese stellte entsprechende Hilfsstoffe für die Bijouteriefabrik her. Im Jahr 1830 stellte Benckiser den jungen Chemiker Karl Ludwig Reimann ein und in den Folgejahren wurde aus der relativ kleinen Chemiewerkstätte eine Chemiefabrik, in der neben Chemikalien wie Glaubersalz, Zinn- und Zinksalzen sowie Scheidewasser vor allem künstliche Weinsäure nach einem von Reimann entwickelten Verfahren produziert wurde. Beide begründeten das Chemieunternehmens Joh. A. Benckiser GmbH. In seinem Testament verfügte Benckiser 1844 seinen Sohn Alfons (1820–1906) sowie seinen Schwiegersohn Karl Ludwig Reimann zu seinen Nachfolgern; sieben Jahre nach dem Tod von Johann Adam Benckiser wurden die Produktionsstätten der Firma in die Zweigniederlassung nach Ludwigshafen am Rhein verlegt.

Benckiser heiratete 1806 Luisa Christina Herzog (1786–1844) aus Durlach. Sie hatten sieben Söhne und acht Töchter.[5] Karl Ludwig Reimann heiratete 1833 seine Tochter Elise. Hieraus entstand die Unternehmerfamilie Reimann, die heute zu den reichsten Familien Deutschlands gehört.[6] Benckisers Nachfahren fusionierten 1999 ihr Chemieunternehmen Benckiser mit dem börsennotierten englischen Chemiekonzern Reckitt & Colman zu Reckitt Benckiser (seit März 2021 nur noch Reckitt) und gründeten die JAB Holding.

Sein Sohn Edwin Benckiser war Landesgerichtspräsident des Großherzogtums Baden in Mannheim. Sein Neffe August Benckiser machte die Benckiser'sche Eisengießerei zu einem namhaften Hersteller für Straßen- und Eisenbahnbrücken. Enkel Theodor Benckiser war Chemiker und führte die Firma seines Großvaters als Mitinhaber weiter. Ein weiterer Enkel war der Jurist und Politiker Robert Benckiser. In Pforzheim erinnern heute die Benckiserstraße, die Benckiserbrücke und der Benckiserpark an die Geschichte der bedeutenden Unternehmerfamilie Benckiser.[7] Auch in Ludwigshafen am Rhein und in Ladenburg gibt es Straßen, die den Namen Benckisers tragen.

  • K. W. Boetticher: Wandel und Werden in fünf Generationen, 1823–1958 ; aus der 135-jährigen Geschichte der Joh. A. Benckiser GmbH, Chemische Fabrik ; zum 100-jährigen Bestehen des Werkes Ludwigshafen am Rhein, Verlag: Darmstadt, Hoppenstedts Wirtschafts-Archiv, 1958
  • Hans Dubbers, Wilhelm Bickel: Benckiser-Chronik – Band II – 1933–1973 – Die fünfte Generation eines Familienunternehmens, Ludwigshafen am Rhein, Joh. A. Benckiser GmbH, 1978
  • Paul Erker: Die chemische Fabrik Joh. A. Benckiser im Nationalsozialismus. Wallstein, Göttingen 2023, ISBN 978-3-8353-5062-5.
  • Emil Lacroix, Peter Hirschfeld und Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, unveränderter Nachdruck Frankfurt am Main 1983, ISBN 978-3-8035-1225-3, S. 324–324 (Wohnhaus Johann Adam Benckiser in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße).
  • Martin Trautz / Friedmar Voormann: Die Gebrüder Benckiser – Führende Brückenbauanstalt im Südwesten. In: Christian Groh (Hrsg.): Neue Beiträge zur Pforzheimer Stadtgeschichte. Bd. 4, verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2014, ISBN 978-3-89735-819-5, S. 140–172.
  • Ulrich Boeyng: Die Familie Benckiser – Teil 1. In: Badische Heimat (2018), Heft 9.

Einzelnachweise

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  1. Rheinland-Pfälzische Personendatenbank: Benckiser, Johann Adam / 1782-1851. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  2. VortragGoldschmeiderevolution2010. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  3. James Shotter: Germany’s intensely private and immensely wealthy Reimann family. 11. März 2016, abgerufen am 9. Mai 2021 (britisches Englisch).
  4. Firmengeschichte: Benckiser im Internet Archiv. 2007, archiviert vom Original am 12. Dezember 2008; abgerufen am 8. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reckittbenckiser.de
  5. Webarchiv: Nachfahren von J.A. Benckiser. Archiviert vom Original am 22. Dezember 2004; abgerufen am 8. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/worldroots.com
  6. Wolfgang Hirn, manager magazin: Benckiser: Von Calgon bis Bally. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  7. Benckiser – Stadtwiki Pforzheim-Enz. Abgerufen am 10. Mai 2021.