Johann Berenhard Klausing – Wikipedia

Johann Berenhard Klausing (* vor 1683; † 1762)[1] war ein deutscher Orgelbauer aus Herford, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland wirkte.

Biografisch ist wenig über Johann Berenhard Klausing gesichert. Er wurde als Sohn von Hinrich Klausing (* 1642/43 in Rheda; † 1720 in Herford) geboren, in dessen Betrieb er 1693 nachgewiesen ist. Ab 1711 trat Johann Berenhard als Vertreter und Nachfolger seines Vaters auf. Sein Bruder Christian Klausing (1687–1764) wurde ebenfalls Orgelbauer. Beide Söhne führten gemeinsam den väterlichen Betrieb fort. Johann Berenhard war von 1724 bis 1761 Structuarius und Organist am Herforder Münster. Er starb zwischen dem 13. Oktober 1761 und dem 24. August 1762.[2]

Die Herforder Familie Klausing wirkte im 17. und 18. Jahrhundert zwischen Hannover und Westfalen und von der Nordsee bis zum Sauerland mit Schwerpunkt im Raum Bielefeld und Osnabrück. Die bekannte Orgelbaufamilie errichtete zwischen 1677 und 1755 etwa 50 Orgelneubauten, die sicher zugeschrieben werden können. Aufgrund der Zusammenarbeit im Familienbetrieb lassen sich die Werke der drei Orgelbauer der Familie nicht immer eindeutig auseinanderhalten. In der Regel wurden kleine einmanualige Orgeln mit angehängtem Pedal gebaut, die über etwa sechs bis maximal zwölf Register in einheitlicher Disposition verfügten. Lediglich vier von ihnen weisen ein selbstständiges Pedal auf, das hinter dem Hauptwerk aufgestellt wurde. 1715 entstand das einzige Rückpositiv der Familie durch Johann Berenhard. Kennzeichnend für die Werke der Familie Klausing ist die reich verzierte Prospektgestaltung mit Türmen und vielen Pfeifenfeldern, die nach innen abgestuft ansteigen. Daneben knüpfte die Familie am westfälischen Typ mit den charakteristischen doppelgeschossigen Spitztürmen zwischen drei Rundtürmen an.[3] Arbeiten von Johann Berenhard Klausing sind für den Zeitraum zwischen 1711 und 1738 bezeugt. Bis etwa 1720 werden handwerklich anspruchsvolle Springladen verwendet.

Werkliste (Auswahl)

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In der fünften Spalte der Tabelle bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal und die arabische Zahl in der sechsten Spalte die Anzahl der klingenden Register.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1711 Höxter St. Nikolai
I/p 8 Neubau; später Erweiterungsumbauten auf heute III/P/32; einige Register und teils Gehäuse erhalten; 1973 und 1999 restauriert durch den Westfälischen Orgelbau S. Sauer
1711 Lüchtringen I/p Neubau; nicht erhalten
1712 Höxter St. Petri II/P 20 Neubau; nicht erhalten
1713 Melle St. Matthäus
II/p 17 oder von Hinrich Klausing; ursprünglich in Osnabrück/Dominikanerkloster; 1819 der Pfarrei Melle geschenkt; 1858 Erweiterungsumbau auf II/P/26; Orgel weitgehend erhalten; 2008/09 restauriert durch Hendrik AhrendOrgel
1715 Quakenbrück Neubau eines Rückpositivs
um 1715 Mülheim an der Ruhr Neubau
1716 Wüsten Ev.-ref. Kirche I/p oder Christian Klausing; Neubau
1714–1717 Oelinghausen Kloster Oelinghausen
II/p Erweiterungsumbau der Orgel von Marten de Mare (1599; II/p/15); Prospekt und einige Register erhalten; 2000–2002 restauriert durch Orgelbau KuhnOrgel[4]
1717 Wiedensahl St. Nikolai I/p zusammen mit Christian Klausing; heute II/P/20; nur Gehäuse erhalten
1718 Silixen Ev.-ref. Kirche I/p drei Register von vermutlich Johann Berenhard Klausing erhalten (heute II/P/16)
um 1720 Zwillbrock St. Franziskus II/p 18 oder Christian Klausing
1722? Rhynern St. Regina II/p 18 oder Christian Klausing; ursprünglich für Soest/Dominikanerkirche
1722 Hiddenhausen Ev. Kirche I/p wahrscheinlich von Gebrüder Klausing; Gehäuse erhalten (heute II/P/16)
vor 1725 Detmold Ev.-luth. Kirche I/p Neubau
1725 Schlangen I/p 6 Neubau
1730? Himmelpforten II/p 20 oder Christian Klausing; Neubau
1735–1737 Warburg Dominikanerkirche II/p 16 oder Christian Klausing; Neubau
1738 Dielingen St. Marien
I/p Erweiterungsumbau (ein Register und Tonumfang)
um 1740 Herzebrock-Clarholz St. Laurentius II/P Orgelbauer nicht eindeutig (möglicherweise Johann Patroclus Möller oder Johann Josef Mencke); heute II/P/30
1748 Varenholz Schloss Varenholz, Ref. Kirche I/p 9 oder Christian Klausing; Neubau
1752 Langenholzhausen Ev.-ref. Kirche I/p 10 oder Christian Klausing; Neubau

Einzelnachweise

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  1. Lebensdaten nach: Wilfried Michel: Die Orgeln des Klosters Oelinghausen. In: Magdalena Padberg (Hrsg.): Kloster Oelinghausen. Arnsberg, Strobel, 1986, ISBN 3-87793-018-2, S. 108
  2. Rudolf Reuter: Clausing. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 15, Bärenreiter, Kassel 1973, ISBN 3-89853-160-0, Sp. 1510 (CD-Rom-Ausgabe der 1. Auflage, Directmedia, Berlin 2003).
  3. Orgelatlas Ostwestfalen-Lippe (gesehen am 12. August 2010).
  4. Arnsberg / Holzen – Klosterkirche St. Petri Oelinghausen – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 17. Mai 2023 (deutsch).
  • Marianne Borgmeyer: Die Orgelbauerfamilie Klausing. In: Hannelore Reuter (Hrsg.): Barocke Orgelkunst in Westfalen. H. Reuter, Münster 1996, ISBN 3-00-000072-0, S. 50–57.
  • Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
  • Rudolf Reuter: Die Herforder Orgelbauer Klausing. In: Westfalen. Band 42, 1964, S. 261–274.
  • Rudolf Reuter: Orgeln in Westfalen. Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe. Hrsg.: Hermann Busen. Bärenreiter, Kassel 1965.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
  • Rudolf Reuter: Clausing. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 15, Bärenreiter, Kassel 1973, ISBN 3-89853-160-0, Sp. 1510–1511 (CD-Rom-Ausgabe der 1. Auflage, Directmedia, Berlin 2003).