Johannes-Kirche (Bochum) – Wikipedia

Johannes-Kirche (2009), kurz vor Beginn der Sanierung

Die Johannes-Kirche, auch als Scharoun-Kirche bezeichnet, ist eine Kirche am Glockengarten 70 in Bochum. Sie entstand in den Jahren 1965 bis 1967 und folgt dem Stil der Organischen Architektur.[1] Architekt war Hans Scharoun, den Kontakt für den Auftrag stellten die Töchter des Fabrikanten Fritz Schminke her. Die Bauleitung übernahm der damals in Bochum lebende Architekt Gundolf Bockemühl.[2] Für ihre Errichtung gründete die Bochumer Gemeinde der 1922 gegründeten anthroposophisch geprägten Christengemeinschaft im Jahr 1962 einen Verein. 1997 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt;[3][2] sie ist heute ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Die Kirche gilt als Hans Scharouns einziger realisierter Sakralbau[3] – er entwarf viele Kirchen – und als sein erster dokumentierter Entwurf, der einer Kirche ist.

Die Kirche ist typologisch ein Anbau an das Gemeindehaus (ehemaliges Bauernhaus), da Sanitär-, und Heizungsräume gemeinsam genutzt werden. Die Kirche ist eingerichtet mit einem von Hans Scharoun entworfenem Altar[2], zwei Altarbildern der Künstler Fritz Winter und Otto Ritschel sowie Leuchtern des Bremer Bauhauskünstlers Wilhelm Wagenfeld.[3] Die vier Hängedeckenleuchten stammen nicht aus der Entstehungszeit der Kirche. Die Ergänzung durch die Lazaruskapelle in den 1980er Jahren ist als eine selbständige, aber sich trotzdem einordnende Vervollständigung des Kirchenzentrums zu sehen. Sie wurde 1984 vom Bochumer Architekten Claude Decressionnière in Zusammenarbeit mit dem Bildhauser Roland Stalling entworfen.[2]

Die Skizzen zeigen die Erweiterung der Scharounkirche

Die Kirche wurde von 2009 bis 2016[4] von den Architekten Detlev Bruckhoff[5] und Andreas Gehrke[6] ausschließlich mit Gemeinde- und Stiftungsspenden denkmalgerecht saniert und leicht erweitert. Die Sanierung vollendet den ursprünglichen Entwurf Scharouns durch Erstellung eines Kupferdachs und metallischen Innentüren. Das Kernstück der Sanierung ist die Doppelung der vorhandenen Lichtwand, deren Erstellung den Bestand vor Witterung schützt und gleichzeitig das nicht vorhandene Stuhllager liefert. Der Winkel der neuen Lichtwand entlehnt sich aus Skizzenvarianten, die Hans Scharoun seinerzeit für die Kirche erstellte.[7] Die Vorgehensweise wird in der Fachwelt als „minimal invasive Sanierungsstrategie“ bezeichnet.[8]

Wegen der Sanierung wurde die Kirche für den DAM Architekturpreis 2018 nominiert[9] und im Rahmen der Auszeichnung Guter Bauten 2017 des BDA mit einer Engeren Wahl gewürdigt.[10] Das Gebäude ist Teil der Kampagne Big Beautiful Buildings.[11]

  • BDA Bund Deutscher Architekten (Hrsg.): Architekturführer im Ruhrgebiet Nr. 4, Bauen in Bochum. Verlag Schürmann & Klagges, Bochum 1986, ISBN 3-920612-32-9, S. 176 (mit Abbildungen).
  • Rüdiger Jordan, Ulrich Bücholdt: Sakrale Baukunst in Bochum. Verlag Schürmann & Klagges, Bochum 2003, ISBN 3-920612-94-9, S. 40–41 (mit Abbildungen).
  • Ingetraud Rüsen: Die Scharounkirche im Glockengarten (= Kortum-Gesellschaft Bochum [Hrsg.]: Bochumer Zeitpunkte. Heft 24). Bochum 2009, S. 45–49 (kortumgesellschaft.de [PDF]).
  • Regionalverband Ruhr, Detlev Bruckhoff, Marnie Schaefer, Thomas M. Krüger: Baukulturplan Ruhr. Essen 2010, ISBN 978-3-932165-71-9.
  • Dietrich Scholle, Birgit Gropp (Bearb.): Die Bauten von Hans Scharoun in Westfalen (= Westfälische Kunststätten, ISSN 0930-3952, Band 120). Westfälischer Heimatbund, Münster 2016, S. 37–47 (mit Abbildungen).
  • Ulrich Brinkmann (Text), Hans-Jürgen Landes (Fotos): Andacht in Bochum. In: Bauwelt, Jg. 2016, Nr. 25, S. 20–24.
  • Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hrsg.): Architekturführer Deutschland 2018. DOM Publishers, Berlin 2018, ISBN 978-3-86922-649-1, S. 190–191 (mit Abbildungen).
Commons: Johannes-Kirche Bochum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gotteshaus soll schöner werden. Auf christengemeinschaft-international.org
  2. a b c d Denkmalliste der Stadt Bochum: A461
  3. a b c Johannes-Kirche Bochum („Scharounkirche“). Baukunst NRW, 30. September 2009, abgerufen am 24. Juli 2023.
  4. BauNetz: Scharoun vollenden – Sanierung der Johanneskirche in Bochum. 9. Juni 2016, abgerufen am 14. Mai 2024.
  5. bruckhoff keßler architekten. Abgerufen am 23. April 2024.
  6. Sanierung Scharounkirche – andreas gehrke architekten. Abgerufen am 23. April 2024.
  7. Internetauftritt des Architekturbüros: Projekt Scharounkirche. Abgerufen am 8. Mai 2023.
  8. Minimalinvasiv Sanieren. Abgerufen am 13. Mai 2023.
  9. Nominierungen. Abgerufen am 13. Mai 2023.
  10. Engere Wahl bei Wettbewerb in Bochum. Abgerufen am 23. September 2023.
  11. Big Beautiful Buildings | Bauwerke. Abgerufen am 25. August 2023.

Koordinaten: 51° 28′ 16,2″ N, 7° 14′ 27,6″ O