Johannes Coler – Wikipedia

Porträt von Johann Coler, 1619

Johannes Coler bzw. Johann Coler, latinisiert Johannes Colerus (* 19. September 1566 in Adelsdorf bei Goldberg/Schlesien; † 23. Oktober 1639 in Parchim), war protestantischer Pfarrer, Laienmediziner und wichtigster Vertreter der frühen Hausväterliteratur.

Coler war der Sohn des Theologen Jacob Coler und wuchs ab 1577 in Berlin auf. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Frankfurt (Oder) und Rostock, wo er zum Magister promoviert wurde, lebte Coler als Prediger in Doberan und Parchim.

Er fasste die von seinem Vater gesammelten Schriften zusammen und ordnete sie zu einem immerwährenden Kalender (Erstausgabe: Wittenberg 1591[1]), der auch gesundheitliche Ratschläge enthält.[2] Später überarbeitete er die Schriften seines Vaters und gab sie zwischen 1593 und 1601 als sechsteilige Oeconomia oder Hausbuch heraus[3]. Die Gesamtausgabe erschien im 17. Jahrhundert vierzehn Mal und wurde auch in andere Sprachen übersetzt. Seine Schriften umfassen nicht nur landwirtschaftliche Ratschläge (zu Themen wie Fischfang, Gartenbau …) und Rezeptsammlungen (Bierbrauen, Brotbacken und Kochrezepte) sowie Rezepte (medikamentöse Therapien)[4] zur Behandlung von Augenerkrankungen,[5] sondern auch Verhaltensregeln. Diese Verhaltensregeln waren sehr lutherisch geprägt und wurden, nach seinem Tod, in späteren Ausgaben verändert. Sein Werk gibt heute einen umfassenden Überblick über das Leben vor dem Dreißigjährigen Krieg.

Schriften (Auswahl)

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  • M. Johannis Coleri Ander Theil zum Calendario gehörig ...von vornehem großen Haußhaltungen.... Paul Helwigen, Wittenberg 1607 (Digitalisat)
  • Oeconomia, ruralis et domestica. Band 1, Mainz 1645 (Digitalisat)
  • William Löbe: Coler, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 402 f.
  • Heinz Haushofer: Coler(us), Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 319 (Digitalisat).
  • Philip Hahn: Das Haus im Buch. Konzeption, Publikationsgeschichte und Leserschaft der "Oeconomia" Johann Colers. Bibliotheca Academica. Epfendorf / Neckar 2013 (Frühneuzeit-Forschungen, 18). ISBN 978-3-928471-84-8.
  • Rebecca Hirt: Formen und Funktionen von Handschriftlichkeit im Selbstkorrekturprozess. Handschriftliche Korrekturen in Johann Colers Oeconomia In: Archiv fuer Geschichte des Buchwesens. Bd. 78 (2023), S. 283–296.
Commons: Johannes Coler – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. uni-klu.ac.at
  2. Ernst Johansson: Hygienische und medizinische Ratschläge im ewigen Kalender des Johannes Colerus. In: Sudhoffs Archiv 33, 1940, S. 55–103.
  3. Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Johann Coler bei Literaturport
  4. Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 36 und 57.
  5. Ernst Johannson: Die Augenkrankheiten und ihre Behandlung bei Johannes Colerus. Ferd. Enke, Stuttgart 1939 (= Bücherei des Augenarztes. Heft 5).