John La Farge (Künstler) – Wikipedia

John La Farge, 1902

John La Farge (* 31. März 1835 in New York City, Vereinigte Staaten; † 14. November 1910 in Providence, Rhode Island) war ein US-amerikanischer Maler, Innenarchitekt und kunsthistorischer Sachbuchautor.

Leben und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La Farge war einer von mehreren Söhnen reicher französischer Eltern und wurde zweisprachig aufgezogen.[1] Bereits als Kinder veröffentlichten er und seine Brüder das französischsprachige Magazin Le Chinois.[2]:17 Während seines Studiums an der Mount St. Mary’s University in Emmitsburg, Maryland sowie an der Fordham University in New York begann er, sich für Kunst zu interessieren. Seine Pläne für ein Jurastudium gab er auf, nachdem er 1856 Paris besucht und die dortige Kunstszene gesehen hatte[1]; stattdessen studierte er bei Thomas Couture und lernte darüber bekannte Intellektuelle kennen. La Farge belegte ebenfalls Kurse bei William Morris Hunt in Newport, Rhode Island.[3][4]

La Farge heiratete am 15. Oktober 1860 in Newport Margaret Mason Perry (1839–1925), deren Vater ein Nachkomme von Thomas Prence war, der Eastham, Massachusetts mitbegründet hatte und im 17. Jahrhundert mehrfach Gouverneur der Plymouth Colony gewesen war. Zu Margarets väterlichen Vorfahren zählte ebenso William Brewster, einer der Passagiere der Mayflower. Ihre Großeltern mütterlicherseits waren Sarah Franklin Bache und Richard Bache, was sie zur Ururenkelin von Deborah Read und Benjamin Franklin machte. Ihr Bruder Thomas Sergeant Perry lehrte an der Harvard University[5] und war mit der Künstlerin Lilla Cabot Perry verheiratet.[6]

Das Paar bekam insgesamt acht Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten.[2] Der älteste Sohn Christopher Grant La Farge war Partner des New Yorker Architekturbüros Heins & LaFarge. Er war für Projekte der Beaux-Arts-Architektur verantwortlich und entwarf unter anderem die byzantinische Cathedral of Saint John the Divine in New York, das heute nicht mehr existente Gebäude der Verbindung St. Anthony Hall in Yale[7] sowie die ursprünglichen Astor-Court-Gebäude des Bronx Zoo. Zu seinen Söhnen zählen der Schriftsteller Christopher La Farge und der Anthropologe Oliver La Farge.

John La Farges Tochter Frances Aimee bekam mit ihrem Mann Edward H. Childs ihre Tochter Frances Sergeant Childs, die zu den Gründern des Brooklyn College gehörte, wo sie das Fach Geschichte unterrichtete.[8]

Oliver Hazard Perry La Farge arbeitete ebenfalls als Architekt, unter anderem als Partner von Marshall Latham Bond, und entwarf das heute noch bestehende Perry Building in Seattle. Später entwarf er vorwiegend Firmengebäude für General Motors.

Der jüngste Sohn John La Farge wurde Jesuiten-Priester und ein engagierter Verfechter anti-rassistischer Reformen.

John La Farge starb 1910 im Butler Hospital in Providence, Rhode Island[9] und wurde auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn beerdigt. Seine Aufzeichnungen befinden sich heute im Bestand der Bibliothek der Yale University.[10]

Berufliches Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Angel of Help, 1886
Figures of Wisdom, 1901
Angel at the Tomb, Thomas Crane Public Library

Bereits in seinen ersten eigenen Arbeiten, die er in Newport anfertigte, zeigt sich eine eigene Handschrift, vor allem im Hinblick auf die Farbgestaltung. Viele seiner mythologischen und religiösen Gemälde – darunter das Werk Virgil – erstellte er in einem Wald in einer Region von Rhode Island, die als „Paradise“ bekannt ist.[11] La Farge war einer der ersten Maler, die sich mit der japanischen Kunst beschäftigten; viele seiner Werke zeigen einen entsprechenden Einfluss. Er arbeitete vorwiegend in einem Studio an der 51 West 10th Street in Greenwich Village, das heute zum Campus des Eugene Lang College der New School University gehört.[12]

Zwischen 1859 und 1870 illustrierte er der Ballade Enoch Arden von Alfred Tennyson sowie den Gedichtband Men and Women von Robert Browning. In den 1870er Jahren begann La Farge mit der Anfertigung von Muralismen, die zu dieser Zeit vor allem in öffentlichen Gebäuden und Kirchen beliebt waren. Sein erstes Werk dieser Art war ein 1873 erstelltes Wandgemälde in der Bostoner Trinity Church, später folgten unter anderem Arbeiten in der Church of the Ascension, Episcopal (Manhattan) sowie der St. Paul’s Chapel der Columbia University. Noch im Alter von 71 Jahren erstellte er für das Minnesota State Capitol vier große Lünetten, deren Bilder die Rechtsgeschichte darstellen. Eine ähnliche Serie fertigte er für das Gebäude des State Supreme Court in Baltimore an. Neben öffentlichen nahm er auch private Arbeiten an, unter anderem im Jahr 1883 einen rund 100.000 US-Dollar (heute ca. 2.792.000 Dollar) umfassenden Auftrag von Cornelius Vanderbilt.[13]

La Farge unternahm ausgedehnte Reisen nach Asien und in den Südpazifik, um sich für seine Malerei inspirieren zu lassen. 1886 besuchte er Japan, 1890 und 1891 folgte Polynesien, wo er insbesondere die Kultur Tahitis studierte. Auf seinen Reisen wurde er regelmäßig von Henry Adams begleitet.[1] Im September 1890 erreichte La Farge Hawaii, wo er die Landschaften Oahus sowie einen aktiven Vulkan auf der Insel Hawaii malte.[14]

1892 arbeitete er im Rahmen der Metropolitan Museum of Art Schools als Berufslehrer für New Yorker Kunststudenten.[15] Von 1899 bis 1904 war er Präsident der National Society of Mural Painters.[16]

La Farge beherrschte eine Vielzahl altertümlicher und moderner Sprachen und besaß umfassende Kenntnisse auf den Gebieten der Literatur und Kunst. Obwohl er vieles in Frage stellte, behielt er die Traditionen religiöser Kunst bei und hielt auch an seinem katholischen Glauben fest.

La Farge experimentierte viel mit Farben und ihrer Anwendung in der Glasmalerei. Er stützte sich dabei auf die Vorbilder mittelalterlicher Fenstergestaltungen, erarbeitete eigene Verfahren zur Schichtung und Verschmelzung der Glasteile und fügte neue Gestaltungsaspekte wie Opaleszenz hinzu. Opalisierendes Glas war bereits seit Jahrhunderten für die Herstellung von Essgeschirr bekannt, wurde aber von La Farge erstmals in flache Stücke geformt, die als Fensterscheiben oder für andere dekorative Objekte genutzt werden konnten. Er arbeitete dabei eng mit einer Glasmanufaktur in Brooklyn zusammen. Mitte der 1870er Jahre zeigte La Farge das Ergebnis seiner Experimente Louis Comfort Tiffany, der sich sehr für die neue Technik interessierte. Nur wenige Jahre später kam es zwischen beiden Männern zu diesbezüglichen Patentstreitigkeiten.[2]:34[17]

Am 10. November 1879 beantragte John La Farge ein Patent für seine Entwicklungen, kurz nachdem in einem Zeitungsartikel über sein jüngstes Werk für Richard Derby als „die erste Anwendung eines neues Materials (opalisierendes Glas) bei der Fensterherstellung“ berichtet worden war. Das Patent wurde mit der Nummer 224,831 am 24. Februar 1880 erteilt und enthielt technische Angaben zur Herstellung von opalisierendem Glas und seiner Schichtung zur Herstellung von Fensterscheiben. Acht Monate später reichte Tiffany ein sehr ähnliches Patent ein, das ihm 1881 unter der Nummer 237,417 zugesprochen wurde. Im Wesentlichen unterschieden sich die beiden Patente in technischen Details, bspw. im Hinblick auf den Luftspalt zwischen zwei Glasschichten. Da das Patent von La Farge schwerpunktmäßig das Material beschrieb und das von Tiffany eher auf Herstellungsprozesse fokussierte, konnte keiner der beiden Künstler derartige Fenster herstellen, ohne die Genehmigung des jeweils anderen einzuholen. Es ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt, ob und in welcher Form es Vereinbarungen zwischen La Farge und Tiffany zur gegenseitigen Patentnutzung gab. Sicher ist hingegen, dass La Farge 1882 plante, Tiffany wegen einer Verletzung seines Patents zu verklagen. Da es keine Gerichtsunterlagen zu einem solchen Fall gibt, kam es höchstwahrscheinlich nicht zu einem tatsächlichen Verfahren, jedoch existieren zahlreiche Hinweise auf diese Streitigkeit in den überlieferten Briefen beider Künstler. Es wird vermutet, dass sie aufgrund der steigenden Beliebtheit des opalisierenden Glases und des wachsenden Interesses anderer Künstler darauf verzichteten, ihre Patentansprüche juristisch einzufordern.[17]

John La Farge fertigte eine große Vielzahl von Fenstern an, darunter:

Mehrere seiner Fenster, darunter Peonies Blown in the Wind (1880), befinden sich heute in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art.

Gemälde (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John La Farge wurde von der französischen Regierung mit dem Ritterkreuz der Ehrenlegion (Chevalier de la Légion d’Honneur) ausgezeichnet. 1868 wurde er in die National Academy of Design aufgenommen, von 1889 bis 1904 war er der gewählte Präsident der National Society of Mural Painters, und 1904 gehörte er zu den ersten sieben Mitgliedern der American Academy of Arts and Letters. John La Farge steht am 16. Dezember gemeinsam mit Ralph Adams Cram und Richard Upjohn im Heiligenkalender der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika.

In der Popkultur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„John La Farge“ ist eine Nebenfigur im Roman The Hearth and Eagle von Anya Seton.

Eigene Werke (Auswahl)
  • John La Farge: The American Art of Glass. J. J. Little, New York, OCLC 228695735.
  • John La Farge: Considerations on Painting. Reprint Services Corp, 2007, ISBN 978-0-7812-3681-2 (Originaltitel: Considerations on Painting. New York 1895.).
  • John La Farge: An Artist’s Letters from Japan. Scholar Select, 2015, ISBN 978-1-298-52251-1 (Originaltitel: An Artist’s Letters from Japan. New York 1897.).
  • John La Farge: The higher life in art. A series of lectures on the Barbizon School of France inaugurating the Scammon course of the Art Institute of Chicago. London 1908, OCLC 265436366.
  • John La Farge: Gospel story in art. Nabu Press, 2010, ISBN 978-1-176-34019-0 (Originaltitel: Gospel story in art. New York 1913.).
Sekundärliteratur (Auswahl)
  • James L. Yarnall, John La Farge: John La Farge, a biographical and critical study. Ashgate, Burlington, VT 2012, ISBN 978-1-4094-1172-7.
  • Royal Cortissoz: John la farge, a memoir and a study. Rarebooksclub, 2012, ISBN 978-1-152-35358-9 (Originaltitel: John la farge, a memoir and a study. Boston 1911.).
  • Frank Jewett Mather, Jr.: John La Farge – An Appreciation. In: The World’s Work. Vol. XXI, April 1911, S. 14085–14100 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Cecilia Waern: John La Farge artist and writer. Seeley and Co., London 1896, OCLC 20600270.
Commons: John La Farge – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Norma J. Roberts et al.: The American Collections. Columbus Museum of Art, Columbus, New York 1988, ISBN 0-918881-20-X, S. 26 (englisch).
  2. a b c John La Farge: The Manner Is Ordinary. Harcourt, Brace, New York 1954, OCLC 599938222, S. 28, 34 (englisch).
  3. Margaret C. Conrads: American paintings and sculpture at the Sterling and Francine Clark Art Institute. Hudson Hills Press, New York 1990, ISBN 1-55595-050-7, S. 115 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. James L. Yarnall: A Beautiful Child and a Portrait Commission Gone awry: The Richard Morris Hunts and John La Farge. In: The American Art Journal. Vol. 29, No. 1/2. Kennedy Galleries, Inc., New York 1998, OCLC 494626878, S. 86–96, doi:10.2307/1594620, JSTOR:1594620 (englisch).
  5. James L. Yarnall, John La Farge: John La Farge, a Biographical and Critical Study. Ashgate Publishing, Ltd., Farnham, Surrey, Burlington 2012, ISBN 978-1-4094-1172-7, S. 50 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. John Howard Brown: Lamb’s Biographical Dictionary of the United States: Newton-Sears. James H. Lamb Company, Boston 1903, OCLC 609199585, S. 224 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Yale’s Lost Landmarks. In: Yale Alumni Magazine. Yale University, S. 22, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2007; abgerufen am 9. Mai 2017 (englisch).
  8. The Newport Mercury, Ausgabe vom 16. Juni 1900.
  9. Obituaries October 1910–1911. In: American Federation of Arts (Hrsg.): American Art Annual. Vol. 9. MacMillan Co., New York 1911, OCLC 4789923, S. 314 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. La Farge Family Papers (MS 24) Manuscripts and Archives, Yale University Library (englisch)
  11. Theodore E. Stebbins, Kimberly Orcutt, Virginia Anderson: American paintings at Harvard. Paintings, Watercolors, Pastels, and Stained Glass by Artists Born 1826-1856. Hrsg.: Harvard Art Museums. Harvard Art Museums, Cambridge, New Haven 2008, ISBN 978-0-300-12239-8, S. 189 (englisch).
  12. Kenneth T. Jackson: The encyclopedia of New York City. Hrsg.: The New-York historical Society. Yale University Press, New Haven, New York 1995, ISBN 0-300-05536-6, S. 650 (englisch).
  13. Art, Music and the Drama. In: The Week: a Canadian journal of politics, literature, science and arts. Vol. 2, Issue 1, 13. Dezember 1883, S. 26 (englisch, archive.org [abgerufen am 9. Mai 2017]).
  14. David W. Forbes: Encounters with paradise: views of Hawaii and its people, 1778-1941. Hrsg.: Honolulu Academy of Arts. Honolulu 1992, ISBN 0-937426-16-4, S. 201–220 (englisch).
  15. Aleksandr Gelfand: Finding aid for Schools of The Metropolitan Museum of Art Records (1879–1895). (PDF) The Metropolitan Museum of Art Archives, 5. Juni 2013, abgerufen am 9. Mai 2017 (englisch).
  16. https://library.bc.edu/lafargeglass/exhibits/show/descriptions/all-saints-cathedral/ascension
  17. a b Julie L. Sloan: The Rivalry Between Louis Comfort Tiffany and John La Farge. Abgerufen am 9. Mai 2017 (englisch).
  18. Robin Neely: Two Masterpieces: La Farge Windows in North Easton, Massachusetts. In: Stained Glass Association of America (Hrsg.): Stained Glass. Quarterly of the Stained Glass Association of America. Vol. 102, Nr. 1, 2007, ISSN 0038-9161, S. 40–64 (englisch, sgaaonline.com [PDF; abgerufen am 9. Mai 2017]).
  19. Julie L. Sloan, James L. Yarnall: Art of an Opaline Mind: The Stained Glass of John La Farge. In: Kennedy Galleries, Inc. (Hrsg.): The American Art Journal. Vol. 24, No. 1/2. New York 1992, OCLC 494626878 (englisch).