Joseph Caroff – Wikipedia

Joseph Caroff (2021)

Joseph „Joe“ Caroff (* 18. August 1921 in Linden, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Grafikdesigner und Plakatkünstler.

Joseph (Joe) Caroff wurde als Sohn jüdischer Einwanderer aus Babrujsk 1921 in Linden, New Jersey, geboren. Nach der Schulzeit studierte Caroff bis 1942 am Pratt Institute in Brooklyn.[1] Als Student unterstützte er den französischen Plakatdesigner Jean Carlu in dessen Atelier in Manhattan. Kurze Zeit nach seinem Studienabschluss wurde Caroff in die US-Army eingezogen und leistete seinen Militärdienst in Molesworth, Großbritannien.[2]

Nach seiner Rückkehr aus Europa arbeitete Caroff zunächst als Angestellter bei Alan Berni Associates, danach als freier Designer in New York. Zu seinen Auftraggebern zählten Verlage und Filmproduktionen. Im Jahr 1965 gründete er die Agentur Joe Caroff Associates, Inc. Im Jahr 1986 schloss er sich mit Lon Kirschner zur Agentur Kirschner Caroff zusammen. 2006 beendete Caroff im Alter von 85 Jahren seine Karriere als Grafikdesigner und widmete sich der freien Kunst, die er auch öffentlich ausstellte.[3] Joseph Caroff lebt mit seiner Frau in New York City, die beiden sind Stifter der Phyllis and Joseph Caroff Foundation for Health and Mental Health.[4][5]

Im Jahr 2021 gelang dem deutschen Designer Thilo von Debschitz die Kontaktaufnahme mit dem weitestgehend in Vergessenheit geratenen Caroff. Nach mehreren Interviews veröffentlichte Debschitz einen achtseitigen Beitrag im deutschsprachigen Grafikmagazin im August 2021 (dem Monat von Caroffs 100. Geburtstag) und einen sechsseitigen Beitrag in der englischsprachigen Designzeitschrift Eye im Dezember 2021.[6][7] In den Artikeln blickt Debschitz auf Leben und Werk von Joe Caroff zurück.

Im Oktober 2022 erschien im US-amerikanischen Fernsehen der Dokumentarfilm By Design: The Joe Caroff Story mit einem Rückblick auf Caroffs Biografie.[8] Am 14. November fand im New York eine öffentliche Kinovorführung des Films mit anschließendem Podiumsgespräch in Anwesenheit von Joe Caroff statt.[9]

Joe Caroff gestaltete im Alter von 27 Jahren unter dem Namen Joseph Karov den Buchumschlag für The Naked and the Dead, den ersten Roman von Norman Mailer. Das Design wurde 1948 in der Book Jacket Designers Guild Exhibition[10] sowie 1949 bei der 28th Annual Exhibition of Advertising and Editorial Art durch den Art Director’s Club of New York und in der Ausstellung Modern Art in Your Life im Museum of Modern Art präsentiert.[11]

Filmplakat zu West Side Story, 1961.

Caroff entwarf das Plakat für den Film West Side Story (1961); dieses wird vielfach zu Unrecht dem Designer Saul Bass zugeschrieben, der jedoch nur für die animierte Eingangssequenz verantwortlich zeichnete.[12]

1962 wurde Joseph Caroff mit der Gestaltung einer Wortmarke für den ersten James-Bond-Film beauftragt; dabei entstand das 007-Logo, das in leicht veränderter Form bis heute verwendet wird.[13]

In seiner Agentur Joe Caroff Associates entstanden Plakate und Schriftzüge für mehr als 300 Spielfilme, darunter für Cabaret (Regie: Bob Fosse), Last Tango in Paris (Regie: Bernardo Bertolucci) oder Zelig (Regie: Woody Allen). Für einige Filme gestaltete Joe Caroff nicht nur die Titelschriftzüge und Plakate, sondern auch die animierten Eingangssequenzen, z. B. für The Last Temptation of Christ (Regie: Martin Scorsese) oder Tod eines Handlungsreisenden (Regie: Volker Schlöndorff).[14] Im Studio von Joseph Caroff entstanden weitere Plakate durch assoziierte Designer, so gestaltete Burt Kleeger Schriftzug und Plakat für die Woody-Allen-Komödien Manhattan und Stardust Memories.[15][16]

Neben Filmplakaten gestaltete Joseph Caroff auch Markenzeichen und Unternehmenslogos, z. B. für den Fernsehsender Fox oder für ABC Olympics (eine Submarke des TV-Senders ABC für Sportberichterstattung). Bei letztgenanntem Projekt kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Sender ABC und einem Bildhauer, der auf eine ähnliche Formensprache gekommen war.[17]

Die von Caroff per Hand gezeichneten Schriftzüge inspirierten Designer zur Entwicklung ganzer Alphabete. So schuf der britische Typedesigner Jonathan Hill im Jahr 2008 die Schrift Laser Disco auf Basis des von Joseph Caroff entworfenen Schriftzugs für den Spielfilm Rollerball. Der Schriftgestalter Colin Brignall ließ sich 1975 durch den Schriftzug Last Tango in Paris zum Entwurf des Fonts Tango animieren.[18][19]

Filmplakate von Joseph Caroff

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Einzelnachweise

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  1. 1942 Prattonia, auf issuu.com
  2. GOOD TIMES WITH GOOD FRIENDS ! 8th Air Force Historical Society 2010 Tucson Reunion July 21-25, 2010, auf 303rdbg.com
  3. The Art of Joe Caroff at Sergott Contemporary Art Alliance, auf pickedrawpeeled.blogspot.com
  4. Joe Caroff: The Liberated Line, auf thepaintingcenter.org
  5. Phyllis and Joseph Caroff Foundation for Health and Mental Health, auf sssw.hunter.cuny.edu
  6. The Daily Heller: The Most Prolific Designer You’ve Never Known, auf printmag.com
  7. Grafikmagazin 04.21 (Print + Digital), auf grafikmagazin.de
  8. [1], auf TV Insider
  9. https://jamesbond007.se/eng/artiklar/film_forum_screening_of_by_design_the_joe_caroff_story
  10. Exhibitors, Bild auf 1.bp.blogspot.com
  11. Karov (Joseph Caroff), auf moma.org/
  12. Catching a Bass, That’s Not a Bass, auf printmag.com
  13. Dr. No (1962), auf pratt.edu
  14. Joe Caroff, auf annyas.com
  15. Manhattan, auf filmartgallery.com
  16. Stardust Memories, auf filmartgallery.com
  17. Sculptor Sues ABC Over Logo, auf washingtonpost.com
  18. Laser Disco™ Schriftfamilie. linotype.com, abgerufen am 25. Juli 2021.
  19. Tango™ Schriftfamilie. linotype.com, abgerufen am 25. Juli 2021.
  20. The Killing of Sister George, auf filmartgallery.com
  21. The Other Side of Midnight (B2), auf moviepostersgallery.com
  22. Zelig, auf chisholm-poster.com