Jury Umweltzeichen – Wikipedia
Die Jury Umweltzeichen ist ein vom deutschen Bundesumweltminister berufenes, unabhängiges Beschlussgremium zur Vergabe des Umweltzeichens Blauer Engel.[1]
Die Jury diskutiert und beschließt die vom deutschen Umweltbundesamt erarbeiteten Vergabekriterien für den Blauen Engel. Sie entscheidet, für welche Produktgruppen und Dienstleistungsbereiche der Blaue Engel vergeben wird. Die Jury-Mitglieder sind weisungsfrei und unparteiisch. Die Jury-Mitgliedschaft ist ehrenamtlich. Die Jury trifft sich zwei Mal im Jahr.[2] Die erste Sitzung der Jury Umweltzeichen fand am 5. Juni 1978 statt.[3][4]
Die Jury hat zum Ziel, die Umweltkennzeichnung noch stärker an umweltpolitischen Prioritäten wie dem Klimaschutz und der Kreislaufwirtschaft auszurichten. Ziel der Jury Umweltzeichen war 2009, dass mittelfristig etwa 20 % der Produkte das Umweltzeichen bekommen könnten. In der Regel werden damit sehr scharfe Anforderungen ausgeschlossen. Dennoch sind zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Vergabegrundlage meist nur wenige Produkte am Markt, die die Anforderungen erfüllen. Durch die Setzung von Kriterien werden vor allem bei neueren Produkten klare Signale für Produktentwicklungen gegeben, beispielsweise zum Auto-Power-Down bei Espressomaschinen, DVD-Playern oder Blu-ray Disc-Playern.[5] Darüber hinaus soll die Anwendung des Umweltzeichens im Bereich der Dienstleistungen weiter ausgebaut und die internationalen Kooperationen gestärkt werden. Zuletzt prüft die Jury die weitere Integration sozialer Kriterien in den Blauen Engel.
Mitglieder der Jury Umweltzeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Jury gehören 15 natürliche Personen an. Dabei sollen alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt werden. 13 Mitglieder werden für einen Zeitraum von drei Jahren im Einvernehmen mit dem Vorsitz der Umweltministerkonferenz berufen. Zwei weitere Mitglieder vertreten die Bundesländer. Eine Landesvertretung kommt aus dem Umweltministerium des Bundeslandes, das den Vorsitz der Umweltministerkonferenz innehat. Die Zweite Landesvertretung kommt aus dem Bundesland, welches zuvor den Vorsitz innehatte.
Die 13 berufenen Mitglieder sind Vertreter des Bundesverbandes Deutsche Industrie, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Handelsverbandes Deutschland, des Naturschutzbundes Deutschland, der Stiftung Warentest, der Verbraucherzentrale Bundesverband, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, der Medien, der Kirchen, der Wissenschaft, des Deutschen Städtetags und seit 2016 der Jugend.[6][2]
Bis 2006 saß Gerd Billen, der von 1993 bis 2005 Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) war, der Jury vor. Von 2006 bis 2018 war Volker Teichert Vorsitzender der Jury. Er arbeitete seit 1996 an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) unter anderem in den wissenschaftlichen Schwerpunkten Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement sowie ökologische Produktpolitik.[7] 2019 wählte die Jury Ralf-Rainer Braun als Vorsitzenden. Er vertritt als Leiter des Umweltamts Hagen den Städtetag.[8]
Für die Jury seit 2019 ist bekannt, dass sie für die Anreise zu Sitzungen oder Terminen zum Blauen Engel innerhalb Deutschlands grundsätzlich auf die Nutzung von Flugzeugen verzichtet.[1]
Mitglieder 2007
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Volker Teichert (auch gewählter Vorsitzender der Jury)
- Bundesverband der Deutschen Industrie, Franz-Josef von Kempis
- BUND, Helmut Horn
- DGB, Werner Schneider
- Deutscher Städtetag, Sabine Hoster
- Deutsches Handwerk, Zentralverband, Ute Aschenbrenner
- Handelsverband Deutschland (HDE), Sonja Ziegler
- Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, Edda Müller, Ministerin a. D.
- Institut für Innenraum- und Umwelttoxikologie der Universität Freiburg, Volker Mersch-Sundermann[9]
- NABU, Andreas Fußer
- Umweltministerium Niedersachsen, Ulla Ihnen
- Umweltministerium NRW, Horst Berg
- Stiftung Warentest, Holger Brackemann
- Südwestrundfunk, Sabine Gaschütz[10]
- Verbraucherzentrale Bundesverband, Holger Krawinkel[11]
Mitglieder 2016
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Volker Teichert (auch gewählter Vorsitzender der Jury)
- TU Berlin (Bildung), Matthias Finkbeiner
- Bundesverband der Deutschen Industrie, Franz-Josef von Kempis
- BUND, Helmut Horn,
- Deutsches Handwerk, Zentralverband, Michel Durieux,
- Deutscher Städtetag, Ralf-Rainer Braun
- Lucas Niño, Jugendvertreter
- Medien Yvonne Willicks
- Edda Müller
- Naturschutzbund Deutschland (NABU), Benjamin Bongardt
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Otto Bischlage
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, Michael Thielke
- Stiftung Warentest, Holger Brackemann
- Verbraucherzentrale Bundesverband, Monika Büning[6]
Mitglieder 2020
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutscher Städtetag / Umweltamt Stadt Hagen, Ralf-Rainer Braun (auch gewählter Vorsitzender der Jury)
- Hannah Fuduric, Allgemeiner Studierendenausschuss der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Referat für Ökologie[12]
- Bundesverband der Deutschen Industrie, Claudia Voss
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Julia Römer
- DGB Bundesvorstand, Jan Philipp Rohde
- Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Dorothee Rodenhäuser
- Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Umwelt und Energie, Kerstin Neitzel
- Deutsches Handwerk, Zentralverband / Handwerkskammer Berlin, Martin Peters
- Handelsverband Deutschland, Benjamin Peter,
- Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Maria Ertl
- Naturschutzbund Deutschland, Katharina Istel
- United Nations University, Institute for Integrated Management of Material Fluxes and of Resources (UNU-FLORES), Edeltraud Günther
- Stiftung Warentest, Holger Brackemann
- Verbraucherzentrale Bundesverband, Kathrin Krause
Bewertung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die taz nannte 2003 eine interne Studie aus dem Jahr 1998, nach der es zu lange dauere, bis die Jury eine neue Produktgruppe aufnehmen kann.[13]
Die FAZ schrieb Ende 2006: „Die breite Beteiligung verschiedener Interessengruppen [durch die Jury Umweltzeichen] gewährleistet eine hohe Glaubwürdigkeit des Zeichens.“[14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jury Umweltzeichen auf der Website des Blauen Engels
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jury Umweltzeichen. In: blauer-engel.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ a b Ann-Kathrin Marr: Ein Engel auf dem Boden der Tatsachen - NABU. In: nabu.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Blauer Engel - das älteste Umweltzeichen der Welt. In: umweltdialog.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ 1978. In: umweltbundesamt.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Öko-Institut Freiburg im Juli 2009, Umweltzeichen für klimarelevante Produkte und Dienstleistungen (PDF, 1,9 MB), Seiten 51/52, abgerufen am 28. November 2020.
- ↑ a b blauer-engel.de vom 19. Oktober 2016, Neue Berufungsperiode der Jury Umweltzeichen gestartet (PDF, 275 kB), abgerufen am 11. Dezember 2020.
- ↑ Jahresbericht 2019 Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft. (PDF; 2,64 MB) In: fest-heidelberg.de. 2020, S. 71, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Städtetag Nordrhein-Westfalen - Umweltausschuss. In: staedtetag-nrw.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Vita von Volker Mersch-Sundermann, abgerufen bei der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg am 11. Dezember 2020.
- ↑ Information zu S. Gaschütz in: Clemens Bratzler neuer Leiter der SWR-Fernsehabteilung Wirtschaft Der Journalist und Moderator übernimmt die Nachfolge von Sabine Gaschütz (abgerufen am 11. Dezember 2020 bei presseportal.de vom 4. September 2009).
- ↑ Newsletter Nr. 19, August 2007 - Der Blaue Engel. In: yumpu.com. August 2007, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ 3 Fragen an... Hannah Fuduric — Universität Bonn. In: uni-bonn.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Hanna Gersmann, Matthias Urbach: Vater aller Siegel - taz.de. In: taz.de. 4. Juni 2003, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Christoph Platt: Prüfzeichen: Mit Brief und Siegel - Wirtschaft - FAZ. In: faz.net. 3. Dezember 2006, abgerufen am 5. Dezember 2020.