Köder – Wikipedia
Ein Köder ist eine vermeintliche Beute, die eingesetzt wird, um ein Tier anzulocken. In der Regel ist ein Köder etwas Fressbares oder täuscht es zumindest vor (Kunstköder). Je nach Aufgabe wird er im Zusammenhang mit einer Fangeinrichtung verwendet oder im Lebensraum des Tieres ausgelegt. Köder werden auch genutzt, um Tiere zur Beobachtung anzulocken.
Angeln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Häufig wird der Begriff im Zusammenhang mit dem Fischfang bzw. dem Angeln verwendet, wo der Köder den Fisch an den Haken locken soll. Der englische Begriff bait ist in der Karpfenangelei auch im Deutschen gebräuchlich.
Als Geruchsköder werden beim Fischfang gelegentlich (zermahlene) Krebse oder Muscheln benutzt.[1]
Auf den Fisch betäubend wirkende Köder wurden als Tollköder[2] bezeichnet. Rezepte für solche Tollköder, wie sie etwa im 1493 erstmals herausgebrachten Fischbüchlein von Jakob Köbel genannt werden, gehen zum Teil auf sehr alte Traditionen zurück. Zutat zu Tollködern waren etwa das Alpenveilchen (so bei Oppian in dessen seit 1478 in lateinischer Sprache gedruckt vorliegenden Fischfanggedicht Halieutika) und die Gemeine Ochsenzunge (belegt etwa um 1020 im am Tegernsee entstandenen lateinischen Versepos Ruodlieb) sowie die Früchte der Scheinmyrte.[3]
Schädlingsbekämpfung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Giftköder ist ein gezielt zur Vernichtung von Schädlingen ausgelegter vergifteter Köder. Abhängig vom Gift und von der Giftmenge treten Vergiftungserscheinungen sofort oder wenige Stunden nach der Giftaufnahme auf. Es gibt auch Gifte, wie die als Rattengift verwendeten Cumarine oder Thallium, bei denen zwischen Aufnahmezeitpunkt und Auftreten der ersten Symptome einige Tage liegen können. Sie werden eingesetzt, da Ratten Köder in der Nähe verendeter Artgenossen nicht mehr annehmen würden (Köderscheu).[4]
Giftköder können bei unsachgemäßer Handhabung auch andere Tiere als die der Zielart gefährden, wenn die Köder oder die daran verendeten Tiere gefressen werden. Die Köder werden daher oft in Formen angeboten, zu der möglichst nur die gewünschte Art Zugang findet, gegen Ratten und Mäuse etwa in Schachteln oder Koffern mit sehr kleinen Zugangsöffnungen (Köderboxen). Zudem werden sie mit Bitterstoffen wie Denatoniumbenzoat für den Menschen ungenießbar gemacht, um eine versehentliche Aufnahme zu verhindern. Die Verwendung von Giftködern ist in Deutschland gesetzlich geregelt.[5]
Jagd
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jagdlich Luder genannt, wird ein Köder zum Luderplatz mittels Geschleppe gezogen, um dort mit Falle oder beim Ansitz Raubwild zu erlegen.
Medizinische Immunisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Impfköder ist ein Stück Futter mit einem Impfstoff für eine Schluckimpfung. Impfköder werden zum Beispiel zur Bekämpfung der Tollwut eingesetzt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Eiber: Die besten Angelköder für Fried- und Raubfische. BLV, München 2005, ISBN 978-3-405-16991-6.
- Julia Numssen: Handbuch Jägersprache BLV München 2017, ISBN 978 3 8354 1728 1, S. 109
- Frieder Schanze: ‚Fischbüchlein vom Bodensee‘. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 2: Comitis, Gerhard - Gerstenberg, Wigand. De Gruyter, Berlin/New York 1980, ISBN 3-11-007264-5, Sp. 741.
- Rudolph Zaunick: Die Fischerei-Tollköder in Europa vom Altertum bis zur Neuzeit. Geschichtliche Studien zur angewandten Naturwissenschaft. In: Archiv für Hydrobiologie, Supplement-Band 4, 1928, S. 664 ff.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gerhart Hoffmeister: Fischer- und Tauchertexte vom Bodensee. Teil 1: Einleitung und Text. In: Gundolf Keil, Rainer Rudolf, Wolfram Schmitt, Hans J. Vermeer (Hrsg.): Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift für Gerhard Eis., Metzler, Stuttgart 1968, S. 261–275, hier: S. 263.
- ↑ Rudolph Zaunick: Die Fischerei-Tollköder in Europa vom Altertum bis zur Neuzeit. 1928.
- ↑ Heinrich Grimm: Neue Beiträge zur „Fisch-Literatur“ des XV. bis XVII. Jahrhunderts und über deren Drucker und Buchführer. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2871–2887, hier: S. 2879 und 2883 f.
- ↑ Rodentizide.. Umweltbundesamt, Abruf am 15. März 2024
- ↑ Technische Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 523: Schädlingsbekämpfung mit sehr giftigen, giftigen und gesundheitsschädlichen Stoffen und Zubereitungen.