k.u. Sankt-Stephans-Orden – Wikipedia
Der königlich ungarische Sankt-Stephans-Orden (lateinisch Ordo Sancti Stephani, Regis Apostolici, ungarisch Magyar királyi Szent István lovagrend) war bis 1918 ranghöchster Zivilverdienstorden der österreichisch-ungarischen Monarchie. Er wurde von Maria Theresia als Pendant zum Militär-Maria-Theresien-Orden aus Anlass der Krönung ihres Sohnes zum römischen König am 5. Mai 1764 gestiftet und dem Heiligen Stephan gewidmet. Der vollständige Name lautete Königlich ungarischer Orden des Heiligen apostolischen Königs Stephan. Die auf Deutsch und Latein verfassten Statuten datieren vom 6. Mai 1764. Großmeister war der König von Ungarn.
Ordensklassen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Orden bestand aus drei Klassen. Die Anzahl der Mitglieder war ursprünglich auf 100 reglementiert:[1]
- Großkreuz (20)
- Kommandeur (30)
- Kleinkreuz (50)
Dekoration und Trageweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ordenszeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ordenszeichen besteht aus einem grün emaillierten, goldgeränderten und mit der ungarischen Stephanskrone gekrönten Tatzenkreuz, dessen rot emaillierter Mittelschild das Doppelkreuz (Patriarchenkreuz) aus dem Wappen Ungarns über einer Krone und drei grünen Hügeln zeigt, flankiert von den Buchstaben des Monogramms M T (Maria Theresia) und umgeben von der Ordensdevise Publicum meritorum praemium (Öffentliche Belohnung der Verdienstvollen). Auf dem Revers steht, umgeben von einem Eichenkranz, STO.ST.R.I.AP. (Sancto Stephano Regi Apostolico – Dem Heiligen Apostolischen König Stephan).
Ordensband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Band des St.-Stephans-Ordens war grün mit einem roten Streifen in der Mitte. Kleinkreuze trugen die Insigne an einem zur Masche gelegten, später dreieckig gefalteten Band an der linken Brustseite, Kommandeure am Band um den Hals. Großkreuze trugen die Insigne an einem breiten Schulterband von der rechten Schulter zur linken Hüfte, Geistliche um den Hals. Zum Großkreuz gehörte ein gestickter, später metallener Silberstern mit dem Ordensmedaillon in der Mitte sowie eine Kette, deren Glieder abwechselnd die Stephanskrone und die Monogramme S S (Sanctus Stephanus) und M T zeigten. Das Mittelstück ist ein Wolkenkranz, in dem ein Adler schwebt, umgeben von der Umschrift: STRINGIT AMORE (Er [der Orden] bindet durch Liebe).
Ordenstracht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ordenskleidung war ein grüner Samtmantel mit karmesinroter Taftfütterung und Hermelinbesatz. Der Hut, ebenfalls in Karmesinrot mit Hermelinbesatz, war mit Reiherfedern in einer rot-grünen Agraffe geschmückt. Dazu gehörte ein Unterkleid aus rotem Samt mit Goldstickerei. Festtag des Ordens war der des Heiligen Stephan, apostolischen Königs von Ungarn (20. August).
Privilegien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Großkreuzen sowie auch den besonders verdienstlichen Commandeurs wurde die wirkliche geheime Ratswürde erteilt, den Kleinkreuzen nach Umständen die Grafenwürde, das Baronat hingegen, wenn sie darum ansuchten, taxfrei.[2]
Großkreuzträger und Kommandeure waren zum Eintritt in die geheime Ratsstube jederzeit berechtigt (Kleinkreuzträger nur an den Ordensfesttagen), des Weiteren durften sie ohne Unterschied des Standes bei Hoffesten und Appartements erscheinen.[2]
Großkreuze wurden vom Großmeister zur „Bezeigung der Allerhöchsten Gnade und Zuneigung“ in den an sie erlassenen Dekreten mit „Unsern Vettern“ adressiert. Mit Rücksicht auf Geburt und Würde hatten die Kandidaten des Großkreuzes ihre seit mindestens vier Generationen bestehende Zugehörigkeit zu Adel und Geschlecht zu belegen.[2]
Träger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erstverleihung des St.-Stephan-Ordens
- Kronprinz Rudolf mit Stern und Schulterband des Großkreuzes des Stephansordens
- Samuel von Brukenthal (1721–1803) im Ornat des St.-Stephans-Ordens
- Leopold Stephan Palffy-Daun von Erdőd (1716–1773), Feldmarschall, Träger des Großkreuzes
Geschichte nach 1918
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sankt-Stephans-Orden (1938)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1938 wurde der Sankt-Stephans-Orden (mit Ordensinsignien in der Form von 1764) im Königreich Ungarn von Reichsverweser Miklós Horthy als ranghöchster ziviler Verdienstorden geschaffen, jedoch bis 1944 nur viermal verliehen: am 26. September 1940 an Graf Pál Teleki, August 1940 an Joachim von Ribbentrop (Zweiter Wiener Schiedsspruch), am 12. Februar 1943 an István Uray und 1944 an den ungarischen Primas Serédi.
Sankt-Stephans-Orden (2011)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 2011 wurde ein Sankt-Stephans-Orden (mit Ordensinsignien in der Form von 1764) unter Ministerpräsident Viktor Orbán mit dem Namen Ungarischer Sankt-Stephans-Orden gestiftet. Es wurden bisher nur die Großkreuze des Ordens verliehen an:
- János Áder (ex officio, 2012)
- Krisztina Egerszegi (2013)
- Alexandre Lamfalussy (2013)
- Ernő Rubik (2014)
- Imre Kertész (2014)[3]
- Judit Polgár (2015)
- Peter Eötvös – Komponist (2015)
- Éva Marton – Opernsängerin (2016)
- Ádám Makkai – Schriftsteller (2016)[4]
- Péter Erdő – Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn (2017)
- Tamás Vásáry – Pianist und Musikpädagoge (2017)[5]
- Paul Demény – Bevölkerungswissenschaftler, Erfinder des Demény Wahl-systems (2018)
- Botond Roska – Neurowissenschaftler (2019)
- Endre Szemerédi – Mathematiker, der sich mit Kombinatorik (Graphentheorie), Informatik und Zahlentheorie beschäftigt (2020)[6]
- László Lovász (2021)
- Szilveszter E. Vizi (2021)
- Katalin Novák (ex officio, 2022)
- Erika Miklósa (2022)
- Ferenc Rofusz (2022)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Militär-Maria-Theresien-Orden
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden
- Orden der Eisernen Krone
- Franz-Joseph-Orden
- Liste der österreichischen Orden und Ehrenzeichen (Rangfolge der Auszeichnungen)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joseph von Kurzböck (Hrsg.): Constitutiones Insignis Ordinis Equitum S. Stephani Regis Apostolici. Wien 1764 (Latein, google.com).
- Hermann von Schulze-Gävernitz (Hrsg.): Chronik sämmtlicher bekannten Ritter-Orden und Ehrenzeichen, welche von Souverainen und Regierungen verliehen werden. Band 1, 1855, S. 664–672 (google.com).
- Christian Ortner, Georg Ludwigstorff: Österreichs Orden und Ehrenzeichen. Teil I: Die kaiserlich-königlichen Orden bis 1918, Verlag Militaria, Wien 2017, ISBN 978-3-902526-81-6
- Roman Freiherr von Procházka: Österreichisches Ordenshandbuch. 2., neu bearbeitete und wesentlich vermehrte Auflage, „Große Ausgabe“. Band 4: Anhang 2. bis 8. Abteilung: Ungarn – Malteserritter – Andere internationale Orden und Auszeichnungen – Rangordnungen – Tragebestimmungen – Ordensherstellerliste, Schrifttum – Errata & addende – Namen- und Schlagwortregister. Klenau, München 1979, OBV.
- Dominus: Der Stephansorden und seine Geschichte. Wien 1873.
- Ferdinand Petrossi: Das Heerwesen des österreichischen Kaiserstaates. Band 2: Innerer Dienst und Tactik. Braumüller, Wien 1865, OBV, S. 153 f. – Text online.
- Gustav Adolph Ackermann: Ordensbuch sämtlicher in Europa blühender und erloschener Orden und Ehrenzeichen. 2. Ausgabe. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1864, OBV.
- Namensverzeichnis der Inhaber des Sankt-Stephansordens, 1914
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Petrossi: Das Heerwesen, S. 153.
- ↑ a b c Petrossi: Das Heerwesen, S. 154.
- ↑ Umstrittene Ehrung für Autor Imre Kertész. In: derStandard.at. 20. August 2014, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- ↑ http://index.hu/belfold/2016/08/20/marton_eva_enekes_es_makkai_adam_kolto_kapta_a_szent_istvan_rend_kitunteteset/
- ↑ http://www.origo.hu/itthon/20170820-erdo-peter-es-vasary-tamas-vehette-at-a-szent-istvan-dijat.html
- ↑ https://magyarnemzet.hu/belfold/szemeredi-endre-matematikus-kapta-a-szent-istvan-rendet-8547180/