KV54 – Wikipedia

KV54
Grabmal von Tutanchamun Balsamierungsdepot
Ort Tal der Könige
Entdeckungsdatum 21. Dezember 1907
Ausgrabung Edward R. Ayrton
für Theodore M. Davis
Vorheriges
KV53
Folgendes
KV55
Tal der Könige
(östliches Tal)

KV54 (Kings’ Valley no. 54) ist ein altägyptische Grab mit der Nummer 54 im Tal der Könige, das aufgrund der Fundstücke in die Zeit nach Tutanchamuns Tod datiert werden konnte. Es wird auch als „Balsamierungsdepot“ bezeichnet, da sich Balsamierungsmaterialien, verschiedene Begräbnisutensilien und andere Objekte fanden.

Lage und Entdeckung

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Das Grab befindet sich in der Nähe von KV18, dem Grab von Ramses X. (20. Dynastie).

Edward R. Ayrton, der von 1905 bis 1908 für den US-amerikanischen Rechtsanwalt Theodore M. Davis grub, entdeckte KV54 im Dezember 1907. Die Ausgrabungen dauerten bis 1908 an.

Obwohl Davis KV54 für ein Grab hielt, handelt es sich hierbei nicht um ein Grab im üblichen Sinne, sondern um eine kleine, flache Grube, die in der Literatur allgemein als „Balsamierungsdepot Tutanchamuns“ (Embalming Cachette) bezeichnet wird. Herbert E. Winlock beschrieb den Inhalt der Grube 1941 in Materials used at the embalming of King Tūt-ʼAnkh-Amūn. Es ist undekoriert und seine Gesamtgröße beträgt lediglich circa zwei Quadratmeter.[1]

Das Depot und die Funde

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Das Depot wurde nach dem Tod Tutanchamuns als Lagerstätte für dessen Einbalsamierungsmaterial und Begräbnisutensilien benutzt. Da sich aber zudem noch Anderes in KV54 fand, das in keiner Verbindung zu einem Begräbnis stand, kamen die Ägyptologen zu dem Ergebnis, dass hierher auch Gegenstände gebracht worden waren, die sich ursprünglich im Gang seines Grabes befunden hatten. Nachdem das Grab Tutanchamuns (KV62) zweimal beraubt worden war, wurden diese Gegenstände in KV54 deponiert, bevor der Korridor des Königsgrabes selbst wieder mit Geröll angefüllt, verschlossen und versiegelt wurde. Die Überreste der Beerdigungszeremonie ließen den Schluss zu, dass bei der Bestattung des Königs acht Personen anwesend gewesen sein mussten.

Nicholas Reeves zufolge fand Ayrton folgende Gegenstände: 50 Beutel mit Natron, 180 Mumienbinden, 72 Opferschalen, Vorratskrüge, die auf kleinen Tonsiegeln den Thronnamen Tutanchamuns (Neb-cheperu-Re) trugen, Leinenfragmente mit hieratischer Schrift versehenen Etiketten aus dem 6. und 8. Regierungsjahr Tutanchamuns sowie zahlreiche Tierknochen, die wohl vom Leichenschmaus übrig geblieben waren, einige verwelkte Blumenkränze, Skarabäen und schließlich eine kleine vergoldete Totenmaske aus Kartonage, die vermutlich von einem der beiden Föten aus Tutanchamuns Grab stammt.[2] Howard Carter erwähnt zudem, dass auch Tonsiegel mit dem Abdruck der Totenstadt gefunden wurden.[3]

Fast alle Fundstücke befinden sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York. Diese wurden 1923 von Herbert E. Winlock ausgewertet und das Ergebnis 1941 in New York unter dem Titel Materials Used at the Embalming of Tut-ankh-amun veröffentlicht. Die kleine vergoldete Totenmaske aus Kartonage befindet sich hingegen im Ägyptischen Museum in Kairo und trägt die Inventar-Nr. JE 39711[4].

  • Lyla Pinch-Brock: Collisions, Abandonments, Alterations, Tomb Commencements/Pits, And Other Features in the Valley of the Kings. In: Richard H. Wilkinson, Kent R. Weeks (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Valley of the Kings. Oxford University Press, New York 2016, ISBN 978-0-19-993163-7, S. 128.
  • Alfred Grimm und Sylvia Schoske (Hrsg.): Das Geheimnis des goldenen Sarges: Echnaton und das Ende der Amarnazeit. Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München 2001, ISBN 3-87490-722-8, S. 53–54.
  • Nicholas Reeves, Richard H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-0739-3, S. 126.
  • Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamen: The King. The Tomb. The Royal Treasure. Thames & Hudson, London 2000, ISBN 0-500-27810-5, S. 38–39.
Commons: KV54 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. KV54 Theban Mapping Project: Measurements. American Research Center in Egypt, abgerufen am 18. Februar 2024. (englisch)
  2. Nicholas Reeves, Richard. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. Augsburg 2000, S. 126.
  3. Howard Carter: Das Grab des Tut-ench-Amun. 6. Auflage, Brockhaus, Wiesbaden 1981, ISBN 3-7653-0262-7, S. 28.
  4. The Metropolitan Museum of Art: Tutankhamun’s Funeral. Yale University Press, New York 2010, ISBN 978-0-300-16735-1, S. 67

Koordinaten: 25° 44′ 23″ N, 32° 36′ 9″ O