Kapitelstraße (Lübeck) – Wikipedia
Die Kapitelstraße ist eine Straße der Lübecker Altstadt.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die etwa 100 Meter lange Kapitelstraße befindet sich im südwestlichen Teil der Altstadtinsel (Marien Quartier). Sie verbindet die Mühlenstraße mit der Parade beim Zusammentreffen mit Pferdemarkt und Dankwartsgrube. Die Einmündung zur Parade wurde nach 1945 auf das Grundstück des 1942 zerstörten Hauses Kapitelstraße 8 verlegt, um eine direkte Verbindung zur Dankwartsgrube zu schaffen. Diese verkehrstechnische Maßnahme wurde inzwischen wieder zurückgebaut, wodurch eine platzartige Situation entstanden ist.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Straße wird 1309 erstmals urkundlich erwähnt, unter dem lateinischen Namen Parva platea inter plateam arenae et plateam molendinorum (Kleine Straße zwischen dem Pferdemarkt und der Mühlenstraße). 1387 ist die Bezeichnung Papenstrate by dem Dome verzeichnet, die 1441 auf Papenstrate verkürzt erneut erscheint. 1852 wird Pfaffenstraße bei der Parade als Straßenname amtlich festgelegt, 1884 aber zum heutigen Namen geändert, der auf das bis zur Säkularisation 1804 bestehende Domkapitel Bezug nimmt.
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kapitelstraße 4, Backsteinrenaissance-Haus mit Treppengiebel des späten 16. oder frühen 17. Jahrhunderts
- Kapitelstraße 5, auf das 14. Jahrhundert zurückgehendes Renaissancegebäude von 1581 mit einer Backstein-Rokokofassade aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wohnhaus des Stadtkommandanten Egmont von Chasôt
- Kapitelstraße 6, um 1450 erbautes gotisches Bürgerhaus mit Treppengiebel des 18. Jahrhunderts
- Kapitelstraße 7, Kurie der Dom-Vikare, auf das 15. Jahrhundert zurückgehendes klassizistisch überformtes Haus von etwa 1800, ab September 1755 bis 1873 Kapelle der katholischen Gemeinde in Lübeck[1]
- Kapitelstraße 8, Grundstück einer ehemaligen Domherren-Kurie, von der nur ein Schuppen sowie Kelleranlagen des 14. Jahrhunderts erhalten sind. Hier verbrachte der Kunsthistoriker Karl Friedrich von Rumohr seine beiden letzten Lebensjahre.[2] Danach Wohnsitz des Richters am Oberappellationsgericht der vier Freien Städte Ernst Adolf Theodor Laspeyres und nach diesem Sitz der von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit eingerichteten Gewerbeschule und ein Unterrichtslokal des Lehrer-Seminars, bevor es 1903 sein eigenes Schullehrerseminarhaus erhielt. Später richtete Maler und Museumsdirektor Willibald Leo von Lütgendorff-Leinburg hier seine Kunstschule ein.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- W. Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889.
- Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck – Denkmalgeschützte Häuser. Über 1000 Porträts der Bauten unter Denkmalschutz in der Altstadt. Nach Straßen alphabetisch gegliedert. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1999, ISBN 3-7950-1231-7.
- Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jg. 11, 1909, ISSN 0083-5609, S. 215–292 (Auch Sonderabdruck: 1909).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Everhard Illigens: Geschichte der Lübeckischen Kirche von 1530 bis 1896. Das ist Geschichte des ehemaligen katholischen Bistums und der nunmehrigen katholischen Gemeinde, sowie der katholischen Bischöfe, Domherren und Seelsorger zu Lübeck von 1530 bis 1896. Schöningh, Paderborn 1896, S. 86f., dort auch Abdruck des Pachtvertrags.
- ↑ Wilhelm Brehmer: Lübeckische Häusernamen nebst Beiträgen zur Geschichte einzelner Häuser. H. G. Rathgens, Lübeck 1890, S. 73
Koordinaten: 53° 51′ 47,3″ N, 10° 41′ 8,7″ O